Zum Thema Schärfentiefe gehört ebenfalls, dass das größere Filmformat die kleinere Schärfentiefe aufweist. Zwischen KB- und MF (6x6cm) liegen etwa 2 Blenden um die gleiche Schärfentiefe zu erzielen. Eine MF-Kamera musst Du auf Blende 8 stellen, um die gleiche Schärfentiefe zu erreichen wie bei Verwendung einer KB-Kamera mit Blende 4.

Auch dieses Phänomen hat mit dem Abbildungsmaßstab zu tun!
Stelle Dir vor, Du willst ein Portrait machen. Du möchtest Joshis Kopf  formatfüllend auf das Bild bringen. Dazu nehmen wir jeweils das “Normalobjektiv” und fotografieren aus 1,45 Meter Entfernung bei Blende 5,6. Bei der Berechnung des Zerstreuungskreises verwende ich zur Chancengleichheit hier jedes Mal den gleichen Faktor von 1/1500 für alle Formate, auch wenn ich vorhin schrieb, dass dieser nur für KB angewendet wird.

Als erstes stellen wir uns vor, Du verwendest eine Plaubel Großformatkamera mit der Erweiterung auf 8*10Inch (entspricht etwa 18*24cm, die gibt es tatsächlich!). Eigentlich ist es ja nicht ungewöhnlich ein Portrait aus 1,45m Entfernung zu machen, doch hier machst Du eine Makroaufnahme. Der Abbildungsmaßstab ist nahezu 1:1, das heißt, Joshis Kopf füllt das 18 x 24cm Format aus, ohne dabei optisch verkleinert oder vergrößert zu werden. Das ein Portrait eine Makroaufnahme wird, mag Dich überraschen, ist aber bei Großbildkameras tatsächlich oft so.
Eine Faustregel besagt, dass der Abbildungsmaßstab 1:1 erreicht wird, wenn die Entfernung vom Objekt zur Bildebene die vierfache Brennweite beträgt.

Groß-Format 18*24cm 

Normalbrennweite: 300mm

Mittelformat, wieder “Normalbrennweite”, in diesem Falle 80mm. Da Du jedes Mal mit der Normalbrennweite fotografierst, hast Du im Sucher etwa den gleichen Bildausschnitt wie zuvor, doch es ändert sich einiges:

Mittel - Format 6x4,5cm
Normalbrennweite: 80mm        
Abbildungsmaßstab: ca. 1:5
Zerstreuungskreisdurchmesser (80/1500): 0,06mm
Schärfentiefe von ca. 1,36m bis ca. 1,55m

Kleinbild - Format 24x36mm
Normalbrennweite: 43mm (mathematische)
Abbildungsmaßstab: ca. 1:8
Zerstreuungskreisdurchmesser (43/1500): 0,03mm
Schärfentiefe von ca. 1,28m bis ca. 1,67m

Und jetzt digital, schließlich willst Du ja das Foto direkt per Email versenden; als Beispiel APS-C-Sensor.

Digitales APS-C - Format 14,8x22,2mm
Normalbrennweite: 27mm
Abbildungsmaßstab: ca. 1:13
Zerstreuungskreisdurchmesser (27/1500): 0,018mm
Schärfentiefe von ca. 1,21m bis ca. 1,81m

Und jetzt extrem kompakt, eine Digitalkamera mit 1/4 Zoll-Chip, oder Mobiltelefon...
1/4 Zoll-Format 2,6x3,4mm
Normalbrennweite: 4,3mm
Abbildungsmaßstab: ca. 1:80
Zerstreuungskreisdurchmesser (4,3/1500): 0,003mm
Schärfentiefe von ca. 0,63m bis unendlich!
Und jetzt erkennst Du sicherlich auch, warum Mobiltelefone nicht fokussieren brauchen. Ein Gegenstand ist entweder unterhalb der Naheinstellgrenze (und wird deshalb nie scharf abgebildet) oder aber es ist oberhalb der Naheinstellgrenze alles im Bild scharf abgebildet.

Ende der Vorstellung!
Mit Großformat bekamst Du aufgrund des Abbildungsmaßstabs eine Makroaufnahme mit einer Schärfentiefe, die nur von Nase bis Ohren scharf zeichnet und alles Andere in Unschärfe lässt. Bei der Mini-Kompakten ist vom Vordergrund bis zum Horizont alles scharf dargestellt.

Eins erklärt sich an diesen Beispielen sehr leicht!
Nämlich, warum es mit Kameras mit kleinem Bildsensor so schwierig ist, Schärfentiefe kreativ, oder aber wenigstens selektiv, einzusetzen. Selbst bei der EOS 400D ist die Schärfentiefe rund 50% größer, als bei einer konventionellen, analogen EOS.
Die Optik an einer Digitalen Kamera (Vollformat mal ausgenommen) muss schon sehr lichtstark sein, wenn Du geringe Schärfentiefe erzielen willst. Wir erinnern uns: große Blendenöffnung – kleine Schärfentiefe!
 
Und jetzt ab in den Makrobereich!
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