Reparieren von Kameras und Objektiven

oder „Sofortmaßnahmen am Unfallort!“

Reparaturen an optischen und/oder elektronischen Geräten setzen ein gewisses mechanisches Geschick sowie Fachwissen voraus, so dass Du heikle Aufgaben an wertvollen Geräten eher dem qualifizierten Service überlassen solltest.
Sendest Du das Ergebnis Deiner Versuche dem Service in Form von  Einzelteilen in vielen kleinen Plastiktütchen zu,  so machst Du Dich nicht nur sehr unbeliebt sondern musst auch eine sehr hohen Rechnung erwarten.
Traust Du Dir eine Reparatur nicht selber zu, solltest Du entweder eine Werkstatt finden, die das Gerät selbst repariert, oder sie selbst direkt zum Hersteller einsenden. Letzteres wird heuzutage der häufigste Weg sein, denn der Fotohändler Deines Vertrauens macht meist auch nichts anderes!
Allerdings dauert es auf diesem Weg  länger und die Rechnung fällt 20 oder 30% höher aus, da der Fotohändler auch gern daran noch verdienen möchte.

Wenn Du dir allerdings eine Reparatur selbst zutraust, ist ordentliches Werkzeug eine sehr wichtige Voraussetzung  für das Gelingen der Reparatur! Das Minimum ist ein Satz ordentlicher kleiner Schraubendreher! Vermurkste Schrauben sind ein Zeichen von Dilettantismus und wirken sowohl auf den Kameraservice als auch auf mögliche Gebrauchtkäufer mehr als bloß abschreckend. Ganz davon abgesehen, dass sich diese Schrauben meist nicht wieder ordentlich befestigen oder agr erneut lösen lassen.

Vermutete Totalschäden sind hervorragend geeignet, einen Grundstock an Erfahrungen zu sammeln. Nach einiger Zeit sieht man sich dann eventuell in der Lage, vorher Zerlegtes auch wieder zusammen zu bekommen. Hierzu ist es nicht bloß nützlich, sich ein gewisses System auszuarbeiten und anzutrainieren, in dem herausgedrehte Schrauben auf dem möglichst aufgeräumten Arbeitsplatz abgelegt werden. Ebenso notwendig ist es das zerlegte Teil möglichst bald wieder zusammenzubauen. Notizen sind dazu ebenso wichtig, wie mit der Digitalkamera aufgenommene Bilder. Wenn irgendwie möglich, solltest Du die Kamera in einer großen, flachen Wanne zerlegen, da kleine Schrauben, Federn und Unterlegscheiben gern außerst mobil werden. Mit Flüssigkeiten (Lösungsmittel, Öl) solltest Du immer äußerst vorsichtig sein. Wattestäbchen, Zahnstocher oder auch Einwegspritzen und Injektionsnadeln helfen, dass sie nur dahin kommen, wo sie auch wirklich hin sollen.

Bei älteren, länger nicht benutzten Kameras und Objektiven verharzen die eingesetzten Öle, was dazu führen kann, dass Blenden und Zentralverschlüsse (vornehmlich bei längeren Zeiten) hängen bleiben. Es kann  möglicherweise helfen, ein betroffenes Teil im Backofen für einige Zeit auf 50° zu erwärmen. Willst  Du eine Kamera benutzen, die einige Zeit herumgelegen hat, solltest Du  sie deshalb vor Einlegen des Films möglichst oft bei verschiedenen Verschlusszeiten auslösen, um Verharzungen zu lösen, die Fette und Öle wieder geschmeidig zu machen und Überbelichtungen zu vermeiden. Hilft dieses nicht, solltest Du versuchen, den Mechanismus (Blende etc.) freizulegen und zu reinigen. Wenn möglich, nicht neu schmieren oder nur geringe Mengen Graphit verwenden, die se lassen sich ganz gut von einem Bleistift abschaben.

Eines der häufigsten Probleme ist, dass sich Kameras nicht mehr spannen und auslösen lassen, weil sie aus irgendeinem Grund blockiert sind. Dieses kann zahlreiche Ursachen haben:

    • Moderne Kameras haben elektromagnetische Auslöser, die nicht auslösen, wenn die Batterie leer ist, ggf. ist auch eine falsche Batterie eingelegt. Viele, gerade alte Batterien sind mittlerwele aufgrund giftiger Bestandteile verboten. Wird dann eine zwar gleich große aber unterschiedlich starke Batterie eingelegt, mag die Kamera vielleicht nicht mehr arbeiten.
    • Bleibt das Problem auch nach dem Batteriewechsel, sind möglicherweise die Kontakte korrodiert, die sich mit einem Glasfaserstift (gibt es im Autozubehör für kleine Roststellen) recht gut reinigen lassen.
    • Die Kamera blockiert allerdings auch, wenn der Film voll ist! In einem solchen Fall bewirkt zurückspulen wahre Wunder.
    • Ist die Elektronik einfach mal verwirrt, kann es helfen, die Batterien für einige Minuten aus der Kamera zu nehmen.
    • Bei mechanischen Kameras kann es hilfreich sein, das Gehäuse (nicht zu fest) auf den Handballen zu schlagen.
    • Manchmal hilft es, wenn Du den Spiegel vorsichtig ein bißchen (hoch) bewegst oder den Selbstauslöser laufen läßt.
    • Scheitert auch dieses, kann man versuchen den Kameraboden abzuschrauben und durch leichtes Bewegen der mechanischen Elemente versuchen, den Verschluss auszulösen oder den Filmtransport wieder zu entriegeln.

    • Gerade bei mechanischen Kameras kann man so schon mal einer alten Schönheit auf die Sprünge helfen und in den verschiedenen Gebrauchtbörsen das ein oder andere Schnäppchen machen. Eine Garantie, dass diese Tipps immer helfen gibt es natürlich nicht.
    • Manche Fehler an digitalen Kameras entstehen durch fehlerhafte, veränderte oder fehlerhaft aufgespielte Firmware (z.B. Stromausfall während der Installation). Ob sich die Firmware dann durch erneutes Aufspielen retten läßt ist nicht sicher. Hier ist dann der Service gefordert.

Diese Liste ist sicherlich nicht vollständig, aber kann wohl als grober Anhalt für die erste Hilfe gelten.

Mit einem Schaden ganz anderer Art beschäftigt sich mein nächster Artikel, mit dem Wasserschaden.

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