Objektive (Filtergewinde) ausbeulen

Sollte es trotz größter Vorsicht und umsichtigen Handeln doch einmal dazu gekommen sein, dass Deine Kamera irgendwo angeeckt bist, so ist von diesem Zwischenfall meist das Filtergewinde betroffen.

An dieser Stelle ließe sich natürlich trefflich darüber philosophieren, wieso man im Internet so viele Anleitungen zu diesem Thema findet, da es ja gar nicht vorkommen kann, das eine solche Delle auftritt.
·    Entweder man hatte einen Filter vor der Linse, so dass dieser wahrscheinlich sein Leben für das Objektivgewinde hingegeben hätte.
·    Es ja sowieso unsinnig ist, einen Filter als Schutz vor dem Objektiv zu haben, da es sowieso noch bei niemand einen Fall gegeben hätte, in welchem ein Filter Schäden hätte verhindern können.  (siehe UV-Filter-Diskussion)
Äh, ja, was denn jetzt?....

Entgegen dem ersten Reflex solltest Du Dellen in Filtergewinden nicht mit Zangen zu Leibe rücken, da Du das Gewinde mit Sicherheit beschädigst! Zur Reparatur benötigst Du eine Dachlatte und ein weiteres Stück Holz, z.B. einen Besenstiel, als Werkzeug reicht einen Säge.

An der Dachlatten zeichnest Du den Außenradius des unbeschädigten Objektivdurchmessers an und sägst diesen dann aus. So erhältst Du eine Rundung, in welche die beschädigte Objektivvorderseite möglichst exakt hineinpassen sollte. Der Ausschnitt bildet die Form, um das filtergewinde wieder zurück zu biegen. In dieser Rundung fixierst Du das betroffene Objektiv so, dass die Delle ganz unten  in der eingesägten Mulde liegt. Optimal ist dazu die Hilfe einer zweiten Person, die das Objektiv richtig festhält. Mit einem zweiten Stück Holz (z.B. Rundmaterial, Besenstiel…) kannst Du jetzt möglichst senkrecht an der Delle ansetzen und das Filtergewinde vorsichtig zurückbiegen. Die Gewindegänge werden dabei eigentlich recht wenig beschädigt, da das Holz wesentlich weicher ist als das Filtergewinde, welches meist aus einer Aluminiumlegierung besteht.
Du solltest mit sanftem Druck  beginnen  falls dieses nicht den geünschten Erfolg bringt mit leichten Schlägen weiter arbeiten. Diese kannst Du dann langsam steigern, damit das Material nicht bricht. Natürlich musst Du auf die ungeschützte Frontlinse acht geben. Wichtig bei einer solchen Aktion ist, dass Du diese Arbeiten bei Zimmertemperatur durchführst und nicht auf freiem Feld in eisiger Kälte, in der ungeheizten Garage im Winter, oder am durchgekühlten Objektiv. Denn auch Metall wird bei Kälte spröde und kann dann brechen. Es ist jedoch nicht zweckmäßig das Objektiv zusätzlich noch zu erwärmen.

Nach der erfolgreichen Entfernung der Verformung ist meist noch ein wenig Reinigungs-, Feil- und Pinselarbeit notwendig.
Beschädigungen am Lack an der Außenseite des Objektivs stören nur das Aussehen des Objektivs, auf der Innenseite (auch im Filtergewinde) können jedoch an nicht (mehr) lackierten, hellen oder glänzenden Stellen Reflektionen auftreten, welche die Brillanz der Bilder mindern können. Diese  lassen sich leicht mit tiefschwarzem, seidenmattem (RAL 9005) Email-Lack übermalen, wie es ihn in kleinen Döschen im Modellbauhandel gibt (z.B. Revell 32302). Wer viel Geld ausgeben will, kann natürlich auch original Kameralack kaufen.

Festsitzende Filter auf Objektiven lassen sich mit sogenannten Filterschlüsseln entfernen.  Hat man solch ein Werkzeug nicht, so ist alternativer Lösungsansatz, noch zwei oder drei Filter mittelfest aufzuschrauben! Alle Filter werden dann zusammen, also der fest sitzende und die neu aufgeschraubten, mit Klebeband  umwickelt. Das auf diese Weise entstandene Paket ermöglicht es in vielen Fällen, den fest sitzenden Filter zu entfernen, weil dieser sich als ganzes Paket besser greifen läßt. Dabei ist allerdings wichtig, Klebeband zu verwenden, welches sich später gut wieder lösen läßt und die "Hilfsfilter" wirklich nur mittelfest aufzuschrauben. Ist das Paketchen abgeschraubt, bekommt man zu fest angeschraubte Filter erst recht nicht mehr auseinander! 

Zum Schluß dieses Kapitels nochmals eine kleine Übersicht gängiger Fehler und Möglichkeiten der Ersten Hilfe.

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