Kälte

Um das Fotografieren im Winter oder allgemeiner ausgedrückt bei  Kälte, macht man sich im allgemeinen recht wenig Gedanken.  Eventuell noch darum, dass die Kamera nicht in den Schnee fällt oder durch Schneefall nass wird, oder darüber wie man verhindern kann, dass Schneeflocken auf die Frontlinse fallen und dann im Bild sichtbar sind. Gegen das letztgenannte hilft, genau wie gegen Regen recht gut eine ordentliche Streulichtblende. Das natürlich nur, wenn der Regen nicht zu schräg fällt.

 

Stromversorgung

Es gibt aber auch noch weitere Probleme zu denen Du Dir frühzeitig, nämlich vor dem Verlassen des Hauses, Gedanken machen solltest, es geht um die Stromversorgung! Einige alte analoge Kameras konnten noch ohne Akkus oder Batterien auskommen, oder aber hatten einen mechanischen Notbetrieb.  Moderne digitale, aber auch analoge Kameras jedoch sind ohne Strom nicht mehr einsetzbar.

Im Gegensatz zu Lithium-, NiCd- oder NiMH-Batterien/Akkus sind alle anderen Typen von Energiespeichern nicht wirklich für den Einsatz bei Kälte geeignet! Die drei angesprochenen Batterie- /Akkutypen können Ihre gespeicherte Energie auch noch bei geringen Temperaturen abgeben!
Daher solltest Du, um die Stromversorgung der Kamera auch bei großer Kälte zu gewährleisten, entweder  einen der drei oben genannten Energiespeicher einsetzten (wenigstens für Fototouren bei niedrigen Temperaturen), oder aber immer Ersatzbatterien bzw. Akkus dabei haben. Damit diese nicht zu sehr abkühlen packst Du sie am besten in eine Tasche dicht am Körper.

Dieses gilt natürlich auch für alle Geräte und Funktionen, die nicht mit Lithium-Batterien, NiCd- oder NiMH-Akkus ausgerüstet sind und viel Leistung verbrauchen, der eingebaute Blitz in der Kamera, externe Blitzgeräte, Motoren und Winder, schnelle Serienaufnahmen, externe Belichtungsmesser....
Es ist jedoch nicht so, dass Batterien und Akkus sich durch die Kälte entladen würden, sie geben einfach keine Energie mehr ab! Sind sie wieder warm, kann man sie wieder verwenden. Es kann also eine Hilfe sein, wenn Du sie in die Hosentasche steckst um sie wieder aufzuwärmen! Dann funktionieren sie wieder, wenigstens so lange sie warm genug sind! Wenn Du also vor hast in der Kälte zu fotografieren, solltest  Du einen Satz oder besser zwei Sätze Akku oder Batterien am Körper mitführen. So kannst Du wechseln und wieder aufwärmen. Da das herausholen aus den Taschen nah am körper meist bedingt, dass man die darüberliegenden kleidungsstücke, wenigstens zum Teil, öffnet und einem damit wieder selbst kalt wird, ist eine Tasche mit Taschenwärmer in denen die Batterien und Akkus (und natürlich auch die Hände) aufwärmen können eine Sache, über die es sidch lohnt nachzudenken. Mehr dazu im Verlauf dieses Artikels.

Kondensation

Während das Verlassen von warmer Umgebung mit  warmer Ausrüstung meist kein großes Problem darstellt, ist das Betreten warmer Umgebung mit kalter Ausrüstung meist ein echtes Problem. Kalte Luft kann wenig Feuchtigkeit aufnehmen, die "überschüssige" Luftfeuchtigkeit aus der sich abkühlenden warmen Luft kondensiert auf kalten Flächen oder in der kalten Umgebungsluft. Wir sehen dieses im Winter immer wieder an den Atemluftwölkchen, die in der trockenen kalten Luft sichtbar werden. Brillenträger, vor allem mit echtem Glas in der Brille, wissen wie schnell die Sicht weg ist, wenn man mit kalter Brille in einen gut geheizten Raum kommt, die Brille ist in Sekunden völlig beschlagen. 

Gleiches passiert bei der Kamera, allerdings leider nicht ausschließlich auf der Frontlinse! Überall auf den Flächen einer angekühlten Kamera kann Feuchtigkeit kondensieren und Tröpfchen bilden!
Deshalb solltest Du Dir überlegen, ob es sinnvoll ist, die Kamera immer mitzunehmen, wenn Du bloß mal kurz ins Warme gehst. Wenn die Kamera und Objektive erst einmal richtig abgekühlt sind, kann es Stunden dauern, bis sich diese wieder aufwärmen, besonders, wenn sie in einer gut gepolsterten (isolierten) Fototasche/-rucksack) verpackt sind. Bleibt etwa ein Begleiter dem Du vertraust draußen, so lasse die Ausrüstung bei Ihm!  Falls ein Diebstahl nicht zu erwarten ist, lass die Ausrüstung lieber im kalten Auto, als sie mit in die Hütte/Cafe zu nehmen, wenn Du dort bloß ein heißes Getränk zu Dir nehmen willst. Wenn Du natürlich Deinen Fotoausflug für mehrere Stunden unterbrichst, solltest Du die Ausrüstung auch mit hinein bringen.
Einen guten Schutz der Ausrüstung vor Kondenswasser erreichst Du auch, wenn Du Deine Ausrüstung vor dem Betreten der warmen Räume oder Fahrzeuge in einen wasserdichten Beutel oder Sack legst, solange Du noch in der kalten, trockenen Luft bist. Der Sack hält die Luftfeuchtigkeit der warmen Umgebung von der Ausrüstung fern und Du kannst sie, wenn Du wieder draußen in der Kälte bist, wieder herausnehmen ohne das sie Kondenswasser aufgenommen hat!
Wenn Du länger im Warmen bleibst, für eine längere Pause, oder weil Du nicht weiter fotografieren willst,  kannst Du nach ein oder zwei Stunden Deine Ausrüstung aus dem Behälter nehmen. Wenn sie sich ausreichend aufgewärmt hat ist eine Kondenswasserbildung nicht mehr zu befürchten.

Wie schon weiter oben angedeutet, Kondenswasser bildet sich nicht nur auf der Frontlinse, sondern an allen kalten Flächen, an welche warme Luft herankommt! Das kann auch draußen passieren, wenn man versehentlich mal auf den Sucher atmet oder auf die Frontlinse wenn man die Kamera abgesetzt hat, zum Beispiel weil man etwas nachsehen will. Aber auch beim Objektiv- oder Filmwechsel kann es vorkommen, das man unbemerkt in das Gehäuse atmet. Wenn man nicht darauf achtet, kommt das häufiger vor als man denkt. Wenn es draußen warm ist fällt diese garnicht auf, weil die Feuchtigkeit der Atemluft nicht kondensiert oder aber sofort durch die warme Umgebungsluft aufgenommen wird. Im Winter geht das leider nicht. Da bleibt die kondensierte Feuchtigkeit in kleinen Tröpfchen auf den Oberflächen stehen und kann unter Umständen gefrieren! Da hilft nur mit einem trockenen, saugfähigen Tuch sofort die Feuchtigkeit aufzunehmen. Jedoch Vorsicht bei Feuchtigkeit auf besonders empfindlichen Oberflächen wie Sensor oder Verschluss, da kann man duch unvorsichtiges abwischen oder falsche Materialien Schäden anrichten. Dann lieber das Fotografieren beenden und die Feuchtigkeit im Warmen verdunsten lassen, bevor Du Dir Schäden an der kamera einhandelst!
Schwerwiegender sind die Probleme jedoch, wenn Du mit einer richtig kalten Kamera ins Warme gehst! Da es draußen zu ungemütlich ist, verschiebt jeder das endgültige Verpacken der Ausrüstung gerne ins Warme und läßt das lange Tele für die Tierbeobachtung auf der Kamera bis man drinnen beim heißen Kaffee am Tisch sitzt. Dann dort die Tasche auf, das Tele runter, die "offene" Kamera auf den Tisch und das "Immer-drauf-Objektiv" aus der Tasche geholt und montiert. Dann die beiden Deckel auf das Tele und dieses in die Tasche packen.

Während dieser Zeit haben die kalten Oberflächen der Objektive die Feuchtigkeit aus der warmen Umgebungsluft quasi angezogen und auf sich kondensieren lassen. Diese sperren wir durch die Montage der Deckel dann auch noch ein und lassen diese dann möglicherweise für Tage eingesperrt - nicht ganz so gut! Aber nicht nur am Objektiv sammelt sich Kondenswasser auch im geöffneten Kameragehäuse!
Dann schnell die Speicherkarte herausnehmen und mit dem Kartenleser die Daten auf den Rechner ziehen, der Deckel des Kartenschacht bleibt offen, die Karte kommt ja gleich wieder rein! auch hier kann Feuchtigkeit innerhalb des Kameragehäuses kondesieren und wird hinterher wieder eingesperrt. Wassertröpfchen an empfindlichen elektrischen Kontakten! Da werden wahrscheinlich keine so großen Tropfen entstehen, dass Kurzschlüsse zu erwarten währen, aber Korrosion kann auch dort zu Schäden führen, ebenso wie an den Kontakten von Kamera und Objektiv! gleiches gilt für Batterie und Akkuwechsel!
Deshalb - auch wenn es vielleicht schwer fällt. Führt solche Tätigkeiten entweder noch draußen in der kalten, trockenen Luft durch, oder verpackt Eure Ausrüstung wasserdicht und laßt sie sich ordentlich aufwärmen, bevor Ihr Objektive, Akkus, Karten und sonstiges wechselt. Mit Luftfeuchtigkeit müssen wir und unsere Kameras ständig klarkommen, aber ein wenig aufpassen sollte man schon!

Ebenfalls zu beachten sind, besonders für Digitalkameras, die vom Hersteller angegebenen Betriebstemperaturen. Diese liegen meist in einem Bereich von 0-40°C. Verantwortlich für diesen, doch recht engen Temperaturbereich sind meist die LCD-Monitore! Sie enthalten schon dem Namen nach (LCD- Liquid Crystal Display) Flüssigkeitskristalle, die mit niedrigen und besonders hohen Temperaturen nicht gut klarkommen. Bei Minusgraden werden diese nicht unbedingt beschädigt, ich habe mit unseren digitalen Geräten auch schon bei -20°C fotografiert und die Displays waren hinterher nicht defekt, wenn sie aber seltsame Verhaltensweisen an den Tag legen, so könnte die Kälte ein Grund dafür sein.
 

Speicherkarten

Die heute wohl am meisten verbreiteten Speicherkarten wie SD und ihre Geschwister, wie auf die verschiedenen Versionen der CF-Karten sind im umgang mit Kälte wohl unproblematisch, sofern kein Kondenswasser an den kontakten liegt. Meine Recherche im Internet ergab allerdings, dass die heute nicht mehr so verbreiteten MD-Speicherkarten (Microdrives) bei Kälte den Dienst verweigern.
Microdrives gibt es in der Form der CF-Karten, sind allerdings kleine Festplatten und arbeiten was Lesen und Schreiben angeht mit mechanische Teilen. Aufgrund dieser mechanischen Teile sind sie nicht nur stoßempfindlich, sondern scheinbar auch kälteempfindlich.

Festfrieren

Haut kann an kaltem Metall festfrieren! Mit Schaumstoff umwickelte Stativbeine verhindern ein Festfrieren der Hände und ermöglichen ein angenehmeres Tragen des Stativs. Falls Du keinen solchen Schutz an Deinem Stativ hast, so kannst Du statt über 30€ für Hüllen des Herstellers auszugeben, auch Isolierschaum für Heizungsrohre verwenden; diesen gibt es in Meterstücken(2-3€) im Baumarkt für verschiedene Rohrdurchmesser, er ist meist hellgrau, und muss mit Klebeband zugeklebt werden. Er ist auch als Schutz für das Stativ auf Reisen gut geeignet. Allerdings ist er recht weich, so dass man ihn gelegentlich mal erneuern muss.

Der Stativkopf hat allerdings meist keine solche Polsterung und ist meist blankes Metall. Die Griffe sind zwar meist mit Kunststoff oder einem ähnlichen Material überzogen, wer aber ohne Handschuhe beim verstellen abrutscht , im Dunkeln nach den Einstellungen tastet oder versucht den Stativkopf mit der bloßen Hand für ein genaueres Verstellen zu führen, kann festfrieren.
Gleiches kann auch an der Kamera passieren. Bei moderneren Geräten ist diese Gefahr meist als eher gering einzuschätzen da die Gehäuse mit Kunststoffen ummantelt sind. Bei alten Kameras sind jedoch häufig weite Bereiche der Kameraoberfläche unbeschichtet und aus Metall. Dort kann man beim Blick in den Sucher schon mal unglücklich mit dem Gesicht an kaltes Metall gelangen und festfrieren.
Doch auch Besitzer moderner, mit Kunststoff ummantelter, Gehäuse sollten aufpassen! Nämlich dann, wenn sie unter der Kamera eine Schnellwechselplatte oder ähnliches Zubehör angebracht haben und die Kamera mal eben freihand benutzen.  Von daher solltest Du, wenn Du bei großer Kälte nicht beabsichtigst mit Stativ zu arbeiten, eventuell vorhandene Anbauten an der Kamera entfernen.

Der Fotograf und Kälte

Welchen Einfluß Kälte auf die Kamera und das Zubehör haben kann, hast Du gerade gelsen. Wie Kälte auf Dich wirkt, wirst Du vermutlich selbst wissen. Ich möchte hier nichts über warme und geeignete Kleidung schreiben, aber noch ein paar Worte zu vielleicht nützlichem Kleinkram,der nicht zwingend fotografischen "Ursprungs" ist.
Der bereits erwähnte wasserdichte Sack oder  Beutel zum verhindern von kondenswasser an der Kamera kann auch genutzt werden um die Kamera vor Feuchtigkeit und Schnee zu schützen. Immer wieder kommt es vor, das die Kamera auf dem Stativ steht, alles ist vorbereitet, bloß das licht ist noch nicht so toll. Ein Blick an den Himmel läßt vermuten, dass die Wolke in ein paar Minuten vorbeigezogen ist, oder die Sonne hinter dem Berg hervorkommt. Also ist Warten angesagt. Plötzlich kommt Wind auf und weht den Pulverschnee von den nahe gelegenen Bäumen herunter in Deine Richtung, von einem kurzen Schneeschauer oder gar Regen will ich hier nicht anfangen. Auch eine Mülltüte und ein paar Gummiringe zum befestigen sind immer eine gute Sache, wenn man draußen ist.

Worauf ich aber eigentlich hinauswollte war, dass man den Sack gut dazu verwenden kann, um sich mal eben darauf abzustützen oder darauf zu knieen, etwa weil eine tiefe Kameraposition einen besseren oder interessanteren Bildaufbau verspricht. Ich habe auch schon auf einem Feldweg im Schnee gelegen, weil es mir interessant erschien aus einer tief eingefahrenen Treckerspur heraus zu fotografieren. Wenn man nur mal eben im Schnee spazieren geht, trägt ja nicht jeder wasserdichte Expeditionskleidung, sondern vielleicht nur eine Jeans. Da ist dann zwar sicherlich ebenfalls kein wasserdichter Sack dabei, aber um die Kniee trocken zu halten, reicht schon ein Müllbeutel oder eine Einkaufstüte!

Handschuhe, ich habe sie schon weiter oben schon erwähnt, sind ebenfalls beim fotografieren in der kälte zu empfehlen! Aber welche? Dicke und schön warme Winterhandschuhe sind meist nicht geeignet um die Kamera zu halten, noch kann man mit ihnen den Auslöser leicht antippen um die Belichtungsmessung durchzuführen. An ein sanftes Durchdrücken des Auslösers zur Aufnahme mag ich hier garnicht denken. Also, zum fotografieren Handschuhe ausziehen - auch blöd! Also, zum fotografieren zusätzlich andere Handschuhe mitnehmen. Aber welche? Dünnere Handschuhe, welche ein festfrieren und zu kalte Finger verhindern, welche Du dann später, wenn Du nicht mehr fotografierst wieder gegen die dickeren austauscht? Dickere Ffingerhandschuhe, mit denen Du Dein Stativ und die Kamera bedienen kannst, an denen Du zum Auslösen die spitze eines Zeigefingers abgeschnitten hast? Oder vielleicht auch Fingerhandschuhe, bei denen die Fingerkuppen fehlen, die aber eine Überzug, wie ein Fausthandschuh, haben. Dieser wird, wenn Du die Fingerspitzen nicht  zum fotografieren benötigst über die finger gezogen und hält diese warm.

Taschenwärmer könnten auch zur Lösung des "kalte Finger-Problems" beitragen. Es müssen ja nicht unbedingt diese antiquierten Kohlestäbchen Teile sein. Es gibt mittlerweile verschiedene, wiederverwertbare Wärmepackungen. Bei einer Version erhitzt sich ein "Granulat" nachdem man etwas Wasser in den Beutel gegossen hat. Wenn dieser wieder abgekühlt und getrocknet ist, kann er durch erneutes Wässern wieder aktiviert werden. Bekannter sind jedoch sicherlich die Wärmekissen, die es meist bunt bedruckt und in allen möglichen Formen gibt. Diese sind meist durchsichtig, enthalten ein Gel und ein dünnes Metallplättchen. Wenn das Gel weich ist, kannst Du durch Knicken dieses Plättchens das Kissen aktivieren. Es wird sofort warm und reicht, je nach Größe mindestens 30 Minuten. Bei der Erwärmung "härtet" das Gel aus. Du kannst dieses Kissen reaktivieren indem Du es für etwa 10 Minuten in kochendes Wasser legst. Diese Wärmekissen sind wirklich gut, selbst wenn man länger (für mehrere Tage) draußen ist! Spätestens zu den Essenszeiten wird sich wohl jeder irgendwie Wasser kochen! Ich würde das Kissen zwar nicht unbedingt im Tee- oder Kaffeewasser erhitzen, aber meist bleibt ja noch ein Rest heißes Wasser über, der ausreicht um das Gel wieder aufzuweichen und zu reaktivieren.

Das sollte erst einmal reichen! Spätestens im nächsten Winter fällt mir bestimmt noch etwas ein.....

Mein nächster Beitrag beschäftigt sich mit dem Gegenteil von kalt und nass - mit heiß und trocken.

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