Drachenschnur
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Drachen-Lexikon
- Veröffentlicht: 06. Dezember 2011
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Leinen sind ein äußerst umfangreiches Feld, deshalb nur ein Überblick.
Grundsätzlich gilt:
Lenkdrachenschnüren dürfen sich nicht oder nur möglichst wenig dehnen - schließlich sollen sie Deine Lenkbewegungen möglichst genau zum Drachen übertragen.
Wenn sich die Schnüre um nur 10% elastisch dehnen, was noch recht wenig ist, sind das auf 20m ganze 20cm. Da verschwinden mittelgroße Lenkbewegungen schon mal in der Leinendehnung.
Elastisch dehnen heißt jetzt nicht, dass die Leinen sich wie Gummibänder dehnen, die Dehnung verschwindet nach der Belastung wieder, aber das kann ein wenig dauern.
Einleinerschnur dagegen sollte dehnbar sein! Lass Deine Einleinerschnur jedoch etwas Zeit, bevor Du sie wieder auf die Rolle nimmst.
Die Schnur dehnt sich, je nach Art, Material und Länge, um ein paar bis viele Zentimeter! Wenn Du die Leine im gedehnten Zustand aufrollst, wird sie sich auf der Rolle wieder zusammenziehen, im schlechtesten Falle wird sie die Rolle dabei zerbröseln.
Die elastische Dehnung der Leine vermindert die Belastung durch Windböen auf den Drachen sowie auf seine Befestigung am Boden.
Nach ihrem Material unterscheidet man:
- PE (Polyethylen)-Schnüre, die dehnbar sind (Bruchdehnung 10-35%) und deshalb für Einleiner geeignet sind!
- Hochmodulpolyethylen (HMP), bekannter unter den Markennamen Dyneema oder Spectra, besitzt eine geringe Dehnbarkeit (maximal 3-4% bis Bruch) und hoher Belastbarkeit und ist geeignet für Lenkdrachen.
- Aramid-Schnur (Kevlar). Sie hat eine extrem hohe Belastbarkeit, geringe Dehnbarkeit(4-5% bis Bruch) einen hohen Schmelzpunkt und kann deshalb andere Drachenschnüre zerschneiden (oder genauer gesagt durch Reibung durchschmelzen) und sind deshalb auf der Drachenwiese nicht so gern gesehen.
- Weniger Verwendung findet Nylon. Es wird als Monofilschnur (Angelschnur) für kleinere Kinderdrachen verwendet.
- Polypropylen (PP). Preiswerte und leichte Vielzweckleine, bei sehr großem Volumen, hat bei gleichem Durchmesser nur etwa die halbe Tragkraft wie PE-Schnur und ist deshalb als Drachenschnur wenig geeignet.
Sie eignet sich wegen ihrer großen elastischen Dehnbarkeit allerdings gut als Schnur an Bodenankern und anderen Befestigungen (z.B. für Einleiner), fängt durch ihre Dehnung ruckartige Belastungen ab.
Wenn die Gefahr besteht, das der "Festmacher" aufgrund von Ecken, rauher Oberfläche o.ä. die Drachenleine beschädigt, ist eine billige PP-Schnur ebenfalls geeignet. PP-Schnur befestigen, daran die Drachenschnur anknüpfen; sollte die PP-Schnur tatsächlich beschädigt worden sein, lässt sich diese einfach und kostengünstig erneuern.
PP-Schnur sollte vor andauernder UV-Strahlung geschützt werden.
Billigschnur - wieso nicht?
Leinen von Billigdrachen sind ebenfalls meist billig, oft handelt es sich um gedrehte PP-Schnur. Selbst wenn der Drachen etwas taugt, nehme diese Schnur und wirf sie weg und kauft Dir bessere.
Du kannst Sie anstatt wegzuwerfen auch zum Basteln, Pflanzen anbinden, oder... verwenden, aber bitte nicht zum Drachen lenken.
Allein durch unterschiedlichen Zug beim Aufwickeln beginnt gedrehte Schnur sich zu vertüddeln, ist nach mehreren Anwendungen nur noch ein Ärgernis und verleidet Dir oder Deinen Kids das Drachenfliegen.
Abgesehen von der großen Dehnung erzeugt der große Durchmesser der Schnur einen hoher Windwiderstand, der die Leinen durchhängen lässt und das Lenken zusätzlich erschwert.
Wie Du in dem Bild erkennen kannst, dreht sich gedrehte Schnur, sofern Du keine Gegenmaßnahmen ergreifst, nach dem Schneiden sofort auseinander.
Dieses kannst Du verhindern, indem Du die Schnittfläche z.B. mit einem Feuerzeug verschmorst und die einzelnen Fasern zusammenschmelzt. Am besten ist es, wenn Du das angeschmorte Stück dann auch noch ordentlich formst, damit nicht so ein dicker Klumpen übrig bleibt, der überall hängen bleibt und die weitere Bearbeitung der Schnur behindert. Auch geflochtene Schnur geht mit der Zeit auseinander, sofern Du die Schnittkanten nicht sicherst.
VORSICHT: Die beim Verschmoren oder Anbrennen entstehenden Dämpfe stinken nicht nur, sondern sind bestimmt auch gesundheitsgefährdend, tue es deshalb am besten draußen. AUßERDEM wird die Schnur, oder ihre Reste super heiß, passe also gut auf, das Du keine Tropfen oder Spritzer abbekommst, bzw. versuche nicht, das angeschmolzene Ende mit den Findern zu formen. Das tut heftig weh, gibt unangenehme Brandblasen und wenn Du Pech hast, brennt sich das Zeug in die Haut ein. Also VORSICHT damit. Ich schmelze die Enden an, suche eine geeignete Oberfläche, wo ich das Ende auflegen kann und verwende dann ein Messer oder Cutter um die Enden zu formen.
Drachenschnur gibt es als fertig bearbeitete, geschnittene und meist auf Winder gewickelte Sätze, oder als Rollenware. Bei einem ordentlichen Drachen steht die empfohlene Schnurstärke auf der Verpackung. Wenn bei Deinem Drachen gar keine Schnur dabei ist, oder Du sie wie eben geschrieben, weggeworfen hast, kauf Dir erst einmal einen fertigen Satz.
So teuer sind Schnüre in einem vernünftigen Laden nicht und Du kannst sofort loslegen. Wenn Du später mehr Erfahrung gewonnen und eine Schnur gefunden hast, die Dir gefällt, kannst Du immer noch anfangen Deine Sätze selbst herzustellen.
Wie Du das machst, erfährst Du hier.
Geflochtene Schnur gibt es in drei Ausführungen, als eng- und als weitgeflochtene Ausführung. Eng geflochtene Schnur aus PE- oder Dacron eignet sich für zugschwache und kleine Einleiner, gerade für den Flug bei geringem Wind, da bei ihr der Windwiderstand geringer ist.
Bei großen und zugstarken Drachen, kannst du auch die weniger eng geflochtene Schnur verwenden. Außerdem gibt es Schnur, bei der in dem geflochtenen (PE-)Mantel eine Seele aus mehreren einzelnen Fasern (wie bei der Kernmantel- oder Waageschnur) eingeflochen ist.
Weiterhin beeinflusst nicht nur das Material der Schnur den Flug Deines Drachen, sondern auch die Schnurlänge.
5 oder 10m Schnur am Lenkdrachen ergibt schnelle und direkte Reaktionen auf Deine Steuerbewegungen, weil die Dehnung minimal ist. Sie erfordert aber schnelles Handeln, weil der Drachen nur einen kurzen Weg im Windfenster hat.
Als Anfänger im Trickflug, ist eine kurze Schnur sehr praktisch, weil Du nicht so weit laufen musst, wenn der Drachen mal wieder am Boden liegt (auch als "Walk of Shame" gekannt). In einem solchen Fall jedes mal 30m laufen, ist total uncool :-). Wenn Du allerdings noch über jede Lenkbewegung nachdenken musst, ist der Weg nicht so lang, aber wahrscheinlich häufiger zu laufen.
Lange Schnur macht die Lenkung langsamer, weil mehr Dehnung und ggf. der Durchhang der Schnur etwas größer ist, allerdings ist der Weg im Windfenster länger und Du musst nicht so schnell wieder lenken, bevor der Drachen vom Zenith aus auf den Boden schlägt, oder rechts oder links aus dem Windfenster fällt.