Licht und Beleuchtung

In diesem Kapitel geht es um Licht. Beginnen wir mit ein paar allgemeine Begriffsbestimmungen zur Beleuchtung, welche sowohl für Kunst- wie auch für das natürliche Licht gelten, es geht um die Lichtrichtung und ihren Einfluß auf unser Bild.
Wenn wir dieses geklärt haben, beschäftigen wir uns mit dem Kunstlicht etwas intensiver, genauer gesagt mit einem seiner möglichen Erzeuger, dem Blitzgerät.   

Lichtrichtungen und ihr Einfluß auf unser Bild

Rückenlicht

rueckenlichtFotografieren mit Rückenlicht verhindert, dass Streulicht von der Lichtquelle (Sonne) in das Objektiv fällt und deshalb die Farben im Bild flau werden oder aber Reflexe entstehen. Rückenlicht führt zu einer schattenarmen Ausleuchtung und plakativen Farben. Dein Schatten darf natürlich nicht im Bild erscheinen! Allerdings kommen die Konturen in Richtung Kamera weniger gut zur Geltung, das Bild kann flach erscheinen.

 

 

 

 

Seitenlicht oder Streiflicht 

seitenlichtSeitenlicht, auch Streiflicht genannt, entsteht, wenn die Lichtquelle, in der Regel die Sonne, etwa im rechten Winkel zur Aufnahme steht. Durch den Schattenwurf wird das Objekt plastischer dargestellt als bei Rückenlicht, Konturen kommen mit dieser Lichtrichtung optimal zur Geltung. Formen und Farben auf der Seite, die im Schatten liegt, sind je nach Kontrast allerdings nicht mehr erkennbar weil sie im Schatten "absaufen".

 

 

 

 

Gegenlicht

gegenlichtBei Gegenlicht-Situationen fotografierst Du gegen die Lichtquelle. Diese Lichtrichtung erlaubt sehr stimmungsvolle Aufnahmen, da transparente Objekte wie Gräser oder Haar hell aufleuchten. Bei undurchsichtigen Objekten kommt im Gegenlicht die Form voll zur Geltung, sie erscheint als Schattenriss, während Farben und Konturen völlig verloren gehen.

Fotografieren mit Gegenlicht ist allerdings nicht ganz einfach. Es stellt erhöhte Anforderungen an Objektivqualität und Sauberkeit, da sonst Reflexe drohen. Auch ist die Belichtung nicht ganz unproblematisch, da die Schatten zu sehr an Zeichnung verlieren, wenn der Belichtungsmesser direkt eine Lichtquelle anmisst. Je nach Situation kann dezentes Aufhellblitzen die zu starken Kontraste mildern. Reflexe lassen sich durch Verstecken der direkten Lichtquelle hinter dem Motiv verhindern.

 

 

 

 

 

 

 

Streulicht oder diffuses Licht

diffuses Licht wirkt langweiligStreulicht oder diffuses Licht findest Du meist im Schatten oder bei bewölktem Himmel. Fehlende Schattenzeichnung und gedämpfte Farben machen es meist schwierig,stimmungsvolle Aufnahmen zu machen. Verträumte Eindrücke oder Stilleben lassen sich jedoch gut mit diffusem Licht umsetzen; viele Bilder sind aber so wie das hier rechts gezeigte einfach Schrott!

 

 

 

 

diffuses Licht hier jedoch mit leichtem SeitenlichtHier links ein weiterer Versuch mit dem gleichen Aufnahmestandort, allerdings hier mit Seitenlicht.

 

 

 

 

 

Theaterlicht

Theaterlicht kommt in der fotografie mit natürlichem Licht nur sehr selten vor, das Motiv wird hier von unten angestrahlt, wie mit einem Bühnenscheinwerfer (daher der Name). Auch mit Kunstlicht sind Aufnahmen ausschließlich mit Thesterlicht eher selten, weil diese Lichtsituation für uns sehr ungewohnt ist. Die nach oben verlaufenden Schatten erscheinen unwirklich und verzerren Gesichter häufig zu Fratzen. In gewissen Situationen kann aber Theaterlicht durchaus eine reizvolle Aufnahmemöglichkeit sein.

Der Übergang zwischen den genannten Lichtsituationen ist jedoch fließend. Steht die Sonne schräg im Rücken, erhält man eine ähnlich plakative Ausleuchtung wie bei reinem Rückenlicht, jedoch mit einem leichten Schattenwurf und verbesserter Konturenzeichnung. Blitzt man bei Gegenlicht, erhält man eine Mischung aus Gegen- und Rückenlicht.

Problematisch ist auch das Fotografieren zur Mittagszeit, wenn die Sonne hoch steht. In dieser Situation kommt das Licht von steil oben. Diese Lichtrichtung führt zu Schlagschatten, wie zum Beispiel den typischen schwarzen Augenhöhlen bei Portraits. Auch ist die Farbtemperatur des Sonnenlichts meist recht hoch, so dass die Bilder bläulich-kühl wirken. Tiefstehende Morgen- oder Abendsonne gibt für stimmungsvolle Aufnahmen wesentlich schöneres Licht zum Fotografieren (sofern es zum Motiv passt).

Die hier beschriebenen Grundsätze über die Lichtrichtung gelten natürlich nicht nur für natürliches Licht, sondern auch für Kunstlicht, mit welchem wir uns im nächsten Abschnitt befassen wollen.

Beleuchten mit Kunstlicht

verschiedene BlitzeKunstlicht zum fotografieren kannst Du mit Blitzgeräten oder Scheinwerfern erzeugen. Wenn Du Halogenscheinwerfer oder Glühlampen verwendest, solltest Du, jedenfalls bei Farbfotografien, beachten, dass deren niedrigere Farbtemperatur zu unschönen Farbstichen führt. Diese lassen sich,wenigstens digital,  recht einfach korrigieren. Dazu kannst Du die Weißabgleichseinstellungen an der Kamera verwenden, einen manuellen Weißabgleich durchführen, oder nach der Aufnahme ein Bildbearbeitungsprogramm verwenden.

Konversionsfilter

Falls Du analog in Farbe fotografierst, ist es in einem solchen Fall notwendig mit Konversionsfiltern zu arbeiten. Konversionsfilter sind Farbfilter, welche die für den entsprechenden Farbstich verantwortlichen Lichtanteile ausfiltern sollen. Vorausgesetzt der Filter ist der richtige für diesen Farbstich bzw. für diese Farbtemeratur. Außerdem besteht  die Möglichkeit mit entsprechenden Filme zu arbeiten, in diesem Beispiel einen Kunstlichtfilm. Zu guter Letzt kann man versuchen später beim ausbelichten (printen) der Bilder durch entsprechende Einstellungen am Vergrößerungsgerät den Farbstich zu entfernen.
Möchtest Du den Farbstich während der Aufnahme durch Konversionsfilter beseitigen, ist es für die optische Qualität Deiner Bilder besser, Folien vor den Scheinwerfern zu verwenden als Glasfilter an der Kamera zu befestigen. Auf diese Weise wird der Farbstich schon an der Entstehung gehindert und Du hast weniger Reflexionsflächen vor Deinem Objektiv.

Bei der Lichtführung mit Kunstlicht wird es in den meisten Fällen wichtig sein, einen natürlichen Eindruck zu erwecken. Ein einzelner Blitz oder Scheinwerfer (Hauptlicht) führt fast immer zu einer sehr harten Ausleuchtung mit ausgeprägten Schlagschatten. Falls dieses erwünscht ist, kein Problem! Du solltest aber den Beleuchtungskontrast kontrollieren und, falls dieser zu hoch ist, zusätzlich den Schatten aufhellen.
Dieses solltest Du so durchführen, dass immer noch Schatten sichtbar bleiben! Schatten stellen Dein Motiv wesentlich plastischer dar und in den meisten Situationen erwarten wir sie in einem Bild. (Die folgende Vorgehensweise funktioniert natürlich auch, wenn natürliches Licht einen zu hohen Beleuchtungskontrast erzeugt, etwa Sonnenschein bei Portraitaufnahmen)
Versuchst Du die Aufhellung mit einem zweiten Scheinwerfer, welcher ebenfalls direkt auf dein Motiv gerichtet ist, wird alles meist noch viel schlimmerer, denn Du erhältst meist völlig unnatürlich wirkende, sich kreuzende Schatten. Eine Lichtsituation, welche mit natürlichem Licht nur sehr selten vorkommt und den Betrachter des Bildes meist irritiert und meist zur Ablehnung der Bildes führt.
Kreuzschatten kannst Du verhindern indem Deine zweite Lichtquelle möglichst weiches Licht abstrahlt um deutlichen Schattenwurf zu verhindern. Licht wird im allgemeinen weicher, je größer die Lichtaustrittsfläche Deiner Lichtquelle wird. Wenn Du einen Blitz oder einen Scheinwerfer hast, kannst Du die weiches Licht erzeugen in dem Du Softboxen oder Reflektoren einsetzt.
Einen einfachen Reflektor erhältst Du, wenn Du das Licht von einer Wand oder einer Zimmerdecke auf das Motiv reflektieren lässt. Dabei solltest Du allerdings darauf achten, dass diese möglichst weiß sein sollten, da farbige Wände oder Decken dem reflektierten Licht einen Farbstich mitgeben können. 
Die einfachste Form eines Reflektors zum Mitnehmen stellt ein einfaches weißes, möglichst festes Blatt Papier dar, welches Du so anbringst oder festhältst, dass es Licht auf Dein Motiv wirft. Das von diesem Blatt reflektierte Licht kann schon ausreichend sein,  um tiefe Schatten, wie sie gerne in den Augenhöhlen von portraitierten Personen auftauchen, aufzuhellen.
Zu diesem Zweck habe ich mir vor Jahren einen kleinen Reflektor aus einem Stück Pappe gebastelt Auf diese Pappe habe ich auf der einen Seite ein Blatt weißen Papier und auf der anderen Seite etwas Alufolie aufgeklebt. 
Das Ganze ist so gefaltet, dass es in meine Fototasche passt.

Die Alufolie sollte zum Aufhellen nicht komplett straff gespannt, sondern leicht zerknittert aufgeklebt sein. Eine straff gespannte Folie reflektiert das Licht zu hart und erzeugt wie ein Spiegel einen harten Lichtkegel und weitere harte Schatten.
Eine anderer preisgünstiger und häufig benutzter Reflektor sind Styropor-Platten, für das Heimstudio sicherlich gut geeignet. Für unterwegs jedoch sicherlich etwas schwierig zu transportieren.

Für meine Strobisten-Versuche habe ich mir kleine weiße Durchlichtschirme, wie auch  silberne Reflektorschirme  bestellt, bisher allerdings noch nicht wirklich intensiv benutzt. Zum Fotografieren nach Strobist kommen wir noch, dort werde ich davon berichten. Nur so viel an dieser Stelle, die billigen Schirmchen, wie ich sie mir bestellt habe funktionieren zum Beleuchten recht gut, sind aber, da der Griff nicht eingeschoben werden kann recht groß und zum "mal eben mitnehmen" oder "immer dabei haben" einfach zu groß. Ausnahme mögen diejenigen sein, die immer ihre Ausrüstung im Trolley hinter sich herziehen.
Die im Zubehör erhältlichen Reflektoren lasse ich hier jetzt erst einmal aus, da mag sich jeder selbst ein Bild von machen. 
Kommen wir im nächsten Abschnitt zu einem bekannten Kunstlichterzeuger!

Dein Motiv

Blitzgeräte - Licht aus der Fototasche

Cullmann BlitzEin weiteres Zubehör, dass wahrscheinlich mehr Fotografierende haben als ein Stativ ist ein externes Blitzgerät, vom eingebauten Blitz mal ganz zu schweigen. Und diejenigen, welche noch keines haben, überlegen sich meist recht lange, ob sie vielleicht doch Eines brauchen.

Wer sich auf dem Markt umsieht, wird beim ersten Mal sicherlich einen Schlag bekommen, wenn es die Preise sieht. Leistungsstarke Systemblitze des Kamerahersteller oder der namhaften Blitzgerätehersteller können einem den Spaß am Gerät schon vermiesen. Die Flaggschiffe der Serien kosten zum Teil mehr als eine Amateur-(D)SLR mit ein oder zwei Kit-Objektiven.
Immer neue, markenabhängige, Mess- und Steuerungssysteme erschweren die Entscheidung weiter, der Gebrauchtmarkt ist voll mit den unterschiedlichsten Geräten verschiedenster Hersteller. Internetforen und Kundenrezensionen bei Internetshops sind voll mit Berichten über Inkompatibilitäten oder Fragen wie „Passt der XY-Blitz auf meine ABC 32 DSLR!“
Aus diesem Grund ist der Gebrauchtmarkt, gerade nach Weihnachten voll mit fast neuen Blitzgeräten, die verkauft werden, weil sie doch nicht so funktionieren, wie erwartet.

Was kannst Du mit Blitzgeräten machen?
    • Beleuchten, wenn's sonst zu dunkel ist
    • schnelle Bewegungen einfrieren
    • Konturen betonen, durch gezieltes Schaffen von Schatten
    • Kontraste mildern durch Aufhellen von zu tiefen Schatten
    • wesentliche Bildteile durch Aufhellen hervorheben
    • durch Kunstlicht entstandene Farbstiche „wegblitzen“
    • und noch Einiges mehr.

In diesem Kapitel, welches sich ab hier meist mit dem Blitzgerät und der Arbeit mit eben diesem befasst, möchte ich zuerst einmal, auf die häufigst verwendeten „Grundbegriffe“ eingehen, welche mit diesem Gerät verbunden sind. Unabhängig von den verschiedenen Steuerungssystemen welche Systemkameras ermöglichen bzw. nutzen. Es geht los mit der Leitzahl.

Die Leitzahl (LZ) eines Blitzes

Bei fast allen Blitzgeräten, außer Studioblitzen, wird die Blitzleistung üblicherweise als die sogenannte Leitzahl (LZ) angegeben. Wie hilft Dir diese Angabe weiter, denn die Leitzahl kannst Du ja nun einmal nicht an Deiner Kamera einstellen?
Sie errechnet sich wie folgt:

Blitzreichweite (in Meter) = Leitzahl / Blende

Und was bringt uns jetzt diese Formel?

Mit Hilfe dieser Formel können wir leicht feststellen, ob unser Blitz für eine bestimmte Aufnahmesituation ausreichend stark ist und das alles, ohne die Kamera in die Hand zu nehmen.
Du nimmst die angegebene Leitzahl und teilst diese durch die gewünschte Blende. Am Ergebnis kannst Du sehen, ob die Reichweite ausreichend ist um Dein ??Meter entferntes Motiv bei der gewünschten Blende zu beleuchten.

Ein in die Kamera integriertes Blitzlicht hat meist eine Leitzahl zwischen 10 – 12, nehmen wir für unser Beispiel an LZ 12. Die kleinste Blende des verwendeten Objektives ist 4. Die Reichweite ist also 12/4= 3m, wenn’s reicht – schön, was Du tun kannst wenn nicht – dazu kommen wir noch.
Der umgekehrte Weg ist natürlich auch möglich! Wir kennen üblicherweise die Leitzahl unseres Blitzes und sehen wie weit unser Motiv entfernt ist. Durch Umstellen der Formel können wir ermitteln, welche Blende wir an unserer Kamera einstellen müssen, damit unser Motiv ausreichend beleuchtet wird. Ganz ohne Automatik, Blitzbelichtungsmesser.....Bei modernen Kameras mit integriertem Blitz oder einem geeigneten Systemblitz kann uns das natürlich auch die Kamera sagen, diese wird meist eine Unterbelichtungswarnung geben.
Übrigens - die Gleichung nach der Blende umgestellt:
Blende = Leitzahl / Entfernung in Metern

Aber warum rechnen, wenn Blitz und Kamera das sowieso alles selbst können? Hier ein paar mögliche Gründe für das Rechnen und das Wissen um die Hintergründe, such Dir einen passenden aus!
• Fehler sind einfacher einzugrenzen, wenn man die Zusammenhänge kennt.
• Du willst eine ganz spezielle Aufnahme machen und hast keinen „Probeschuss“, reicht Dein Blitz oder brauchst Du einen anderen? Nicht immer kannst Du alles mitnehmen und alles wiederholen.
• Du hast bisher immer analog fotografiert und für Deine analoge Profikamera einen wirklich guten und teuren Blitz. Jetzt bist Du auf digital umgestiegen und die neue Kamera will mit Deinem Blitz nicht spielen!
So wie auch bei uns, analog mit Canon EOS fotografiert, digital im Canon EOS System geblieben, doch leider sprechen die digitalen Spiegelreflexkameras nicht mit unseren alten Blitzen aus der EZ-Serie. Sie lösen den zwar aus, aber die Belichtungssteuerung funktioniert nicht. Um voll kompatibel zu sein mit den Canon DSLR braucht man mindestens die EX- oder bei den neueren Kameras am besten die EX II-Blitze.
Wenn man nun in der Lage ist, die Belichtungssteuerung durch rechnen selbst im Kopf zu machen, kannst Du Deinen guten alten gewohnten Blitz auch mit der DSLR auslösen und gute Bilder machen.

WARNUNG: Nicht jeder alte Blitz kann mit modernen DSLR verwendet werden, Schäden an der Kamera drohen! Laut meinen Recherchen im Internet verwenden gerade alte Metz Stabblitze (meine persönlichen Favoriten) wie etwa die Geräte der Metz 45 und 60-Serien eine sehr hohe Zündspannung von bis zu 300 Volt. Dieses toastet, falls es denn stimmt, ziemlich sicher die Elektronik Deiner DSLR, sofern Du einen solchen Blitz einfach an den Blitzschuh Deiner Kamera anschließt!
• wird fortgesetzt......der Strobist-Teil kommt später.....

Wenn das Ergebnis Deiner Berechnung nicht zufrieden stellend ist, hast Du verschiedene Möglichkeiten:

    • Mit Kamera und Blitz näher rangehen.
    • DIN/ASA/ISO Einstellungen erhöhen bzw. einen höherempfindlichen Film verwenden, oder diesen pushen.
    • Die Blende weiter öffnen, also aufblenden. Falls das nicht weiter geht, ein lichtstärkeres Objektiv verwenden.
    • Mehr Licht machen, z.B. Beleuchtung einschalten, Dein Motiv näher an ein Fenster oder eine Lichtquelle bringen, zu einer anderen Tageszeit fotografieren oder bei besserem Wetter.
    • Einen stärkeren oder einen weiteren Blitz verwenden, der geeignet aufgestellt und ausgelöst wird.

Manche von Euch werden jetzt sicherlich sagen, „So einfach ist das ja nun nicht, ganz so frei kann ich meine Blende ja nicht wählen, die ist ja auch von der Belichtungszeit abhängig und die ist mit der für die verwendete Kamera als Synchronzeit vorgegeben!“
Ja, das stimmt, auf die verschiedenen Synchronisationsarten und Belichtungsmöglichkeiten möchte ich später  noch genauer eingehen. Aber selbst, wenn wir die Synchronzeit mal außer acht lassen, stecken hier noch weitere Fehlerquellen im Detail! Und zu denen möchte ich jetzt direkt kommen.

Seit offenbar für viele Nutzer die Leitzahl der Geräte zum wichtigsten Auswahlkriterium geworden ist, haben natürlich auch die Werbeleute die Leitzahl  als das Werbeargument schlechthin entdeckt. Seitdem sich die Hersteller von Blitzgeräten auf dem Markt mit immer höheren Leitzahlen zu übertrumpfen versuchen, gibt es für den Käufer und möglicherweise späteren Blitzbenutzer einiges zu beachten.

Da sich aus größeren Reichweiten höhere Leitzahlen errechnen lassen, sind viele Werbeleute der Versuchung erlegen, die LZ bei der Reflektorstellung für die höchste Brennweite anzugeben. Da diese bei verschiedenen Geräten meist nicht identisch ist, lässt sich die Leistung der Geräte nicht mehr direkt vergleichen. Sollen LZ verglichen werden, sind identische Reflektorstellungen/ Leuchtwinkel zu wählen, Standard hierfür war früher einmal 35mm Brennweite.
Viele scheinbar starke Blitzgeräte schrumpfen beim Vergleich bei 35mm Brennweite auf durchschnittliche Größe zusammen – besonders wenn die LZ bei 105mm angegeben ist.
Auf diese Weise wird der tolle LZ 76 (bei 105mm) Blitzhammer schnell eine bei weitem nicht mehr so eindrucksvolle LZ 45 bei 35mm. Leider wird selten eine Tabelle angegeben, aus der man die LZ bei anderen Reflektoreinstellungen ablesen kann.

Wenn wir schon die Blende und die Belichtungszeit beachten müssen, darf ein weiterer wichtiger Faktor natürlich nicht fehlen, nämlich die Filmempfindlichkeit.
Seit vielen Jahren ist es üblich die Leitzahl für eine Belichtung mit 100 ASA an zu geben. Etwas anderes habe ich bisher noch nicht gesehen, es soll aber wohl auch schon Ausnahmen gegeben haben.
Außerdem soll es Geräte gegeben haben, bei denen die Entfernungsangaben in Fuß und nicht in Meter angegeben wurden.
Beide Angaben sind wie bereits angedeutet nicht verbindlich vorgegeben, es bleibt den Firmen überlassen, welche Werte sie zur Ermittlung der LZ für Ihre Geräte nutzen! Da hilft nur genau lesen und im Zweifel nachzufragen.

Falls Du tatsächlich mal einen Blitz finden solltest, für den eine andere ASA-Zahl als 100 angegeben ist, oder Du mal nicht mit 100ASA fotografieren willst, kann Dir folgende Tabelle zur Ermittlung der Leitzahl und damit der Blitzreichweite helfen.
Mit zunehmender Filmempfindlichkeit steigt die Blitzreichweite. Diese kannst Du ermitteln, indem Du die Blitzreichweite mit dem Faktor aus der Tabelle unten multiplizierst.

25 ASA      Faktor: 0,5
50 ASA      Faktor: 0,71
100 ASA    Faktor: 1
200 ASA    Faktor: 1,4
400 ASA    Faktor: 2,0
800 ASA    Faktor: 2,8
1600 ASA  Faktor: 4
3200 ASA  Faktor: 5,6

Ein kurzes Beispiel zur Verdeutlichung.
Der verwendete Blitz hat LZ 24, Du verwendest Blende 5,6, und einen 400ASA Film. Dieses ergibt eine Reichweite von 24/5,6 = 4,3 Meter für 100ASA. Wegen der erhöhten Filmempfindlichkeit kommt noch der Korrekturfaktor 2 (für 400 ASA) dazu. Damit multiplizierst, erhältst Du eine Reichweite von 4,3m*2 = 8,6m.
Du wirst Dich jetzt wundern und fragen, „Aber der 400 ASA Film ist doch um ein vierfaches schneller als der 100 ASA Film, wieso reicht der nur doppelt so weit?“

Und dieses Phänomen erforschen wir im nächsten Teil unseres Fotokurses, welches den Titel „Der Lichtabfall in die Tiefe“ trägt.

Der Lichtabfall in die Tiefe

Wir haben uns im vorigen Abschnitt gefragt, warum sich bei einer Erhöhung der Film-/Sensorempfindlichkeit von 100 auf 400ASA, die nutzbare Blitzreichweite bloß verdoppelt?
An diesem Phänomen ist der Lichtabfall in die Tiefe schuld! Doch, was ist das?

Grafik LichtabfallStell Dir einen Blitz vor, mit einer gewissen Lichtleistung. Über eine Distanz von 1 Meter beleuchtet er in unserem Gedankenexperiment eine Fläche von 1,5m x 1m, also 1,5m². Sofern wir nun weder die Reflektoreinstellung, noch die Leistung verändern oder eine andere Streuscheibe einsetzen, wird dieser Blitz auf die doppelte Entfernung eine Fläche von 3m x 2m, also 6m² beleuchten! Die beleuchtete Fläche vergrößert sich, da die Lichtstrahlen nicht parallel abgestrahlt werden, sondern in einem gewissen Winkel, der durch die Bauart des Blitzes vorgegeben wird!
Deshalb muss in diesem Fall die gleiche Lichtmenge bei verdoppelter Entfernung die 4fache Fläche beleuchten, sie muss sich auf 6m² verteilen, wo es vorher 1,5m² waren. Das Licht kann in diesem Fall nur noch einen Viertel so hell sein, wie bei einer Entfernung von 1 Meter.

Dieses Phänomen bezeichnet man als "Lichtabfall in die Tiefe", er erfolgt mit dem Quadrat zur Entfernung. Die Tabelle zur Errechnung der Blitzreichweite aus unterschiedlichen ASA-Zahlen (aus dem letzten Abschnitt) lässt den Faktor von 1,4 zur Verdoppelung der ASA-Werte erkennen, dieser Wert ergibt sich als Ergebnis der Wurzel aus 2.

Als Erkenntnis der Betrachtung bleibt:

Ein Blitz hat eine bestimmte Reichweite in der er Deine Motivebene richtig ausleuchten kann. Diese ist unter anderem abhängig von der Blitzleistung und wird Blitzreichweite genannt. Motivteile, welche näher am Blitz sind, werden heller, weiter entfernte Motivteile weniger hell ausgeleuchtet.

Die in geblitzten Fotos so unbeliebten dunklen Hintergründe, entstehen im Wesentlichen durch diesen physikalischen Effekt, genauso wie die mindestens ebenso gefürchteten Überbelichtungen von sehr nah am Blitz befindlichen Objekte/Personen vor der Motivebene!

Der Lichtabfall erfolgt mit dem Quadrat zur Entfernung, eine Verdopplung der Entfernung bewirkt einen Lichtverlust von 2 LW (1/4 des Lichts)!

Hinweis: Beim indirekten Blitzen musst Du natürlich die Wegstrecke berechnen, die das Blitzlicht tatsächlich zurücklegt und nicht die direkte Entfernung zum Motiv. Außerdem sind Reflektionsverluste an der „Bande“ zu erwarten.

Und jetzt machen wir weiter mit einem anderen Grundbegriff aus der Blitzfotografie, er folgt im nächsten Abschnitt, es geht dabei um die Blitzbrenndauer.

Blitzbrenndauer

Wie bereits festgestellt, ist die Reichweite eines Blitzes von seiner Leistung abhängig. 
Da Du aber nicht immer auf maximale Distanz fotografieren willst, muss es irgendwie möglich sein, die Leistung zu reduzieren.
Der erste Gedanke, der wahrscheinlich jedem in den Kopf kommt, ist wohl der, die Helligkeit des Blitzlichtes zu reduzieren. Rein technisch gesehen, ist dieses eigentlich auch überhaupt kein Thema, es birgt aber größere fotografische Probleme: Wird die Helligkeit eines Blitzes reduziert, verändert sich damit in den meisten Fällen auch seine Lichtfarbe – eine Folge, die wir nun gar nicht gebrauchen können, da sie wieder Mischlichtsituationen erzeugt!

Also, was könnte man sonst noch machen?
Wie wir mittlerweile oft genug festgestellt haben, reagiert ein Film nicht nur bei unterschiedlicher Helligkeit mit unterschiedlicher Belichtung, sondern auch bei einer Veränderung der Belichtungszeit. Ein Blitz kurzer Dauer belichtet einen Film weniger als ein Blitz längerer Dauer, sofern er dieses mit gleicher Helligkeit tut. Und damit haben wir unsere Regelungsmöglichkeit gefunden! Die Blitzleistung wird durch die Blitzbrenndauer beeinflusst!

Die Blitzbrenndauer oder Abbrenndauer liegt typischerweise im Bereich einer 1/1000s bei maximaler Leistung (jedenfalls für Kompaktblitzgeräte, bei Studiogeräten kann sie länger sein) und dauert bei kleiner Leistung oft weniger als 1/10.000s.
Auf diese Weise erhalten wir eine Möglichkeit zur kamerainternen Belichtungssteuerung bei Blitzaufnahmen.
In der einfachsten Version der Belichtungsteuerung zur Blitzaufnahme löst die Kamera den Blitz aus und misst die eintreffende Lichtmenge, oder aber der Blitz tut es selbst. Ist die Lichtmenge für eine richtige Belichtung ausreichend, wird der Blitz abgestellt, man spricht in diesem Fall von abregeln.

Einen wesentlichen Punkt zur Belichtungssteuerung an Kameras haben wir jetzt aber noch ausgelassen, die Belichtungszeit. Sie wird beeinflusst durch die X-Synchronisation, mit der wir uns im nächsten Abschnitt beschäftigen.

Die X-Synchronzeit

Die ganze Erklärung über die Blitzbrenndauer ist zwar für sich gesehen ganz schön und gut, nützt allerdings wenig, wenn man nicht die Belichtungszeit der Kamera betrachtet. Die Blitzbrenndauer und die Belichtungszeit der Kamera müssen nämlich noch aufeinander abgestimmt, oder, wie man sagt synchronisiert werden!

Wie wir im letzten Abschnitt gelernt haben, leuchtet der Blitz nur sehr kurz, deshalb muss zu diesem Zeitpunkt der Kameraverschluss auch vollständig geöffnet sein.
Wie wir aus Kapitel Eins wissen, erreichen Schlitzverschlüsse zwar sehr kurze Belichtungszeiten, öffnen allerdings (ab einer gewissen Belichtungszeit) während dieser Zeit nie vollständig.
Der erste Verschlussvorhang wandert los und gibt den Film frei, der zweite Verschlussvorhang schließt jedoch bereits wieder, bevor das ganze Filmformat freigegeben worden ist. Es wandert daher ein Lichtspalt über den Film, dessen Breite mit kürzer werdender Belichtungszeit ebenfalls immer schmaler wird. Der ganze Film hat zwar die gleiche Lichtmenge erhalten, genau betrachtet allerdings zu unterschiedlichen Zeiten!

Aufgrund dieses unterschiedlichen Zeitpunktes der Belichtung ergibt sich für Schlitzverschlüsse eine untere Grenze der zum Blitzen nutzbaren Belichtungszeit! Dieses ist die kürzeste Zeit, innerhalb welcher der Verschluss gerade noch vollständig geöffnet wird. Diese Zeit wird X-Synchronisationszeit genannt und wird bei Kameras in den technischen Daten angegeben. Moderne Kameras stellen diese Zeit automatisch ein, sofern das eingebaute Blitzgerät aktiviert, oder ein externes Blitzgerät mit der Kamera verbunden wird. Nur bis zu dieser Zeit ist "konventionelles" Blitzen möglich! Es gibt auch andere Möglichkeiten, zu denen wir noch im Verlauf dieses Kapitels noch kommen werden,  jedoch lohnt sich hier eine etwas genauere Betrachtung der Vorgänge.

Zur Verdeutlichung! Wird ein Blitzgerät bei einer kürzeren Verschlusszeit als der X-Synchronzeit gezündet, so kann nur ein Streifen des Negativs mittels Blitzlicht belichtet werden, manche Teile erhalten kein Blitzlicht, weil dieses an dem vorbei wandernden Verschlussvorhang abgeprallt ist.
Mit Verschlusszeiten länger als der X-Synchronisationszeit kann problemlos fotografiert werden, der Verschluss ist auf jeden Fall komplett geöffnet. Ob Du dann Verwischungen oder andere Phänomene auf Deinen Fotos hast, ist etwas völlig anderes!
In dieser Betrachtung geht es jetzt erst einmal ausschließlich darum, das man mit längeren Zeiten als der X-Synchronzeit fotografieren kann, welches in manchen Publikationen bestritten wird.
Ob Deine Kamera dieses verhindern möchte und wie wirkungsvoll sie dieses dann tatsächlich auch tut, ist wieder etwas ganz anderes.

Die X-Synchronisationszeit ist eine wesentliche Funktionen einer Kamera, sofern es um Blitzfotografie geht - je kürzer desto besser! Eine kurze Synchronzeit macht die Kamera zwar teurer, der Versuch jedoch, eine lange Synchronzeit durch erhöhte Blitzleistung auszugleichen geht aber bedeutend mehr ins Geld. Die meisten Kameras haben eine X-Synchronzeit zwischen 1/60s (Einsteiger-Kamera beziehungsweise älteres Modell) und 1/300s (Topklasse für professionellen Gebrauch), bei derzeit aktuellen Kameras sind es meist 1/200 sec.

Exkurs!
Das "X" in X-Synchronisation hat historischen Ursprung. X-Synchronisation für Elektronenblitzgeräte und M-Synchronisation für Magnesiumblitzbirnen. Blitzbirnen, welche Magnesiumfäden verbrannten, mussten geringfügig vor dem Öffnen des Verschlusses gezündet werden, damit sie sich vollständig entzündet hatten und brannten dann während der gesamten Belichtungszeit. Als erste Elektronenblitzgeräte auftauchten, mussten diese zu einem anderen Zeitpunkt gezündet werden, deshalb entstand die X-Synchronisation. Manchmal findet man noch eine alte Kamera mit Möglichkeit für x- und M-Synchronisation.

Exkursende!

Weiter geht es mit der Kurzzeitsynchronisation, einer vermeintlichen Möglichkeit, die X-Synchronzeit doch zu unterschreiten. Schauen wir mal!

Kurzzeitsynchronisation (im Gegensatz zu X-Synchronisation)

Moderne Kameras verfügen mittlerweile häufig über die so genannte Kurzzeitsynchronisation, eine Funktion die in der Werbung meist recht gerne behandelt wird. Wenn man der Werbung glauben darf, stellt die Kurzzeitsynchronisation eine Möglichkeit dar, die X-Synchronzeit zu unterschreiten.
Die Blitzleistung wird in diesem „Blitzmodus“ nicht in einem einzigen Blitz abgegeben, sondern in eine Anzahl kleiner Blitze aufgeteilt. Diese kleineren Blitze werden dann über die gesamte Verschlusslaufzeit gleichmäßig abgegeben.
Auf diese Weise soll der gesamte Bildbereich durch das Blitzlicht belichtet werden, auch wenn der Verschluss nie vollständig geöffnet ist. Blitzen mit kürzeren Zeiten als der X-Synchronisationszeit wird dadurch möglich.

Ebenso logisch erscheint jedoch auch die folgende Idee:
Bei Mischlichtaufnahmen (z.B. mit Aufhellblitz) könnte man die Belichtungszeit verkürzen. Dieses ließe sich ausgleichen, indem die Blende mehr geöffnet würden. Durch Verwendung einer größeren Blende müsste sich eigentlich die nutzbare Blitzreichweite erhöhen. Beides löst unser Problem nicht so richtig - eine kurze Überlegung zeigt Dir auch warum.

Angenommen, deine Kamera hat eine X-Synchronzeit von 1/250s. Stellst Du 1/500s ein, könntest/müsstest Du die Blende um einen LW weiter öffnen. Eine größere Blendenöffnung (kleinere Blendenzahl) müsste nach der Formel:
Leitzahl / Blende = Blitzreichweite (in Meter) eine größere Reichweite ermöglichen!

Beispiel : Lz 32 / Bl 8 = 4 Lz 32/ 5,6 = 5,71m

Allerdings wird bei 1/500s der Verschluss nicht mehr vollständig geöffnet, ein Teil der ausgesendeten Blitzenergie erreicht nicht den Film, oder den Sensor sondern prallt gegen die Verschlusslamellen, wirkt sich also nicht auf Deiner Aufnahme aus.
Mit unserer Blitzreichweite stehen wir wieder dort, wo wir standen – jedenfalls ungefähr – in Bezug auf die Leitzahl erleiden wir jedoch wahrscheinlich Verluste.
Grafi: Licht prallt am wandernden Verschlußvorhang abGenau das Gleiche gilt für die Kurzzeitsynchronisation mit ihren zahlreichen kleineren Blitzen, ein Teil des Lichtes prallt am nur teilweise geöffneten Verschluss ab, die Lichtmenge welche für Deine Aufnahme nutzbar ist, reduziert sich tatsächlich noch. Das Ganze ist also nur in bestimmten Fällen wirklich hilfreich, nämlich dann, wenn Du so viel Blitzleistung zur Verfügung hast, dass der Lichtverlust sich nicht negativ auswirkt. Aber, wie Du sicherlich schon aus eigener Erfahrung festgestellt hast, wann hat man das schon mal?

Ein weiterer negativer Aspekt kommt außerdem noch hinzu. Wird die Blitzleistung in Form vieler kleiner Einzelblitze abgegeben, steht insgesamt nicht die gleiche Blitzleistung zur Verfügung, als wenn die gesamte Energie in einem einzigen Blitz abgegeben wird. Dein Blitzgerät ist unter Umständen gar nicht in der Lage die wirklich nötige Leistung so schnell wieder zur Verfügung zu stellen, da die Ladezeiten für die benötigte Blitzleistung länger sind als die Abstände zwischen den einzelnen Blitzen. Die Ladezeiten sind nicht nur abhängig vom Blitz, vom Alter des Blitzes sondern auch noch von den verwendeten Batterien bzw. Akkus.
Der entstehende Leistungsverlust ist oft erheblich und macht aus starken Blitzgeräten, ziemlich schwächliche – dieses außerdem umso mehr, je kürzer die Synchronisationszeit wird.
Das ist zum einen für den Fotografen sehr ärgerlich und zum anderen für den Hersteller, wo man mit hohen Leitzahlen doch so schön werben kann!

Wozu ist Kurzzeitsynchronisation dann überhaupt „fotografisch“ gut?

Ein häufig genanntes Argument für die Kurzzeitsynchronisation ist das Einfrieren schneller Bewegungsabläufe. Leider stimmt auch dies so nicht ganz!
Beträgt die Synchronisationszeit 1/250s, so dauert die Lichtabgabe bei Kurzzeitsynchronisation genauso lange wie der Aufnahmevorgang. Wie eben schon beschrieben, wird während dieser 1/250 Sekunden eine bestimmt Anzahl kleinerer Blitze ausgelöst, der letzte Abschnitt des Filmes wird 1/250s später belichtet als der erste Filmabschnitt - bei schnell bewegten Motiven erzeugt dies schon eine Bewegungsdifferenz. Erst recht, wenn Deine Kamera kein Profigerät ist oder schon etwas älter ist und eine (noch) längere Synchronzeit hat!
Wird die X-Synchronisation verwendet, ist die Lichtabgabe auf die kurze Dauer des Einzelblitzes beschränkt - das Motiv wird auf dem ganzen Film in genau diesem Moment belichtet - ohne Bewegungsdifferenz (naja, mit ein wenig schon, doch dazu später) allerdings ggf nur innerhalb einer 1/1000Sekunde!

Fazit:

Für denjenigen, der schnelle Bewegungen blitzen will, geht nichts über eine kurze X-Synchronzeit und dann noch am besten auf den zweiten Vershclußvorhang. Die Kurzzeitsynchronisation stellt in diesem Falle nichts weiter als ein hübsches Marketingfeature dar, macht aber in der Praxis gerade für solche Aufnahmen keinen Sinn. Für alle anderen, die ihre Kamera mehr für den Hausgebrauch nutzen, reichen in den meisten Fällen die heute üblichen Zeiten der X-Synchronisation aus.

Beschäftigen wir uns nun, nachdem wir die Grundbegriffe geklärt haben, mit der Steuerung der Blitzbrenndauer!

Steuerung des Blitzes

Computerblitzgeräte

Einige Elektronenblitzgeräte haben eine Messzelle an der Vorderseite, welche den Blitz abschaltet, wenn ausreichend Licht abgestrahlt wurde, um ein Motiv in der eingestellten Entfernung zu beleuchten. Bei diesen Geräten musst Du die Filmempfindlichkeit und die Blende einzustellen. Eine Anzeige oder Skala gibt in diesem Fall an, bis zu welcher Entfernung der Blitz das Objekt noch ausleuchten kann.
Wenn Du anhand der Werte feststellst, dass Deine Motivebene innerhalb der Reichweite liegt, kannst Du "erfolgreich" fotografieren.
Bei manchen Geräten kannst Du zusätzlich noch die Entfernung zur Motivebene einstellen, so dass die Lichtmenge bei kürzeren Entfernungen angepasst wird. Registriert die Messzelle dass für die gewählten Einstellungen genügend Licht abgegeben wurde, wird der Blitz abgeregelt und über ein LED angezeigt, dass ausreichend beleuchtet wurde.

TTL-Blitzmessung

Bei der TTL-Blitzmessung wird meistens, das während der Aufnahme von der Filmoberfläche/Sensoroberfläche reflektierte Blitzlicht durch eine Fotozelle in der Kamera registriert und entsprechend die Blitzdauer gesteuert. Dies hat gegenüber dem Computerblitz große Vorteile.
Die TTL-Blitzmessung erfolgt erst während des eigentlichen Belichtungsvorgangs. Man sollte deshalb eigentlich für alle Filme standardisierte Reflexionseigenschaften erwarten (falls es so etwas gibt). Offensichtlich funktioniert es auch ohne - trotzdem: ziehe bei völlig unerwarteten und unerklärlichen Resultaten (oder bei exotischen Filmen) auch einmal diesen Aspekt in Betracht. Bei digitalen Kameras ist davon auszugehen, dass die Reflektion des Sensors bekannt und auch konstant ist.
 
Um das Verfahren noch weiter zu verfeinern senden viele Kameras vor der eigentlichen Belichtung schwache Messblitze aus. Das durch das Objektiv einfallende Licht wird von den noch geschlossenen Verschlusslamellen reflektiert.
Auf diese Weise steht der Kamera etwas mehr Zeit zur Verfügung, um die Messwerte auszuwerten. Außerdem ermöglicht dieses Verfahren dem Autofokus sich bei nur geringem Umgebungslicht auf das Motiv einzustellen. Erst wenn die benötigte Blitzleistung berechnet ist, wird der Verschluss geöffnet und der Hauptblitz genau dosiert gezündet. Eigentlich nicht schlecht - jedoch bewirkt diese Methode eine Verzögerung der Aufnahme!
Der richtige Moment für Schnappschüsse ist vielleicht schon vorbei, unbemerktes Fotografieren ist unmöglich, für Tierfotografie (jedenfalls für lebende)  ist dieses Verfahren deshalb unbrauchbar.
Es gibt jedoch noch eine weitere Größe mit der man den Blitz ebenfalls beeinflussen kann, über die Einstellung des Reflektors. Dieser beeinflusst den Leuchtwinkel und somit den Bereich, auf den sich die abgestrahlte Lichtmenge verteilt.

Leuchtwinkel und Reflektorstellung

Ein Blitz sollte das Bildfeld möglichst gleichmäßig ausleuchten. Dabei sollte jedem klar sein, das bei gleichbleibender Entfernung das Bildfeld eines Teleobjektives kleiner ist, als das eines Weitwinkelobjektivs. Wenn nun Dein Blitz bei jeder Aufnahme das volle Bildfeld des Weitwinkels ausleuchtet, wird bei Verwendung eines Teleobjektivs eine zu große Fläche ausgeleuchtet, wertvolle Blitzenergie geht ungenutzt verloren. Blitzlicht mit einem engeren Winkel erzielt eine größere Reichweite.
Wenn der Blitz einen schmaleren Bildwinkel eines Teleobjektivs ausleuchtet und an der Kamera befindet sich ein Weitwinkelobjektiv, bleiben die Ränder des Bildausschnitts zu dunkel, weil diese außerhalb der beleuchteten Fläche liegen.
 
Aus diesem Grund haben einfache oder ältere Geräte eine Weitwinkelstreuscheibe und modernere Blitze einen verstellbaren Reflektor. Dieser lässt sich an die Brennweite des Objektivs anpassen. Dieses kann von Hand geschehen, z.B. indem Du den Kopf des Blitzes entsprechend der am Objektiv eingestellten Brennweite herausziehst oder wieder hereinschiebst. Das kann aber auch automatisch mit Hilfe eines Motors im Blitz geschehen. Die Kamera übertragt über den Blitzanschluss die am Objektiv eingestellte Entfernung und der Motor im Blitz verstellt entsprechend den Reflektor. Die Leistung kann auf diese Weise optimal angepasst werden. Es lassen sich für engere Bildwinkel (längere Brennweiten) deutlich höhere Blitzreichweiten erzielen. Für spezielle Effekte kann es trotz automatischer Einstellung auf jeden Fall sinnvoll sein, wenn sich der Leuchtwinkel auch manuell einstellen lässt. Etwa um einzelne Personen oder Motivteile im Bild stärker zu beleuchten und auf diese Weise hervorzuheben. Du kannst aber auch durch Einstellen einer kurzeren "Brennweite" am Blitz  als der am Objektiv verwendeten, die Reichweite reduzieren und so unter Umständen ein ungewolltes Beleuchten und damit betonen der Hintergrundes verhindern. 
Für manche Blitze (z.B. Metz Stabblitz 45 und 60) gibt es spezielle Teleaufsätze um mit langen Telebrennweiten arbeiten zu können, diese Verdoppeln die LZ nahezu.

Hier mal kurz ein Negativbeispiel: Ich habe mich gewundert warum manche Bilder so seltsam wirken. Laut Exifs war die Kamera eine Panasonic DMC-FZ 30.
Ich habe lange gebraucht um herauszufinden was es eigentlich ist, was mich stört. 
In vielen geblitzten Bildern findet sich am unteren Bildrand ein runder Schatten, so wie hier in diesem Bild zu erkennen. Offenbar ist hier der Weitwinkelbereich der Kamera so groß, das Bildteile vom Blitz nicht erreicht werden, weil hier das Objektiv oder aber die Streulichtblende im Weg ist. Anders kann ich mir den runden Schatten nicht erklären, besonders da es nach den Exif-Daten ausschließlich mit Weitwinkelbrennweiten auftaucht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Fotograf jedes Mal seine Finger vor dem Blitz hatte - ich war es übrigens nicht.
Tipps und Beispiele:
      • Bei indirektem Blitzen, zum Beispiel über die Decke des Raumes oder eine Seitenwand, ist es sinnvoll, am Blitzgerät eine kürzere Brennweite einzustellen. Wer auf Nummer sicher gehen will, fährt den Reflektor um zwei Brennweiten zurück. Bei der Ermittlung der Reichweite allerdings die verlängerte Laufweite des Blitzlichtes beachten! Hier musst Du den Weg vom Blitz zur Decke/Reflektionsfläche und dann erst zum Motiv ermitteln. Ein Test vor der eigentlichen Aufnahme, ob die Belleuchtung ausreichend ist erscheint sinnvoll!
      • Eine gleichmäßige Ausleuchtung der Motivfläche hat meist ihre Grenzen. Gerade für Repros oder das Fotografieren von Gemälden ist eine gleichmäßige Ausleuchtung zwingend notwendig. Durch Vergrößern des Leuchtwinkels über den benötigten Wert hinaus, kannst Du meist eine bessere Ausleuchtung erreichen, allerdings auf Kosten der Reichweite!
      • Wirkungsvoll ist die Brennweitenvorgabe am Blitz zur Aufhellung, wenn sich ein Motiv nur in einem Teil des Vordergrundes einer Landschaft befindet, die mit einem Weitwinkelobjektiv fotografiert wird.
      • Bei gegebener X-Synchronzeit kann mit engerer Reflektorstellung stärker abgeblendet werden, natürlich nur, wenn der Leuchtwinkel noch ausreicht das gesamte Motiv auszuleuchten.
      • Für Makroaufnahmen aus unmittelbarer Nähe kann ebenfalls der Leuchtwinkel vergrößert werden. Durch die abnehmende Intensität des Blitzlichtes wird die Leuchtdauer des Blitzgerätes erhöht, dadurch können unter Umständen Kurzzeiteffekte des Films vermieden werden. Diese zeigen sich durch Empfindlichkeitsverlust und Farbkippen und treten bei sehr kurzer Belichtung auf (siehe auch Schwarzschildeffekt). Für digitale Bildsensoren gibt es diese "Probleme " nicht.
      • Eine generelle Weitwinkeleinstellung am Blitzgerät verbraucht unnötig Energie für Bildbereiche, in denen sowieso nichts aufzuhellen ist, diese fehlt dann an anderer Stelle, um mit dem Blitz gegen die Sonne anzukommen.
Wo wir gerade bei der Energie ankommen. Diese braucht Dein Blitz natürlich auch, deshalb folgt jetzt: Stromversorgung und Nachladezeiten!

Stromversorgung und Nachladezeit

Ein Blitz benötigt innerhalb kürzester Zeit hohe Leistung. Diese kann jedoch nicht direkt der Batterie entnommen werden, dieses ist nur mit Hilfe von Kondensatoren möglich. Deshalb wird die Blitzenergie in den Blitzkondensatoren gespeichert, denn dort steht sie unmittelbar zur Verfügung und kann auch in der benötigten Geschwindigkeit entnommen werden. Die Blitzleistung wird maßgeblich durch die Kapazität dieser Kondensatoren bestimmt.
Hast Du den Blitz ausgelöst, muss die abgegebene Energie natürlich, möglichst schnell, nachgeladen werden. Die Ladedauer hängt unter anderem von der Leistung und Art der Stromversorgung ab. Können die verwendeten Batterien oder Akkus nur kleine Ströme abgeben, so dauert der Ladevorgang einfach länger.
In Datenblättern wird die Nachladezeit (meist) spezifiziert. Diese wird natürlich kürzer, wenn beim vorherigen Blitz nur kleine Leistung abgegeben wurde und nicht so viel Ladung wieder in die Kondensatoren hinein gebracht werden muss. Die Nachladezeit und die maximale Anzahl der Blitze pro Batterie/Akkusatz hängen hauptsächlich von der Art der Stromversorgung ab.
 

Zink-Kohle-Batterien (Trockenzellen)

sind für Blitzgeräte völlig ungeeignet. Ihre Leistung ist zu gering, es ergeben sich lange Ladezeiten, sie können auslaufen und das Gerät beschädigen.

Alkali-Mangan-Batterien

haben mehr Kapazität als Zink-Kohl-Batterien und eine längere Lebensdauer, ihre Leistung ist allerdings stark temperaturabhängig! Es empfiehlt sich daher, Batterien dieses Typs nicht unter 0C° einzusetzen oder bei Betrieb unterhalb dieser Temperatur die Batterien bis kurz vor dem Gebrauch an einem warmen Ort aufzubewahren, etwa in der Hosentasche und diese für eine weitere, spätere Nutzung, dorthin wieder zurück zu stecken..

Lithiumbatterien

sind gut geeignet für Blitzgeräte – allerdings sind sie teuer und werden deshalb sicherlich nicht in großen Mengen verbraucht werden. Sie sind im Gegensatz zu konventionellen Batterien auch bei tiefen Temperaturen noch leistungsfähig und haben ihre Berechtigung wenn's kalt wird (

NiCd-Akkumulatoren (Nickel-Cadmium)

können kurzfristig eine große Leistung abgeben und erreichen deshalb kurze Ladezeiten im Blitzgerät. Sie sind ebenfalls geeignet für den Einsatz bei tiefen Temperaturen, denn ihre Leistung lässt nur geringfügig nach.
Damit NiCd-Akkus lange halten, ein paar Hinweise:
    • Akkus sollten generell rechtzeitig gewechselt werden. Wenn NiCd-Akkus nach voller Blitzleistung länger als 15 Sekunden zum Nachladen des Blitzgerätes benötigen, sollten sie sofort geladen werden. Falls Du sie dann noch weiter benutzt kann es zu einer Tiefentladung führen, welche den Akku zerstörten kann.
    • Akkus sollten immer gemeinsam genutzt, das heißt als Satz behandelt und gemeinsam genutzt und geladen werden. Idealerweise solltest Du sie als Satz kennzeichnen.
    • NiCd-Akkus sollten nur im leeren Zustand geladen werden – Du solltest Dir also ein entsprechendes Ladegerät besorgen, welches die Akkus vorher entläd, bevor es sie wieder auflädt.
    • Sie sind möglichst alle ein viertel oder halbe Jahr mindestens einmal zu gebrauchen und dann wieder zu laden.
 

NiMH-Akkumulatoren  (Nickel-Metallhydit)

Für NiMH-Akkus gilt grundsätzlich das Gleiche wie für NiCd-Akkus, außer das sie auch im nicht entleerten Zustand aufgeladen werden dürfen - der Memoryeffekt ist bei diesen Typen bedeutend weniger ausgeprägt als bei NiCd-Akkus. Memoryeffekt bedeutet, dass der Akku nur die Strommenge abgibt, welche ihm beim letzten Ladevorgang zugeführt wurde.
Wird ein nahezu voller Akku geladen, wird nur eine kleine Ladung geladen - ebenso klein wird die verfügbare Kapazität sein, er ist bereits nach kürzestem Gebrauch wieder "leer").
 

Externe Stromversorgungen

zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht im Blitz eingebaut sind, es können deshalb größere Batterien verwendet werden,. Dieses bedeutet mehr Leistung, schnellere Nachladezeiten und längere Einsatzzeit. Es können größere Ströme abgeben werden, die kürzere Nachladezeiten erlauben, welche meist nur vom Hochspannungsteil begrenzt werden, welches die Kondensatoren im Blitz lädt.
Es sind externe Stromversorgungen erhältlich, welche dem Blitzgerät direkt die Hochspannung zur Verfügung stellen und deshalb kürzeste Nachladezeiten erzielen. Limitierender Faktor beim Blitzen ist dann bloß noch die Blitzröhre selbst, wird sie gezwungen unmittelbar nacheinander mehrfach maximale Blitzleistung abgegeben, kann sie verglühen - oder aber das Blitzgerät selbst schmelzen. Wer externe Stromversorgungen verwendet, sollte deshalb ganz genau wissen was er tut.
Was Du so alles mit einem Blitz anstellen kannst - Arbeiten mit dem Blitz.

Arbeiten mit Blitzlicht

Zunächst wollen wir anhand eines Beispiels sehen, welche Möglichkeiten der Belichtung sich bieten.
Für ein kurzes Beispiel soll ein Raum mit Kunstlicht (Glühlampen) erhellt sein. Unser Motiv befinde sich 2 Meter vor der Kamera. Wir ermittelt 1/15 Sekunde bei Blende 4, dies entspricht LW 8 bei 100 ASA.

Wir haben drei Möglichkeiten zur Belichtung, jede wird ein Foto unterschiedlicher Stimmung ergeben.

  1. Wir nutzen das vorhandene Licht indem wir die ermittelte Zeit- / Blendenkombination verwenden. Auf dem Bild wird der ganze Raum von vorne bis hinten gleichmäßig erleuchtet erscheinen. Der Grundfarbton in der Aufnahme ist wegen der Glühlampenbeleuchtung rötlich, die lange Verschlusszeit (Stativ) lässt Bewegungen unscharf erscheinen. Wegen der stark geöffneten (kleinen) Blende wird auch der Hintergrund unscharf dargestellt.

  2. Wir nutzen in der dargestellten Situation das Blitzlicht mit dem wir hier voll hinein blitzen. Wir stellen die kürzeste Synchronzeit ein mit Blende 5,6. Die Blitzleistung wird auf das Motiv in zwei Metern Entfernung abgestimmt, dies entspricht etwa LZ 11 (Blende 5,6 mal 2 Meter = 11,2).
    Bei diesen Einstellungen hat das Umgebungslicht hat keine Chance mehr, er erfährt eine Unterbelichtung von 5 LW.
    Das Bild wird folgendes zeigen: Unser Motiv in zwei Metern Entfernung ist richtig belichtet, Objekte in halbe Entfernung (1m) sind um zwei LW überbelichtet, in doppelter Entfernung (4m) um zwei LW unterbelichtet. Schon in 6 Metern ist nichts mehr zu erkennen, denn der Raum verliert sich völlig im Dunkeln, da sich das umgebungslich bei der kurzen Belichtungszeit nicht mehr auf Film/Sensor auswirken kann. Durch die kleine Abbrenndauer des Blitzes wird jede noch so schnelle Bewegung (wenigstens im Vordergrund) knackig scharf abgebildet.

  3. Wir nutzen eine Kombination aus den beiden vorher vorgestellten Möglichkeiten. Anstelle der ermittelten Blende 4 wählen wir 5,6, die Verschlusszeit lassen wir bei 1/15 Sekunde. Dadurch erhalten wir eine Unterbelichtung von 1 LW, der Film/Sensor erhält aus Verschlusszeit und Blende nur die halbe!!! benötigte Lichtmenge. Die andere, noch fehlende Hälfte fügen wir mittels Blitz hinzu. Dazu wählen wir auch am Blitz eine Minuskorrektur von 1 LW, dies entspricht LZ 8. Damit erhält das Motiv in der Distanz von 2 Metern vom Blitz genau die halbe für eine korrekte Belichtung notwendige Lichtmenge.

 

Was zeigt jetzt das Bild?
Das Motiv in 2 Metern Entfernung ist richtig belichtet, das "Tageslicht" des Blitzes sorgt für eine einigermaßen natürliche Wiedergabe der Farben, aufgrund der kurzen Abbrenndauer wird das Motiv, sofern es sich nicht schnell bewegt, scharf erscheinen. Falls es sich bewegt hat, wird dem scharfen Kernbild ein leicht unscharfes Bild überlagert sein, welches Bewegung andeutet. Im Hintergrund wird der Raum erkennbar sein, stimmungsvoll leicht dunkler als das Hauptmotiv, wahrscheinlich mit der rötlichen Grundfarbe der Glühlampenbeleuchtung.
Diese Art zu belichten nennt man Langzeitsynchronisation. Wir erkennen an diesem Beispiel, dass wir durch Mischung von vorhandenem Licht und Blitzlicht die Wirkung des Bildes stark beeinflussen können. Die verschiedenen Parameter möchte ich nochmals kurz zusammenfassen.

Die Verschlusszeit steuert nur den Einfluss des Umgebungslichts, da der Blitz selbst kürzer ist.
o Längere Verschlusszeit: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird heller abgebildet.
o Kürzere Verschlusszeit: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird dunkler abgebildet.

Die Blitzleistung steuert die Reichweite bzw Helligkeit des Vordergrundes.
o Größere Blitzleistung: Die Reichweite nimmt zu. Objekte im Vordergrund werden heller abgebildet.
o Kleinere Blitzleistung: Die Reichweite nimmt ab. Objekte im Vordergrund werden dunkler abgebildet.

Die Blende steuert sowohl die Reichweite als auch den Einfluss des Umgebungslichts.
o Größere Blende: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird heller abgebildet. Die Blitzreichweite nimmt zu.
o Kleinere Blende: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird dunkler abgebildet. Die Blitzreichweite nimmt ab.

Durch Blitzen mit langer Verschlusszeit entsteht bei bewegten Motiven zusätzlich zu dem, durch den Blitz eingefrorenen scharfen Kernbild, ein überlagertes Bild mit Bewegungswischern. Um dieses Gleichgewicht zwischen vorhandenem Licht und Blitzlicht zu schaffen, besitzen die meisten modernen Kameras eine Langzeit-Blitzautomatik. Symbolisiert wird diese Funktion durch das Kürzel "Slow" neben dem Blitzzeichen oder ein Piktogramm, z.B eine Person unter Sternenhimmel.

Arbeiten mit Blitzlicht

Im nächsten Beitrag geht es um das Synchronisieren des Blitzes auf den zweiten Verschlußvorhang.

Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang

Betrachtest Du Bilder, auf dem z.B. Sportereignisse in dunkler Umgebung mit Blitz aufgenommen wurden genauer, stellst Du fest, dass bei vielen dieser Bilder die "Wischer" dem Motiv vorauseilen, die Bewegung scheint rückwärts zu verlaufen. Das liegt daran, dass der Blitz bei den meisten Kameras unmittelbar nach dem vollständigen Öffnen des ersten Vorhanges ausgelöst wird. Das scharfe Kernbild entsteht durch den Blitz zu Beginn der Belichtung, die unscharfen Wischer durch das Umgebungslicht während des weiteren Ablaufs der verbleibenden Belichtungszeit. Dadurch scheinen sie dem scharfen Kernbild vorauszueilen.
 
Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang kann den Effekt der scheinbaren Rückwärtsbewegung verhindern. Der Blitz wird  unmittelbar vor dem Schließen des zweiten Verschlussvorhangs, am Ende der Belichtungszeit ausgelöst. Das scharfe Kernbild erscheint jetzt an der Spitze der Bewegungswischer.

Erfolgt die Synchronisation auf den zweiten Vorhang, unterstützen die Wischer die Bewegungsrichtung.

Nachteil: bei längeren Zeiten und schnellen Bewegungen kann nicht genau eingeschätzt werden, wo das bewegte Motiv zum Zeitpunkt der Blitzauslösung sein wird. Das stört beim Fotografieren von Menschen, wenn Du eine bestimmte Mimik/Gestik einfangen willst, das ist wie fotografieren mit Selbstauslöser. Ebenfalls stört dieses bei der Komposition des Bildes, wenn Du nicxht genau weißt, wo Deine Hauptperson sich im Bild befindet.
Diese Art des Blitzeinsatzes ist besonders dann sinnvoll, wenn Information über die Motivbewegung wichtig ist.

Eine andere Methode, ist die Langzeitsynchronisation: Als Ausgangspunkt für Versuche mit Langzeitsynchronisation gelten Zeiten von 1/15s bis 1/8s. Hier sollte sich oft eine stimmige Mischung von unscharfer Bewegung und statischem aber scharfem Kernbild ergeben, auch kann der Hintergrund noch erträglich gestaltet werden.

Tierfotografie liefert einen völlig anderen Grund für die Synchronisation auf den zweiten Vorhang. Wählt Du die Langzeitsynchronisation, um eine gute Darstellung des Hintergrundes zu erreichen, reagieren Insekten, da eine sehr kurze Reaktionszeit haben, bereits auf den Blitz zu Beginn der Belichtung. Während der nachfolgenden Belichtungszeit von 1/15s sind sie bereits auf der Flucht, das Bild zeigt Bewegungswischer. Bei Synchronisation auf den zweiten Vorhang, bleibt das Tier sitzen bis das Bild im Kasten ist und verschwindet erst dann.

Weiter geht es mit dem Aufhellblitzen.

 

Aufhellblitzen

ist ein geeignetes Hilfsmittel im dunklen Fotoalltag. 
„Ist das Bild falsch belichtet?“
„Wieso, der Hintergrund ist doch in Ordnung.“
„Ja, der Hintergrund schon,  aber was ist mit der Person im Vordergrund?“
„Das Gesicht ist doch im Schatten, da ging das nicht anders.“
„Aber warum hast Du denn nicht mit Spotmessung auf das Gesicht gemessen?“
„Schon, aber dann hätte man das Auto im Hintergrund nicht mehr gesehen und darum ging es eigentlich, das ist Jürgens neues Auto!“
„Hääää?“
„Das wäre dann völlig überbelichtet, der Himmel ausgefressen. Das geht anders nicht, der Kontrast ist einfach zu hoch.“

Und genau in solchen Situationen kann Aufhellblitzen Licht in das Dunkel bringen. Ein Aufhellblitz ist eigentlich das Gleiche wie ein Blitz bei Langzeitsynchronisation. Verschlusszeit und Blende bestimmen den Hintergrund, der Vordergrund wird mittels Blitzlicht gestaltet.
Wird der Hintergrund um zirka 1 LW unterbelichtet, trennt er sich gut vom eigentlichen Motiv im Vordergrund. In Folge der leichten Unterbelichtung zeigt der Hintergrund dann meist auch noch sattere Farben, das Bild zeigt in den meisten Fällen eine stärkere Wirkung.

Wie stellt man Aufhellblitzen ein?

Moderne Kameras haben dafür meist eine Automatik - oft sind Langzeitsynchronisation und Aufhellblitzen identisch.
Man kann sich aber auch selbst helfen. Dabei nutzen wir aus, dass moderne Kameras meist zwei Messsysteme haben, eines für das Umgebungslicht und eines für Blitzlicht. Du stellst deine Kamera auf manuelle Nachführungsmessung ein, aktiviert ggf den Blitz und wählst eine Belichtung für den Hintergrund. Verwende dazu, wie eben beschrieben eine Unterbelichtung von 1LW. Löst Du mit dieser Einstellung an der Kamera aus, so wird der Hintergrund durch die manuellen Einstellung unterbelichtet, im Vordergrund wird Blitzlicht eingefüllt, bis das eigentliche Motiv richtig belichtet ist. Aus diesem Grund wird Aufhellblitzen auch als "Fill in flash" bezeichnet. Je nach Wahl der Belichtung für den Hintergrund kann die Stimmung stark variiert werden.
Als Alternative zum Aufhellblitzen, welches den Nachteil des „harten“ Lichts hat, besteht die Möglichkeit zum Aufhellen des Motivs mittels Reflektoren. Dazu kannst Du weiße Styroporplatten, Karton, Leintuch, eine Projektionswand oder Alufolie/ Rettungsdecke verwenden - Deinem Einfallsreichtum sind hier fast keine Grenzen gesetzt. Der Einsatz farbiger Flächen färbt, wenigstens zum Teil, das reflektierte Licht ein. Bei goldener Rettungsdecke tut das der Gesichtsfarbe der portraitierten Person unter Umständen gut, bei der Reflektion des Lichtes über eine grüne Wand meist weniger.
Das Ausrichten von Blitz oder Reflektoren erfordert jedoch aufmerksames Beobachten des Lichts auf Deinem Motiv, deshalb ist es eine gute Schulung für den Umgang mit Licht.  

Der nächste Abschnitt befaßt sich mit dem Fernsteuern von Blitzgeräten

Joomla templates by a4joomla