Die Leitzahl (LZ) eines Blitzes

Bei fast allen Blitzgeräten, außer Studioblitzen, wird die Blitzleistung üblicherweise als die sogenannte Leitzahl (LZ) angegeben. Wie hilft Dir diese Angabe weiter, denn die Leitzahl kannst Du ja nun einmal nicht an Deiner Kamera einstellen?
Sie errechnet sich wie folgt:

Blitzreichweite (in Meter) = Leitzahl / Blende

Und was bringt uns jetzt diese Formel?

Mit Hilfe dieser Formel können wir leicht feststellen, ob unser Blitz für eine bestimmte Aufnahmesituation ausreichend stark ist und das alles, ohne die Kamera in die Hand zu nehmen.
Du nimmst die angegebene Leitzahl und teilst diese durch die gewünschte Blende. Am Ergebnis kannst Du sehen, ob die Reichweite ausreichend ist um Dein ??Meter entferntes Motiv bei der gewünschten Blende zu beleuchten.

Ein in die Kamera integriertes Blitzlicht hat meist eine Leitzahl zwischen 10 – 12, nehmen wir für unser Beispiel an LZ 12. Die kleinste Blende des verwendeten Objektives ist 4. Die Reichweite ist also 12/4= 3m, wenn’s reicht – schön, was Du tun kannst wenn nicht – dazu kommen wir noch.
Der umgekehrte Weg ist natürlich auch möglich! Wir kennen üblicherweise die Leitzahl unseres Blitzes und sehen wie weit unser Motiv entfernt ist. Durch Umstellen der Formel können wir ermitteln, welche Blende wir an unserer Kamera einstellen müssen, damit unser Motiv ausreichend beleuchtet wird. Ganz ohne Automatik, Blitzbelichtungsmesser.....Bei modernen Kameras mit integriertem Blitz oder einem geeigneten Systemblitz kann uns das natürlich auch die Kamera sagen, diese wird meist eine Unterbelichtungswarnung geben.
Übrigens - die Gleichung nach der Blende umgestellt:
Blende = Leitzahl / Entfernung in Metern

Aber warum rechnen, wenn Blitz und Kamera das sowieso alles selbst können? Hier ein paar mögliche Gründe für das Rechnen und das Wissen um die Hintergründe, such Dir einen passenden aus!
• Fehler sind einfacher einzugrenzen, wenn man die Zusammenhänge kennt.
• Du willst eine ganz spezielle Aufnahme machen und hast keinen „Probeschuss“, reicht Dein Blitz oder brauchst Du einen anderen? Nicht immer kannst Du alles mitnehmen und alles wiederholen.
• Du hast bisher immer analog fotografiert und für Deine analoge Profikamera einen wirklich guten und teuren Blitz. Jetzt bist Du auf digital umgestiegen und die neue Kamera will mit Deinem Blitz nicht spielen!
So wie auch bei uns, analog mit Canon EOS fotografiert, digital im Canon EOS System geblieben, doch leider sprechen die digitalen Spiegelreflexkameras nicht mit unseren alten Blitzen aus der EZ-Serie. Sie lösen den zwar aus, aber die Belichtungssteuerung funktioniert nicht. Um voll kompatibel zu sein mit den Canon DSLR braucht man mindestens die EX- oder bei den neueren Kameras am besten die EX II-Blitze.
Wenn man nun in der Lage ist, die Belichtungssteuerung durch rechnen selbst im Kopf zu machen, kannst Du Deinen guten alten gewohnten Blitz auch mit der DSLR auslösen und gute Bilder machen.

WARNUNG: Nicht jeder alte Blitz kann mit modernen DSLR verwendet werden, Schäden an der Kamera drohen! Laut meinen Recherchen im Internet verwenden gerade alte Metz Stabblitze (meine persönlichen Favoriten) wie etwa die Geräte der Metz 45 und 60-Serien eine sehr hohe Zündspannung von bis zu 300 Volt. Dieses toastet, falls es denn stimmt, ziemlich sicher die Elektronik Deiner DSLR, sofern Du einen solchen Blitz einfach an den Blitzschuh Deiner Kamera anschließt!
• wird fortgesetzt......der Strobist-Teil kommt später.....

Wenn das Ergebnis Deiner Berechnung nicht zufrieden stellend ist, hast Du verschiedene Möglichkeiten:

    • Mit Kamera und Blitz näher rangehen.
    • DIN/ASA/ISO Einstellungen erhöhen bzw. einen höherempfindlichen Film verwenden, oder diesen pushen.
    • Die Blende weiter öffnen, also aufblenden. Falls das nicht weiter geht, ein lichtstärkeres Objektiv verwenden.
    • Mehr Licht machen, z.B. Beleuchtung einschalten, Dein Motiv näher an ein Fenster oder eine Lichtquelle bringen, zu einer anderen Tageszeit fotografieren oder bei besserem Wetter.
    • Einen stärkeren oder einen weiteren Blitz verwenden, der geeignet aufgestellt und ausgelöst wird.

Manche von Euch werden jetzt sicherlich sagen, „So einfach ist das ja nun nicht, ganz so frei kann ich meine Blende ja nicht wählen, die ist ja auch von der Belichtungszeit abhängig und die ist mit der für die verwendete Kamera als Synchronzeit vorgegeben!“
Ja, das stimmt, auf die verschiedenen Synchronisationsarten und Belichtungsmöglichkeiten möchte ich später  noch genauer eingehen. Aber selbst, wenn wir die Synchronzeit mal außer acht lassen, stecken hier noch weitere Fehlerquellen im Detail! Und zu denen möchte ich jetzt direkt kommen.

Seit offenbar für viele Nutzer die Leitzahl der Geräte zum wichtigsten Auswahlkriterium geworden ist, haben natürlich auch die Werbeleute die Leitzahl  als das Werbeargument schlechthin entdeckt. Seitdem sich die Hersteller von Blitzgeräten auf dem Markt mit immer höheren Leitzahlen zu übertrumpfen versuchen, gibt es für den Käufer und möglicherweise späteren Blitzbenutzer einiges zu beachten.

Da sich aus größeren Reichweiten höhere Leitzahlen errechnen lassen, sind viele Werbeleute der Versuchung erlegen, die LZ bei der Reflektorstellung für die höchste Brennweite anzugeben. Da diese bei verschiedenen Geräten meist nicht identisch ist, lässt sich die Leistung der Geräte nicht mehr direkt vergleichen. Sollen LZ verglichen werden, sind identische Reflektorstellungen/ Leuchtwinkel zu wählen, Standard hierfür war früher einmal 35mm Brennweite.
Viele scheinbar starke Blitzgeräte schrumpfen beim Vergleich bei 35mm Brennweite auf durchschnittliche Größe zusammen – besonders wenn die LZ bei 105mm angegeben ist.
Auf diese Weise wird der tolle LZ 76 (bei 105mm) Blitzhammer schnell eine bei weitem nicht mehr so eindrucksvolle LZ 45 bei 35mm. Leider wird selten eine Tabelle angegeben, aus der man die LZ bei anderen Reflektoreinstellungen ablesen kann.

Wenn wir schon die Blende und die Belichtungszeit beachten müssen, darf ein weiterer wichtiger Faktor natürlich nicht fehlen, nämlich die Filmempfindlichkeit.
Seit vielen Jahren ist es üblich die Leitzahl für eine Belichtung mit 100 ASA an zu geben. Etwas anderes habe ich bisher noch nicht gesehen, es soll aber wohl auch schon Ausnahmen gegeben haben.
Außerdem soll es Geräte gegeben haben, bei denen die Entfernungsangaben in Fuß und nicht in Meter angegeben wurden.
Beide Angaben sind wie bereits angedeutet nicht verbindlich vorgegeben, es bleibt den Firmen überlassen, welche Werte sie zur Ermittlung der LZ für Ihre Geräte nutzen! Da hilft nur genau lesen und im Zweifel nachzufragen.

Falls Du tatsächlich mal einen Blitz finden solltest, für den eine andere ASA-Zahl als 100 angegeben ist, oder Du mal nicht mit 100ASA fotografieren willst, kann Dir folgende Tabelle zur Ermittlung der Leitzahl und damit der Blitzreichweite helfen.
Mit zunehmender Filmempfindlichkeit steigt die Blitzreichweite. Diese kannst Du ermitteln, indem Du die Blitzreichweite mit dem Faktor aus der Tabelle unten multiplizierst.

25 ASA      Faktor: 0,5
50 ASA      Faktor: 0,71
100 ASA    Faktor: 1
200 ASA    Faktor: 1,4
400 ASA    Faktor: 2,0
800 ASA    Faktor: 2,8
1600 ASA  Faktor: 4
3200 ASA  Faktor: 5,6

Ein kurzes Beispiel zur Verdeutlichung.
Der verwendete Blitz hat LZ 24, Du verwendest Blende 5,6, und einen 400ASA Film. Dieses ergibt eine Reichweite von 24/5,6 = 4,3 Meter für 100ASA. Wegen der erhöhten Filmempfindlichkeit kommt noch der Korrekturfaktor 2 (für 400 ASA) dazu. Damit multiplizierst, erhältst Du eine Reichweite von 4,3m*2 = 8,6m.
Du wirst Dich jetzt wundern und fragen, „Aber der 400 ASA Film ist doch um ein vierfaches schneller als der 100 ASA Film, wieso reicht der nur doppelt so weit?“

Und dieses Phänomen erforschen wir im nächsten Teil unseres Fotokurses, welches den Titel „Der Lichtabfall in die Tiefe“ trägt.

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