Grundlagen der Belichtungsmessung
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Ein wenig Historie
Für die Fotografie von grundlegender Bedeutung ist der Belichtungsmesser (Beli). Dabei ist es grundsätzlich egal, ob dieser ein eigenständiges Gerät oder in eine Kamera integriert ist. Ohne ihn ist nur eine Schätzung der Einstellungen möglich, das Ergebnis mehr als fraglich.
Ja, ich weiß, man trifft Profis die direkt sagen können, "Das ist Blende bei 1/60!". Und dann stimmt das auch noch!
Nicht das dieses jemand falsch versteht, ich will deren Können nicht abstreiten, aber, wie heißt es so schön in der Werbung: Es kommt darauf an, was man daraus macht! Bei Fotojournalisten, die mit schnellen Fotos, die schnell veröffentlich werden müssen, ihr Geld verdienen, ist dieses die Arbeitsgrundlage. Für sie ist ein technisch schlechteres Bild wichtiger, als gar nicht oder zu spät abgedrückt zu haben. Das erste Bild auf dem das Ereignis, wenigstens halbwegs erkennbar ist, wird von den Agenturen verkauft und damit bekannt. Mit schnellen Bildern wird Geld verdient.
Das schön ausgeleuchtete, perfekte Foto das 2 Stunden später in die Nachrichten geht, ist vielleicht schon überholt, veraltet, aber in den meisten Fällen nichts mehr wert! Abgesehen davon, dass auch die Kameras von Fotoreportern einen Beli eingebaut haben! Da wird nicht lange gefackelt, da wird sofort scharf geschossen.
Ein schneller Autofokus und eine schnelle,große Speicherkarte und eine hohe Auslösegeschwindigkeit für die Aufnahme sind hier die wichtigsten Voraussetzungen für ihr Werkzeug.
Auch bei einem Interview wird nicht stundenlang das Licht geprobt und aufgebaut. Der Bürgermeister oder der Polizeichef haben für ein Foto keine drei Stunden Zeit! Da wird, wenn überhaupt, a´la "Strobist" ein oder maximal zwei Blitze aufgestellt und das war es!
Und außerdem - hey ich bin Amateur, ich muss das nicht können! Dann messe ich eben, sieht für die meisten Leute sowieso professioneller aus .
Warum gibt es denn immer kompliziertere und aufwendigere Belichtungsmessmethoden? Unsere heutigen Filme und Sensoren sind so empfindlich, da geht Schätzen nur in Bereichen, bei denen es darauf ankommt überhaupt ein Bild zu haben!
Die Fotografen früher, die hatten es wenigstens in dieser Hinsicht einfacher! Nicht umsonst wurde früher häufig mit Hutverschluß gearbeitet. Das Filmmaterial war so wenig empfindlich, besser gesagt, es was so unempfindlich, das es auf ein paar Sekunden mehr oder weniger nicht ankam. Außerdem ist der Belichtungsspielraum von schwarzweiß Material größer (auch heute noch) als der von Farbmaterial, das auch hier nicht ganz so exakt gearbeitet werden muss, um noch ein relativ brauchbares! Ergebnis herauszubekommen. Es kommt drauf an, was....
Außerdem konnte man in der Dunkelkammer noch ein wenig rausholen, ein paar Sekunden mehr oder weniger auf Papier belichten - kein Thema. Doch: weg vom schätzen, hin zum Messen! Wie ein Sprichwort der Ingenieure sagt: Wer misst, misst Mist!
Es ist dabei egal, ob Du den Beli der Kamera oder aber einen mehr oder weniger speziellen Handbelichtungsmesser (Spot, Blitz...) verwendest! Wie immer gilt: Du solltest wissen, was Du tust! Auch wenn Manche jetzt sagen werden: “Das macht doch meine Kamera! Die hat 35 Messfelder, Augensteuerung, GTI, 16V...!“
Andererseits: Die moderne Technik funktioniert ja eigentlich auch recht gut! Trotzdem solltest Du, wenigstens ansatzweise wissen, wie der Belichtungsmesser arbeitet, denn er ist der Grund, warum in gewissen Situationen (je nach Ausstattung und Arbeitsweise) sehr gute, brauchbare oder unbrauchbare Bilder entstehen. Auch wenn deren Anzahl immer weiter zurückgeht, es gibt immernoch genügend Situationen mit denen ein Beli nicht klarkommt! Situationen, in denen das Bild nicht so wird wie Du es Dir vorgestellt hast, weil der Beli einfach nur völlig stumpf misst!
Das sind, je nach Deinen fotografischen Vorlieben, vielleicht weniger als 1% Deiner Aufnahmen, vielleicht 5% oder mehr. Viele geben nach ein paar Fehlversuchen in bestimmten Situationen das Fotografieren einfach auf, weil die Ergebnisse nichts werden.
Ein Beispiel ist die sogenannte Nachtfotografie. Sehr viele finden diese Bilder toll, aber die wenigsten machen sie, weil ihre Bilder meist nichts werden. Für wirklich tolle Bilder muss man, auch wenn man die Belichtungsmessung beherrscht, viel üben. Man muss einfach den Blick für die Motive bei Nacht schulen! Ich gebe zu, dass habe ich auch noch nicht drauf. Aber derjenige, der die Belichtungsmessung drauf hat, wird mindestens brauchbare Bilder machen können. Bilder, die man hinterher nicht sofort löscht oder wegwirft, sondern solche, die man sich ansehen kann.
In den meisten Fällen wird Dir das Wissen um die Funktionsweise des Belichtungsmessers helfen! Du wirst Situationen, in denen Du eingreifen musst, vorher erkennen und mit ein wenig Nachdenken und Übung diese auch meistern.
Aber selbst, wenn es nicht immer 100% wird, es wird Dir in allen Situationen ermöglichen „bessere“ Bilder zu machen, sofern Du dieses Wissen einsetzt.
Aber jetzt geht es wirklich los mit den Grundlagen der Belichtungsmessung!
Der Belichtungsmesser
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Für alles, was wir hier bezüglich des Belichtungsmessers (Beli) betrachten, musst Du Dir folgendes merken:
Belichtungsmesser messen nur die einfallende Lichtmenge, d.h. Helligkeit - keine Farbe!"
Dabei ist es für die reine Funktion "Belichtungsmessung" egal, ob das Gerät in eine Kamera integriert ist, oder ein eigenes Gerät bildet, digital oder analog anzeigt, nagelneu oder 40 Jahre alt ist. Digitalkameras erreichen durch den Weißabgleich eine gewisse Farbkorrektur, das hat aber mit der Ermittelung von Blende und Belichtungszeit nichts zu tun!
Funktionsprinzip des Belichtungsmessers
Technische Grundlagen, möglichst untechnisch erklärt
Um die Belichtungsmessung verständlich zu machen, kurz und „untechnisch“ das Funktionsprinzip des Belichtungsmessers (egal, wie er in Deinem Fall aussieht). Kernstück des Beli ist ein lichtempfindliches Bauteile das irgendwie auf einfallendes Licht reagiert. Diese Bauteile haben zum Teil unterschiedliche Charakteristiken, ich werde dazu noch etwas schreiben, wenn ich die Ausrüstung behandel. Wichtig ist für uns im Moment lediglich, das es dieses tut und dabei eine vorhersehbare und wiederholbare Reaktion erfolgt. Genaueres brauchen wir erst einmal nicht, wir wollen fotografieren und die Dinger nicht reparieren!
Vorhersehbare und wiederholbare Reaktion bedeutet für uns, dass dieses Bauteil immer, bei einer gewissen Menge an einfallenden Licht, die gleiche, Anzeige bringt! Fällt eine andere Menge Licht ein, zeigt es eine jeweils andere, ebenfalls vorhersehbare Reaktion. Lichtmenge A bewirkt eine bestimmte Reaktion, Lichtmenge B eine andere und Lichtmenge C wieder eine andere. Und auf genau diese Weise passiert das jetzt, morgen und auch noch in drei Wochen!
Diese Reaktionen werden irgendwie sichtbar gemacht, z.B. durch einen Zeiger der uns durch seine Bewegung auf einer Skala die einzustellende Zeit/Blendenkombination anzeigt. Manche Belichtungsmesser geben auch Lichtwerte (LW) an, die behandeln wir im folgenden Abschnitt.
Bei vielen älteren Kameras zeigt sich das Ergebnis der Messung als Zeiger oder Leuchtbalken, der durch verändern von Blende oder Belichtungszeit auf eine bestimmte Stellung gebracht werden muss, oder aber bei der richtigen Einstellung dann grün leuchtet. Bei aktuellen Geräten zeigt meist eine Digitalanzeige die Zeit-/ Blendenwerte.
Belichtungsmesser taten lange Zeit nichts anderes, als auf einer Skala die einfallende Lichtmenge anzuzeigen. Sie konnten keine Zeit- oder Blendenwerte angegeben, die man sofort an seiner Kamera einstellen konnte! Der Fotograf musste nach der Messung in einer Tabelle nachsehen, oder mit Hilfe einer Formel berechnen, welche Zeit er bei der von Ihm gewünschten Blende und dem verwendeten Film einstellen musste.
Ganz frühe Geräte hatten gar keine Skala oder Zeiger. Sie verwendeten kleine Streifen Fotopapier die bim Gerät belichtet wurden. An der Verfärbung, welche die Belichtung (ohne Entwicklung) hervorrief, musste der Fotograf mit Hilfe von Vergleichstafeln die Belichtungszeit ermitteln.
Bei moderneren Belichtungsmessern wählst Du die Filmempfindlichkeit, drehst einen Einsteller so lange, bis der Zeiger des Gerätes auf eine bestimmt Markierung zeigt, oder aber eine Digitalanzeige gibt Dir direkt die möglichen Zeit/Blendenkombinationen an. Egal wie Dir die Ergebnisse angezeigt werden, dieses grundlegende Funktionsprinzip ist für alle Belis gleich, egal ob eingebaut oder als Handgerät! Es wird nur die in das Gerät einfallende Lichtmenge gemessen. Welche Meßmethoden es gibt und welchen Einfluss die verschiedenen Motivprogramme haben können, behandeln wir auch noch.
Auch wenn ich es jetzt schon mehrfach schrieb: Dieses Prinzip der Belichtungsmessung musst Du „gefressen“ haben! Sonst kannst Du einerseits bei den folgenden Abschnitten über die Belichtungsmessung und ihre Probleme nicht wirklich folgen. Und was noch viel schlimmer ist, Du wirst der Bevormundung durch die Kameraautomatik nicht entgehen können und selbstbestimmt fotografieren! Die Grundsätze der Belichtungsmessung sind für die kreative Fotografie von grundlegender Bedeutung und gelten auch für Digitalkameras! Selbst wenn die Programme moderner Kameras immer umfangreicher und die zur Ermittlung der Belichtungsdaten benötigen Datenbanken immer größer werden und teilweise 30.- 50.000 Einträge umfassen.
Wenn Du wirklich kreativ fotografieren willst, solltest Du spätestens jetzt verstanden haben,
-
- dass der Belichtungsmesser ausschließlich Helligkeit misst und
- alles nur auf Durchschnittshelligkeit belichtet!
Falls Du nun der Meinung bist, dass Du unbedingt einen Handbeli brauchst, in dem später folgenden Kapitel, welches sich mit Zubehör beschäftigen wird, werde ich ein paar kleine Tipps geben, worauf Du achten solltest, bevor Du Geld ausgibst.
Um weitermachen zu können, brauche ich noch ein Werkzeug und bevor ich hier weiter umständlich darum herum formuliere, schiebe ich das Thema Lichtwerte nun ein.
Lichtwerte
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Ich möchte hier kurz die sogenannten Lichtwerte bzw. Exposure Values aufgreifen. In Büchern oder den Menüs von Kameras werden oft Verstellungen der Belichtungswerte in EV (Exposure Value = Lichtwerten LW) angegeben. Dabei entspricht ein EV (oder LW) einer Blende.
Einen Vorteil hat diese Art der Angabe: Es wird deutlich, dass es egal ist ob Blende, Zeit oder Filmempfindlichkeit geändert werden! Ein +Zeichen zeigt die Zugabe von Licht, ein –Zeichen Wegnahme von Licht an. Und genau aus diesem Grunde werde ich hier ebenfalls Belichtungsänderungen in Lichtwerten angeben. Der Text wird kürzer und jeder weiß was gemeint ist.
Manchmal werden LW allerdings auch als "feste" Werte angegeben, so wie hier in dieser Tabelle dargestellt.
Wie Du unschwer erkennen wirst, ist LW 0 definiert als Blende 1 bei 1 Sekunde, oder eine vergleichbare Kombination. Gleiche LW-Zahlen lassen immer die gleiche Lichtmenge auf den Film!
LW 1 (halbe Lichtmenge auf dem Film bei gleicher Beleuchtung gegenüber Lichtwert 0) ist folglich Blende 1,4 bei 1 Sekunde oder Blende 2 mit 2 Sekunden. Die gleichwertigen Belichtungen lassen sich einfach ermitteln.
Mit der Rechenscheibe von Franz-Manfred Schüngel (http://www.foto-net.de/) kannst Du den Zusammenhang zwischen Lichtwert EV (im Fenster) und Zeit-Blenden-Kombinationen ablesen.
Die Frage „Wozu brauche ich das?“ kannst nur Du selbst beantworten. So wie ich es bisher sehe, ist dieses System in Deutschland nicht verbreitet, abgesehen von den Angaben zur Belichtungskorrektur. Man findet sie gelegentlich in Internet-Foren, verbreiteter ist sie im englischen Sprachraum. Oder bei Benutzern von Kameras oder Belis welche diese angeben. Es gibt keinen zwingenden Grund umzusteigen, sofern Du es nicht musst, weil Deine Geräte Dich dazu zwingen!
Ich persönlich finde es einfacher, mir LW zu merken als Zeit/Blenden-Kombinationen. Außerdem kann man mit ihnen leichter rechnen. LW´s lassen sich addieren und dann der Durchschnitt berechnen, bei Zeit-/Blendenkombinationen wird das mühsam. Aber auch da kommen wir noch hin!
Egal, was Du letztendlich tust, wenn Du nun irgendwo die Angabe EV 13 siehst, weiß Du wenigstens was gemeint ist! Darauf kam es hier an! Ein, auf jeden Fall bei Amateuren, aus der Mode gekommenes Hilfsmittel möchte ich Dir im nächsten Abschnitt vorstellen, die Graukarte.
Die Graukarte
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Damit weltweit jeder Belichtungsmesser und jede Kamera das Gleiche messen, braucht man eine Referenz. Diese stellt die Standard-Graukarte dar. Anhand der Reflexion von Licht durch diese Karte ist jeder Belichtungsmesser eingestellt worden.
Graukarten gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sie besteht meist aus einem dickeren Karton oder Kunststoff, der auf mindestens einer Seite neutral grau eingefärbt ist. Neuere Graukarten sind von der Rückseite weiß gefärbt, beide Seiten sind so hergestellt, das sie auch bei unterschiedlichen Lichtfarben den gleichen Reflektionsgrad haben. Deshalb sollte man auch nicht versuchen, sich diese um Geld zu sparen selbst auszudrucken. Was Du tun kannst, falls Du mal eine brauchst und keine dabei hast, folgt in einem folgenden Abschnitt dieses Kapitels.
Diese Karten sind für die graue Seite mit 18%, für die weiße Seite mit 90% Reflexion festgelegt. Karten mit weißer Rückseite kamen verstärkt mit der digitalen Fotografie auf den Markt, um einen Weißabgleich durchführen zu können. Auch wenn einem der Wert seltsam vorkommt, 18% Reflektion stellt die Mitte des darstellbaren Kontrastumfanges dar und ist deshalb Referenz für die Einstellung von Belichtungsmessern.
Davon abgesehen entspricht diese reflektierte Lichtmenge in etwa einem für Mitteleuropa typischen Motiv in „normaler“, freier Landschaft, bei blauem Himmel und Sonnenschein.
Misst Du vollformatig auf eine gleichmäßig beleuchtete Graukarte und stellst die angezeigten Werte an der Kamera ein, so wird Dein Bild genau so belichtet, dass die Graukarte auf dem Abzug von Deinem Negativ so abgebildet wird, wie Du sie im Original siehst, nämlich „mittelmäßig“ grau. Voraussetzung ist natürlich, dass Du den Film nach Herstellerangaben entwickelst und den Abzug nach Herstellerangaben herstellst.
Du wirst jetzt sagen: "Ist doch logisch, natürlich soll die so abgebildet werden, wie man die in Wirklichkeit sieht!". Da hast Du natürlich recht, aber behalte diese Aussage mal einen Moment im Hinterkopf, das Ganze hat nämlich auch Nachteile. Natürlich ist es egal was Du ablichtest, ob Graukarte oder Blumen. Es ist so, wie bei den Beispielbildern, egal welche (richtige) Kombination Du einstellst, das Bild das rauskommt, ist immer gleich hell!
Die Hersteller haben einfach einen Wert genommen, bei dem sie davon ausgehen konnten, das die Mehrzahl der Motive in etwa diesem Reflexionsgrad entspricht! Und genau ein solches wird "richtig" wiedergegeben. Etwas anderes geht ja ohnehin nicht, der Beli kann schließlich nichts anderes als einfallendes Licht messen. Er kann Deine Vorstellung vom Bild nicht erahnen, oder erkennen was Du gerade fotografierst. Fotografieren soll möglichst einfach sein. Wenn jeder, bevor er eine Kamera bedient, dieses Handbuch lesen müsste, wäre die Kameraindustrie pleite. (aber ich vielleicht reich!)
Auch, wenn manche moderne Kamera mittlerweile Gesichter „erkennt“ und nur dann auslöst, wenn dieses Gesicht schön lächelt, so kann sie nicht Deine gewünschte Bildaussage erkennen. Vielleicht willst Du ja gar keine lächelnden Gesichter aufnehmen, sondern das Portrait eines nachdenklichen Politikers oder Schriftstellers.
Das Thema Graukarte ist heute, im sooo schönen digitalen Zeitalter, so wichtig, das der „Erfinder“, nämlich Kodak, seine Graukarte, die sonst immer DIE Karte schlechthin war, gar nicht mehr herstellt. Es wird möglicherweise nicht mehr lange dauern, dann nimmt die Kamera dem „Fotografen“ noch mehr Arbeit ab, als nur die lächelnden Gesichter zu erkennen.
Aber bei aller Technik, die mittlerweile in die Kamera eingebaut werden kann und auch wird, sie kann trotzdem nicht erahnen, ob Du das Motiv z.B strahlend hell und leuchtend, oder lieber duster und bedrohlich darstellen willst. Nicht jedes Foto soll die „Realität“ dokumentieren, manche sollen auch Stimmungen oder Gefühle darstellen, einfach „nur“ „schön“ aussehen....
Vielleicht „lernen“ Kameras in Zukunft ja irgendwann einmal, aus zuvor mit ihr gemachten Bildern, wie und was der Nutzer gerne fotografiert, und stellt nach einer gewissen Lernphase alles für die typische Aufnahme benötigte selbst ein. Ob das wirklich besser wird, wage ich zu bezweifeln!
Doch bei allen Ausnahmen und Abneigungen, für sehr viele Motive klappt die bisherige Vorgehensweise doch eigentlich ganz gut, sonst würden nicht so viele Leute zufrieden mit ihren Kameras „vor sich hin knipsen“. Gelegentlich klappt mal irgendwas nicht so wie erwartet, aber für den „normalen“ Benutzer lag das dann an der doofen Kamera oder dem billigen Film, möglicherweise am blöden Großlabor.
Schau Dir die Kameras an! Man kann kaum noch etwas von Hand einstellen, oder nur über Umwege oder umständlich.
Etwas anderes wird Dir jetzt sicherlich klar geworden sein: Solange Du nicht, wenigstens in bestimmten Situationen in die Kamerasteuerung eingreifst, korrigierst und veränderst, zeigen Deine Bilder immer Einheits-Durchschnitts-Helligkeit! Genau deswegen enttäuschen so viele Sonnenauf- und -untergangs-, Strandstimmungs-,...Bilder. Denn genau diese sind nicht so strahlend hell, golden leuchtend, romantisch gedämpft.... oder was auch immer Du gerade gesehen hast. Sie sind genau so, wie die Kamera sie "sehen muss": 18% Reflexions-europäischer-blauer-Himmel-Sonnenschein-hell-Einheits-Durchschnittshelligkeits-Pampe!
Du willst jetzt sicherlich wissen, was Dir die Graukarte genau dagegen nützen soll! Keine Panik, da kommen wir auch noch hin! Doch dazu brauchen wir noch ein wenig mehr Informationen.
Aber vorher lade ich Dich herzlich ein, mit mir ein Gedankenexperiment durchzuführen. Wenn wir damit fertig sind, werden die Bildbeispiele Dich nicht mehr sonderlich überraschen.
Gedankenexperiment
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Um das Prinzip der Belichtungsmessung zu vertiefen...
Ohne uns um die Meßmethoden zu kümmern, legen wir einfach los.
In diesem Experiment möchte ich versuchen, Dir die Gründe zu zeigen, warum manche Lichtsituationen einfach nicht, oder nicht einfach, zu bändigen sind. Dieses sind jene Aufnahmen, die nicht der Standartlichtsituation entsprechen. Du weißt schon 18% Reflexion.... Ich versuche es hier einfach mal etwas anders als üblich zu erklären, weil Du damit auch schon ein paar Grundlagen für das Zonensystem hast.
Das Zonensystem ist wieder etwas, was man machen kann, aber nicht muss, aber wovon man mal gehört haben sollte. Es ist heftig umstritten, gibt aber meiner Meinung nach Hilfen, über die es wert ist nachzudenken. Kommen wir auch noch hin!
Grundlegende Vorbemerkungen:
Wir selbst sind in diesem Gedankenexperiment der Belichtungsmesser und messen formatfüllend unser Motiv! Wir arbeiten dazu komplett mit Zahlen. Dabei gelten folgende Werte: Der Wert für hellstes Weiß sei 10, der für tiefstes Schwarz sei 0. Nicht drüber nachdenken, einfach mal hinnehmen und so machen!
Den später im Bild dargestellten Wert, werde ich als römische Zahl in Anführungszeichen angeben, damit wird es übersichtlicher. Hier eine Grafik zur Verdeutlichung der Graustufen.
Die Einteilung und Bezeichnung ist die des Zonensystems. Warum sollte ich hier Neues einführen? Mit diesen 11 Werten haben wir den Belichtungsspielraum unseres fiktiven Schwarz-Weiß-Films (stimmt in Realität auch zumeist). Der Schritt von einer ganzen Zahl zur Nächsten entspricht der Belichtungsänderung um eine Blende/ EV/ LW.
Leider kommen gerade beim Schritt von "X" auf "IX" und bei "0" auf "I" diese nicht so gut am Standart-Monitor heraus. Falls Du magst, so kannst Du versuchen (auch wenn die Grafiken keine Monitor-Kalibrierungsvorlagen sind) Deinen Monitor so einstellen, dass Du alle Felder einzeln erkennen kannst.
Die Schritte im Bild sind gerade so, dass man den Unterschied erkennen können sollte.
"X" ist maximales Schwarz, "0" ist so Weiß, wie es der Papierträger ist.
Die Stufen daneben sind gerade so, das man einen Unterschied erkennen kann. Interessant ist sicherlich Zone "V", diese muss, so besagt es ja die Definition, der Graukarte entsprechen. Zur Vereinfachung betrachten wir nur fertige Bild, nicht das Negativ. Es geht hier nicht um tatsächliche Einstellungen an der Kamera, sondern um Helligkeitsstufen.
Natürlich ist die Lichtmenge, die auf das Motiv fällt konstant!
ENDE der Vorbemerkung!
Das alles hört sich im Moment möglicherweise kompliziert an, ist es aber nicht! Für Manchen ist dieses vielleicht ungewöhnlich, fangen wir erst einmal an, dann wird es klarer!
Ein exakt durchschnittliches Motiv aus Sicht der Helligkeitsmessung ist ein Schachbrett. Jetzt sind wir der Handbelichtungsmesser und schauen mal, was bei uns an reflektiertem Licht vom Schachbrett ankommt!
Wir erwarten, als guter Beli einen Helligkeitswert von 5, denn darauf wurden wir eingestellt. Rechnen wir einmal mit den Helligkeitswerten des Schachbretts!
Helligkeit 5 gibt es im Motiv nicht, es gibt nur 10 (weiß) und 0 (schwarz). Das Brett hat 64 Felder. 32 schwarze und 32 weiße.
Berechnen wir den Durchschnitt (32 * 0 + 32 * 10) / 64 = 5
Das sollte uns nicht überraschen! Die Helligkeit ist genau ausgeglichen, es muss ein mittlerer Lichtwert also 5 herauskommen. Falls Du noch nicht verstehst, warum das so ist, lies erst mal weiter, das kommt.
Aus unserer Sicht als Fotograf geht es um irgendwelche Blendenwerte, für den Film/Sensor/Beli nur um Licht! Wenn ich schreibe 1 LW mehr oder weniger, so heißt dieses für den Film er erhält doppelt/ halb soviel Licht, nichts weiter!
Setzen wir unser Ergebnis fiktiv in ein Bild um!
Was passiert, wenn wir mit den aus unserer Helligkeitsmessung ermittelten Belichtungswerten fotografieren würden?
Das Licht, das in diesem Beispiel unseren Film erreicht, würde eine Graukarte als „V“ darstellen, das haben wir eben errechnet. Wir haben diesen Grauwert in unserem Motiv jedoch nicht, wir haben jedoch zwei andere. Wäre dieser Grauwert vorhanden, würde dieses genau als "V" im Bild dargestellt.
Wir haben Bereiche in unserem Motiv die -5LW (1/32 Licht) und solche die +5LW (32mal mehr Licht) reflektieren, als das durchschnittliche Grau für das wir eben unsere Belichtung ermittelt haben. Das heißt, unsere ermittelte Belichtung ergibt:
Durchschnittliche Helligkeit plus 5LW Licht ergibt „X“ (weiß) und „5“ minus 5 LW Licht = schwarz, also „0“.
Unser Bild zeigt ein ganz normales Schachbrett! Bis hier Logo, oder?
Neue Situation, kein Standard-Schachbrett!
Gleiche Vorgehensweise wie eben, wir ermitteln die Belichtungsdaten aufgrund der durchschnittlichen Helligkeit!
Das Motiv enthält wesentlich mehr weiße als schwarze Felder! Eigentlich immer noch 64 Felder in Bezug auf die gesamte Fläche, jedoch 59 Weiße und nur noch 5 Schwarze.
Gerechnet ergibt dieses:
(59 * 10 + 5*0) /64 = 9,21875 also 9!
Wir stellen fest, auf uns, den Beli, fällt eine größere Lichtmenge! Wir messen 4LW mehr Licht; die 16fache Lichtmenge erreicht UNS aus Richtung des Motivs! Wir gehen stumpf davon aus, dass das Motiv durchschnittliche Reflexion aufweist und mehr Licht reflektiert, weil es heller beleuchtet wird!
Dabei ist dort die einfallende Lichtmenge, wie in den Vorbemerkungen bereits definiert haben, konstant! Wir (der Beli) wissen das nicht. Wir sehen nicht was am Motiv ankommt, ob es heller oder dunkler ist als der definierte Durchschnitt. Wir werten bloß aus, was vom Motiv an Licht bei uns ankommt!
Aus diesem Grund korrigieren wir die Belichtung um –4 LW (1/16), damit unsere voreingestellte Lichtmenge für neutrales Grau, wieder erreicht wird. Wenn wir nun belichten, wie es unser Belichtungsmesser uns auch real anzeigen würde, kommt was raus?
Erläuterung:
Die einfallende Lichtmenge ist durch die Belichtungskorrektur von –4LW nur noch 1/16 des Wertes von vorher. Eine Graukarte würde bei dieser Einstellung nicht mehr in Zone „V“, sondern eine Stufe vor Schwarz nämlich bei „I“ landen!
Schwarze Felder erhalten von diesem gemessenen Mittelwert 1/32 (-5 LW) Licht. Daran hat sich nichts geändert, sie sind immer noch 5LW vom Mittelwert "entfernt". Mit dieser Lichtmenge würden sie 4 LW unter „0“ liegen, sind jedoch nicht schwärzer darstellbar.
Die weißen Felder, die 32 mal mehr Licht bekommen als der Mittelwert (in diesem Beispiel „I“) kommen durch die um –4LW korrigierte Belichtung nicht mehr auf „X“ sondern nur noch auf „IV“.
Darf ich vorstellen, unser Bild: (zugegeben ähnlich, aber nicht wirklich unser Motiv). Und genau dieses Ergebnis, hätten wir auch, wenn wir real ein Foto gemacht hätten, digital, so wie analog!
Die typischen Situationen die mit Automatik nicht befriedigend zu fotografieren sind, sind genau so etwas! Schneehasen im Schnee, die Braut im weißen Kleid vor der weißen Kirchenwand....
Anders herum sieht es natürlich auch nicht besser aus, nur eben anders herum!
Jetzt zum selber machen!
Neue Situation, gleiche Vorgehensweise.
Das "Gegenteil" des vorherigen Motiv:
Mehr schwarze als weiße Felder!
64 Felder, _schwarze und _weiße. Gerechnet: (59 * _+ 5*_) /64 ___
Es würde sich folgende Belichtungskorrektur ergeben:_______
Die weißen Felder sind im fertigen Bild: Zone___
die schwarzen Felder sind: Zone___
Lösung:
Es sind immer noch 64 Felder, 59 schwarze und 5 weiße.
(59 * 0 + 5*10) /64 = 50/64= 0,78125 also gerundet: 1
Die Korrektur: +4 LW
Die weißen Felder ergeben: “X“ +4LW
Die schwarzen Felder ergeben: „IV“
Alles klar, oder? Mein Bild sieht so aus:
Bei der Messung stellen wir fest, dass es offenbar sehr dunkel ist, verändern deshalb die Belichtung nach „heller“. Dadurch soll mehr Licht auf den Film fallen um die „genormte“ Lichtmenge zu erreichen; unser Motiv ist „anscheinend“ weniger stark beleuchtet.
Die Beleuchtung ist immer noch konstant, denn die bei uns ankommende Lichtmenge ist Ergebnis der verringerten Reflexion des Motivs. Bei den ohnehin weißen Feldern ändert sich nichts. Weißer als weiß geht nur in der Werbung!
Jedoch bei den schwarzen Feldern! Diese werden 4LW heller, sie erreichen fast unsere Graukarte. Hier erhält der Film Licht für Zone „IV“.
Und auch diese Situationen kommen immer wieder vor. Es sind die unter Fotografen berühmten schwarzen Katzen auf dem Kohlenhaufen, der Bräutigam im schwarzen Anzug vor der dunklen Kirchentür. Die untergehende Sonne am schon halbdunklen Strand.....
Du findest sicherlich noch viele Beispiele aus Deinem bisherigen Schaffen!
Das dieses alles auch in Realität so passiert, wie wir es uns hier ausgerechnet haben, zeigen Dir die Bildbeispiele.
Bildbeispiele
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- Geschrieben von Thomas
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Bildbeispiele
Hier ein paar Bilder, um das bisher Geschriebene noch einmal im Bild darzustellen und um zu beweisen, das die Ergebnisse des Gedankenexperiments nicht allein meine Erfindung sind.
Ein Standartschachbrett! Das Weiß ist leider nicht ganz so strahlend wie von einer Weißkarte oder einem Blatt Kopierpapier (das oft optische Aufheller enthält), aber es sollte zu erkennen sein.
Was passiert, wenn wir den hellen Bildanteil vergrößern?
Wie wir eben errechnet haben, wird der Belichtungsmesser die Belichtung verringern um wieder zu mittleren Bildwerten zu kommen, und genau das passiert tatsächlich!
Hier das gleiche Schachbrett mit einem schwarzem Fotokarton und einem Blatt weißem Kopierpapier, bis zur fast vollständigen Abdeckung. Es ändert sich an der Helligkeit im Bild nichts, solange die Helligkeit im Motiv ausgeglichen ist, wenn schwarze und weiße Bildanteile (in etwa) gleich sind!
Das weiße Kopierpapier erscheint hier nicht so strahlend weiß wie erwartet, da ich hier (absichtlich) keinen Weißabgleich darauf durchgeführt habe. Es enthält Aufheller, die tatsächlich leicht bläulich sind, unserem eigenen, direkten Farbempfinden jedoch ein strahlenderes Weiß vortäuschen.
Diese Aufheller sind ebenfalls in vielen Waschmitteln enthalten! Richtig aufgefallen ist mir dieses zum ersten Male so richtig, als meine Mutter vor vielen, vielen Jahren draußen Wäsche trocknete als frischer Schnee lag und ein Bettlaken von der Wäschespinne in den Schnee gefallen war. Dieses Laken erschien vor dem Schnee deutlich blau, vor einen anders farbigen Hintergrund war es wieder schön strahlend weiß.
Auch das nicht reinweiße Schachbrett verfälscht die Belichtungsmessung. Erhöhen wir den Anteil an hellen Bildanteilen!
Je heller unser Motiv wird, desto dunkler werden die hellen Bildanteile. Es passiert tatsächlich das, was wir in unserem Gedankenexperiment festgestellt haben!
Wir haben den Beli reingelegt! Ein manueller Weißabgleich kann nützlich sein!
Als Beweis das es tatsächlich nur ein Blatt Papier und keine Graukarte ist, das Schachbrett schimmert durch! Anders herum geht natürlich genauso!
Hier seht Ihr das Schachbrett leider nicht mehr durchschimmern. Das tat es allerdings, als ich mir die Situation in Realität, also nicht auf dem Foto ansah! Die Kamera korrigiert die Belichtung so stark, dass sie das Weiß so stark überbelichtet, so das man leider nichts mehr erkennen kann.
Gut erkennbar ist im Vergleich der Bilder, wie Kopierpapier und Fotokarton in der korrigierten Belichtung immer grauer werden.
Ich habe hier mal drei Ausschnitte nebeneinander gelegt.
Graukarte viel weiß viel schwarz
So, das sollte jetzt aber reichen! Bevor wird uns mit den verschiedenen Methoden der Belichtungsmessung beschäftigen, geht es erst einmal weiter mit den Kameraeinstellungen!
Kameraeinstellungen
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Es dürfte klar sein, das ich hier nicht speziell auf einzelne Kameras eingehe. Auch möchte ich mich nicht auf einen Hersteller festlegen, auch wenn ich die Beispiele von Canon verwende, weil wir selbst mit diesen Kameras arbeiten. Jedoch gibt es einige Einstellungen, welche die meisten digitalen oder analogen Kameratypen bieten, möglicherweise mit anderen Bezeichnungen oder Symbolen. Ich verwende hier die Bezeichnungen, die ich von unseren (Canon) Kameras kenne.
Grundeinstellungen (bei Canon: Kreativprogramme)
Manuelle Belichtungseinstellung (M)
Hier stellst Du sowohl Zeit als auch Blende ein. Halbwegs moderne Kameras zeigen Dir dazu an, ob das Motiv gemäß Ihrer Messung über- oder unterbelichtet ist.
Zeitautomatik (TV von Time Variable)
Auch wenn es sich diese Bezeichnung im ersten Moment etwas verdreht anhört: Du wählst die Blende, die Kamera stellt dazu, die nach ihrer Messung passende Zeit ein. (Blende fest, Zeit variabel)
Blendenautomatik (AV von Aperture Variable)
Du wählst die Zeit, die Kamera stellt dazu, die nach ihrer Messung passende Blende ein. (Zeit fest, Blende variabel)
Programmautomatik
Die Einstellung für alle Standartsituationen mit (belichtungsmäßig) einfachen Motiven. Nach welchen Vorgaben die Kamera dabei arbeitet ist vom jeweiligen Modell abhängig. Für Schnappschüsse ein Zeitvorteil, zum kreativen fotografieren ungeeignet, da Du zusammen mit der Zeit- und Blendenwahl wichtige Gestaltungsmittel ausschaltest!
Schärfentiefenautomatik
hier kannst Du Punkte vorgeben, die im Bild im Schärfentiefenbereich liegen sollen. Aus diesen Angaben versucht die Kamera (sofern möglich) eine Blende zu ermitteln, bei der dieses erreicht werden kann. Da die Schärfentiefe durch abblenden vergrößert werden kann, können bei wenig Licht die Belichtungszeiten ganz schön lang werden. Du musst dann abwägen: Schärfentiefe vs. Bewegungsunschärfe vs. verwackeln.
Motivprogramme
sind meist nichts weiter, als Belichtungskorrekturen, oder Voreinstellungen, die für gewisse (Standart)-Situationen vorprogrammiert sind.
Sport (Piktogramm Läufer)
hier wird in den meisten Fällen die Belichtungszeit möglichst kurz durch die Kamera gewählt um schnelle Bewegungen unverwischt aufzunehmen. Wenn nicht ausreichend Licht vorhanden ist, wird sie die Blende entsprechend aufblenden müssen und notfalls auch die ISO-Einstellung hoch setzen.
Nahaufnahme (Blume)
hier wird die Kamera eine eine recht kleine Blende wählen um möglichst viel Schärfentiefe in das Bild zu bringen.
Nachtaufnahme (Sternenhimmel)
erzeugt meist eine Lichtsituation aus Kunstlicht (Blitz) und natürlichem Licht. Der Blitz wird (schwach) eingesetzt um Dein Motiv (etwa eine Person) ausreichend zu beleuchten, lässt aber den Hintergrund so dunkel, das hier das meist stimmungsvollere Umgebungslicht die Beleuchtung ausmacht.
Portrait (Kopf)
große Blendenöffnung für geringe Schärfentiefe um Dein Motiv besser vom Hintergrund freistellen zu können.
Landschaft
kleine Blendenöffnung für hohe Schärfentiefe. Da sich die Landschaft meist nicht bewegt sind eventuell entstehende lange Belichtungszeiten nicht unbedingt ein Problem. Es sei denn, es ist windig und Bäume, Blumen, Straucher bewegen sich....
Blitz aus
ja, is klar, neh!
Beschäftigen wir uns nun mit den verschiedenen Methoden der Belichtungsmessung. Verwendest Du die geeignete, so kannst Du Fehlbelichtungen wie die eben beschriebenen verhindern, verwendest Du allerdings eine Ungeeignete wird alles noch viel Schlimmer!
Wir kommen somit zur Licht- und Objektmessung!
Licht- und Objektmessung
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Es gibt unterschiedliche Methoden und Werkzeuge um die Belichtung zu messen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Objekt- und Lichtmessung.
Objektmessung
ist wahrscheinlich das, was Du bisher gemacht hast. Jede Kamera mit eingebautem Belichtungsmesser mißt auf diese Weise, aber auch mit Handbeli ist diese Methode die am meisten verwendete. Du richtest Deinen Beli/Kamera auf das Objekt und misst das Licht, das von diesem reflektiert wird.
Vor- und Nachteile der Objektmessung
Objektmessung eignet sich vor allem für
-
- Objekte mit mittleren Grauwerten und matter Oberfläche,
- selbstleuchtende Objekte,
- transparente Gegenstände (z.B. Glas)
- und unzugängliche oder weit entfernte Objekte.
Trotzdem sind zum Teil Belichtungskorrekturen notwendig! Ein leuchtendes Kirchenfenster auf mittleres Grau belichtet ist nicht wirklich sehenswert!
Ungeeignet ist die Objektmessung für
-
- großflächig helle oder dunkle Motive
- sowie für glänzende Objekte.
Lichtmessung
misst unabhängig vom Objekt das Licht, welches auf dieses einfällt. Dazu benötigst Du einen entsprechend ausgerüsteten Beli, der eine Messkalotte haben muss.
Dieses ist meist eine milchigweiße Halbkugel, die über die Messzelle geschoben wird, oder fest eingebaut ist.
Aus diesem Grund kannst Du die Lichtmessung nicht einfach mit einer Kamera simulieren, indem Du dich vor Dein Motiv stellst und in Richtung Aufnahmestandort misst.
Vor- und Nachteile der Lichtmessung
Lichtmessung hat eine echte Stärke weil sie das Licht misst, welches auf das Motiv fällt und deshalb unabhängig vom Motivs ist.
Um Einheitsgrau-Durchschnittshelligkeitsfotografien zu entgehen, ist die Lichtmessung das geeignete Mittel. Du brauchst keine Belichtungskorrektur um Farben richtig wiederzugeben, Schneehasen sind weiß und schwarze Katzen schwarz.
Jedoch hat auch sie ein paar Schattenseiten:
-
- Nicht jedes Motiv ist so nah oder so beschaffen, dass wir dort eine Lichtmessung vornehmen können!
- Lichtmessung für Bühnenaufnahmen wird meist zur Verstimmung der Schauspieler führen, gleiches gilt bei Messungen auf der 100m Bahn oder Rennstrecke.
- Selbstleuchtende Objekte (Mond, Leuchtreklame, Feuerwerk) lassen sich mit Lichtmessung nicht behandeln.
- Helle punktförmige Lichtquellen können die Lichtmessung stark verfälschen.
Wie Du an diesen Aufzählungen sehen kannst, haben beide Methoden auch ihre Nachteile und sind nur für gewisse Aufgaben geeignet.
Nachtrag
Nachdem ich soviel auf der Objektmessung rumgehackt habe, etwas zu Ihrer Ehrrettung, denn sie hat ein paar echte Vorteile:
-
- Sie lässt sich in Kameras einbauen,
- wird durch das Aufnahmeobjektiv gemessen, spricht man von Through the Lens-Messung (TTL). Du brauchst Dich nicht mehr um die effektive Blende der Optik kümmern. Erreicht weniger Licht den Film als die Angabe auf dem Objektiv erwarten lässt, so wird dies bei der Messung entdeckt, da sie ebenfalls betroffen ist.
- Dieses gilt ebenfalls für den Lichtverlust durch Vorsatzfilter,
- oder den Verlängerungsfaktor bei Makroaufnahmen.
Man machst sich gar keinen Kopf darum wie komfortabel fotografieren mit TTL-Messung wirklich ist! Das fällt erst auf, wenn man sie nicht (mehr) hat.
Nachdem bei meiner Mamiya das Messprisma begann permantent um mehrere LW falsch zu messen, mußte ich gezwungenermaßen mit dem Handbeli arbeiten.
Verlängerungsfaktoren von Vorsatzfilter sind ja kein Thema - sofern sie drauf stehen! Verlängerungsfaktoren aufgrund des Abbildungsmaßstabs bei Makroaufnahmen (behandeln wir noch) sind schon eine spannende Sache.
Über so etwas macht man sich im alltäglichen TTL-Betrieb überhaupt keine Gedanken.
Eigentlich sind die Nachteile der Objektmessung auch gar nicht so groß wie sie sich bisher vielleicht anhörten:
Mit Hilfe einer Ersatzmessung mit der Graukarte können wir auch mit einer Objektmessung eine Art von Lichtmessung durchzuführen. Wie das geht, erfährst Du unter Hilfsmittel der Objektmessung im übernächsten Abschnitt!
Die verschiedenen Methoden der Objektmessung folgen im nächsten Abschnitt!
Objektmessung - Methoden
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Zwei
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Zeitgemäße Kameras (also nicht unbedingt meine!) verfügen meist über verschiedene (TTL)-Messarten. Diese können sein:
Integralmessung
ist die älteste und technisch einfachste Messart. Das gesamte Bildfeld wird gleichmäßig gewertet und auf eine Durchschnittshelligkeit wie 18%-Grau berechnet. Genau darüber haben wir bisher immer gesprochen!
Nur wirklich gleichmäßige Motive führen mit ihr auf Anhieb zu guten Resultaten, Beispiele dafür hatten wir ja eben erst!
In dieser ursprünglichen Form hat diese Methode keine besonderen Vorteile. Aus diesem Grund wird sie heute nicht mehr in Kameras eingebaut. Allerdings arbeiten die meisten Handbelichtungsmesser (wenigstens in der Grundeinstellung) mit der Integralmessung.
Selbst wenn sich das bisher geschriebene dem ertsen Anschein nach absolut negativ anhört, die reine Integralmessung ist, wenn sie mit Sachverstand eingesetzt wird, absolut berechenbar und von daher für viele Situationen Grundlage für eingene, manuelle Belichtungskorrekturen.
Es gibt bei dieser Meßmethode keine unbekannten Korrekturfaktoren oder ähnliche Überraschungen, die Deine manuellen Belichtungskorrekturen ausbremsen. Das was Dir eine Kamera mit dieser Meßmethode anzeigt ist, abgesehen von den bereits erwähnten möglichen Korrekturen durch TTL-Messung (Filter, Abbildungsmassstab) ein unkorrigiertes Messergebniss. Was Du dann daraus machst, ist allein Deine Sache. Auch wenn diese Messmethode sicherlich nicht mehr Stand der Technik ist!
Mittenbetonte Messung
ist eine Weiterentwicklung der Integralmessung. Ein zentrales, kreisförmiges Messfeld, welches meist etwa 30% des Bildfeldes ausmacht, geht zu etwa 75% in die Messung ein. Das restliche Bildfeld bringt die verbleibenden etwa 25% ein und liefert auf diese Weise, je nach Helligkeit, bloß noch eine Belichtungskorrektur nach oben oder unten.
Das der Schwerpunkt der Messung in der Mitte liegt, bedeutet jedoch nicht, dass das Motiv bei Deinem Bild in der Mitte liegen muss!
Kameras die diese Messmethode anwenden verfügen meist über eine Messwertspeicherung. Du nimmst Dein Motiv in die Mitte des Suchers, misst dieses an und speicherst den Messwert oder stellst ihn manuell ein.
Danach komponierst Du Dein Bild im Sucher, die Belichtungswerte bleiben erhalten.
Ist das Motiv größer ist als Dein zentraler Messkreis, solltest Du diesen Messkreis so positionieren, dass in seinem Innern ein Bereich durchschnittlicher Helligkeit des Motivs liegt.
Vorteile der mittenbetonten Messung
Eine Kamera mit dieser Meßmethode ist, sofern Du einigermaßen erfahrenen damit bist, ein sehr zuverlässig einschätzbares und universell nutzbares Werkzeug!
Die Messergebnisse liefern, außer für die TTL-Messung, keine Korrekturfaktoren, so wie die Integralmessung).
Mit einer Messwertspeicherung ist sie auch für Motive geeignet, welche außerhalb der Bildmitte liegen.
Sie ermöglicht eine selektive Messung bildwichtiger Bereiche.
Nachteile der mittenbetonten Messung
Wie immer liefert unzweckmäßige Anwendung, falsche Ergebnisse!
Auch bei diesem Meßsystem gibt es Abwandlungen!
Manche Kameras gewichten die obere Hälfte der Bildfläche anders als die Untere. Diese Methode wird auch als mittenbetonte Integralmessung bezeichnet. Sie versucht zu berücksichtigen, dass die meisten Bilder im Querformat gemacht werden und der Horizont meist mittig in das Bild gelegt wird.
Bei einer solchen Bildkomposition ist oben meist der helle Himmel, unten die dunklere Erde. Dieses führt bei einer mittenbetonten Messung (ohne Integral im Namen) häufig zu einer Unterbelichtung. Dieses sollte durch die mittenbetonte Integralmessung verhindert werden.
Sie hat einen klaren Nachteil:
Drehst Du bei einer solchen Messung ins Hochformat und hast im rechten Motivbereich eine andere Helligkeit als links, geht es dafür dann total daneben.
Spotmessung (Selektivmessung)
berücksichtig nur einen kleinen zentralen Fleck, dieser liefert den Messwert, der Rest des Bildfeldes wird nicht berücksichtigt.
Bei der Selektivmessung hat dieser Meßbereich meist einen Bildwinkel von etwa 10°. Echte Spotbelichtungsmesser haben meist 1° oder 5° Messwinkel, Aufsatzgeräte meist 5, 10 oder 15°, selten 1°. Mit dieser Meßmethode kannst Du einzelne Stellen im Motiv gezielt anmessen, zum Beispiel ein Gesicht,... (oder die Graukarte).Wenn Du den Messwert so wie ermittelt einstellst, wird der angemessene Teil mit der Helligkeit von 18%-Grau belichtet.
Entspricht dieses nicht der gewünschten Helligkeit für diesen Teil des Motivs, so kannst Du die Belichtung entsprechend durch Über- oder Unterbelichtung korrigieren.
Eine typische Anwendung für Spotmesser sind Situationen, bei denen viele Lichtquellen direkt im Bild sind. Diese würden die Messung verfälschen, so wie dies häufig bei Konzerten der Fall ist, wenn Scheinwerfer im Bild sichtbar werden. In einer solchen Situation misst Du auf das Motiv, z.B. das Gesicht des Musikers. Das Gesicht ist meist etwas heller als 18%-Grau, daher solltest Du ermittelten Belichtungswert um etwa +2/3 LW korrigieren (leichte Überbelichtung). Auf diese Weise befinden sich Scheinwerfer und der häufig schwarze Hintergrund außerhalb des Messfeldes und bleiben ohne Einfluss. Die Spotmessung ist für das Zonensystem (fast) Pflicht.
Vorteile der Spotmessung:
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- Sie erlaubt eine Bestimmung der Belichtung bei hohen Kontrasten im Bild.
- Sie erlaubt punktgenaue Belichtung selbst bei nicht vollformatigen Motiven.
Nachteile:
Abgesehen von Messfehlern/ Fehleinschätzungen (Reflektion der gemessenen Bildteile, Helligkeit....) ist diese Messung sehr zeitaufwendig. Dies gilt sowohl für die Durchführung, als auch für die Einarbeitung bis man ein Gespür für die Spotmessung bekommt! Welche Punkte muss ich anmessen, um ein vernünftiges Ergebnis zu erhalten, „...was passiert mit dem Rest des Bildes, wenn ich genau dort messe....“
Mehrfeld- oder Matrixmessung
Als nächster Entwicklungsschritt in der Evolution der Messmethoden entstand die Mehrfeldmessung (Selbst wenn man die mittenbetonte Messung bereits als eine Abart betrachten kann.)
Die Mehrfeldmessung geht wesentlich weiter. Diese Messmethode versucht das Motiv zu erfassen und manuelle Belichtungskorrekturen vorwegzunehmen! Unsere EOS 600 (1989) versuchte dieses mit 6-Feldern, die 400D (2008) tut dieses mit bis zu 35 Feldern. Dazwischen liegen fast 30 Jahre!!!!! Da hätte ich schon mehr erwartet, pro Jahr bloß ein Feld, jedenfalls statistisch gesehen...
Moderne Mehrfeldmessmethoden ermitteln nicht nur die Durchschnittshelligkeit im Bild, sondern auch den Kontrast, sie verknüpfen diese mit Informationen über Entfernung zum Motiv sowie der eingestellten Brennweite und den Werten der Autofokusfelder.
Moderne Matrixmessungen sind wesentlich komplizierter, als ich dieses bisher vereinfacht dargestellt habe. Jeder Hersteller setzt hier auf seine eigene Mehrfeldmessmethode.
In Prospekten wird gerade diesem Thema viel Platz gewidmet und auch häufig diskutiert, das genaue Funktionsprinzip aber meist verschwiegen.
Die Mehrfeldmessung eignet sich vor allem für Motive, welche allein mit technisch richtiger Belichtung auskommen. Das sind unter anderem Schnappschüsse, Reportagen, Szenen mit durchschnittlichen Lichtbedingungen und ohne starken Helligkeitskontrast. Für alles andere solltest Du Deiner Kamera im Mehrfeldmodus erst einmal misstrauisch zusehen und versuchen diese kennen zu lernen bzw ihr Verhalten zu durchschauen!
Was macht Deine Kamera mit den Schneehasen und den schwarzen Katzen, was macht sie in extremen Gegenlichtsituationen, was passiert bei hohen Kontrasten?
Vorteile der Mehrfeldmessung:
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- Sie liefert in den meisten Fällen "richtige" Ergebnisse und eignet sich ebenfalls für außermittige Motive.
- Sie ist schnell und daher auch für Actionfotografie und Reportage geeignet.
Nachteile:
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- Das gezielte Anmessen einzelner Motivteile ist nicht möglich.
- Das eigentliche Messverfahren ist meist nicht wirklich nachvollziehbar, und als Grundlage für eigenen Belichtungskorrekturen ziemlich ungeeignet.
Im nächsten Abschnitt möchte ich Dir ein paar Hilfsmittel vorstellen, die Dir vielleicht weiterhelfen!
Objektmessung - Hilfsmittel
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Zwei
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Die Graukarte
ist der Eichwert für unsere Belichtungsmessung, lass uns dieses nutzen! Verwende „einfach“ die Graukarte zum anmessen! Platziere sie so im oder am Motiv, dass sie genau wie dieses beleuchtet wird. Danach misst du formatfüllend auf die Karte. Da sie die definierte mittlere Helligkeit aufweist, hast Du genau das, was Du für Deine Messung brauchst! Dann ist sogar die Meßmethode egal!
Falls Du die Karte nicht formatfüllend von Deinem Kamerastandpunkt anmessen kannst, geh so nah ran, dass es passt. Dabei musst Du jedoch aufpassen, das Du die Beleuchtung nicht veränderst, z.B. durch Deinen Schatten, den der Kamera oder durch verstellen reflektierender Flächen, die Dein Motiv aufhellen! Nach der Messung nimmst Du die Karte wegnehmen, stellst die ermittelten Werte an der Kamera einstellen, Aufnahme!
Behelfs- Graukarten
Die Zeitung
Wer keine Karte hat, macht sich eine! Eine recht Ordentliche kann ein Blatt Zeitung sein! Dazu brauchst Du eine normal bedruckte Seite einer Tageszeitung (oder einen Teil davon), mit möglichst wenig Überschriften und ohne Bilder. Diese kannst Du zur Stabilisierung eventuell auf Pappe kleben. Es muss allerdings ganz normales Zeitungspapier sein, keine glänzenden Seiten aus Magazinen oder Illustrierten!
Für alle Laminatoren! Auch wenn es länger hält! NICHT einlaminieren, das verändert die Reflexion, genauso wie Hochglanzpapier. Ansonsten läuft alles wie mit der „richtigen“.
Deine Handfläche
Eine andere Behelfsgraukarte, die Du ständig dabei hast, ist Deine Handfläche! Du musst allerdings Eines beachten:
Sie entspricht nicht genau der Graukarte, sondern ist etwa eine Blende heller, das gilt übrigens auch für die Hände von Farbigen! Falls Du „auf die Hand“ belichten willst, musst Du Deine Belichtungseinstellungen an der Kamera um +1LW verändern.
Falls Du jedoch „nur“ die menschliche Haut „richtig“ wiedergegeben haben willst (z.B. Portrait, oder sonstige menschliche Motive):
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-
Hand anmessen (Abschattung verhindern),
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Belichtung einstellen und Schuss!
-
Diese Methode macht sich außerdem meist besser als Deinem Motiv mit der Kamera direkt vor dem Gesicht rumzufuchteln. Außerdem muss das Gesicht nicht unbedingt der Helligkeit der Handfläche entsprechen, (die Handfläche bräunt bekanntlich nicht)!
Wenn Du nämlich jemanden portraitieren willst, der sehr viel Wert auf seine sonnen(bank)gebräunte Hautfarbe legt, wird diesem ein blasses mittleres Grau als Hautton meist nicht besonders gefallen!
weißes Papier oder Weißabgleichkarte
Ein Hilfsmittel, das heutzutage häufiger in der Fototasche zu finden ist als die Graukarte, (wenigstens bei den Digitalfotografen) ist anscheinend die Weißabgleichkarte oder einfach ein Stück weißes Papier.
Verwende sie wie eine Graukarte, und korrigiere den Messwert um etwa +2 1/3 bis +2 ½ LW!
Nachdem wir uns so lange um die Objektmessung "gekümmert“ haben: für die Lichtmessung gibt es diese Hilfsmittel nicht, entweder Du hast einen Beli der Lichtmessung kann, oder eben nicht. Allerdings sind die Fälle in denen Du dann noch die Belichtung korrigieren musst seltener.
Im nächsten Abschnitt möchte ich kurz ein paar Schätzmethoden vorstellen, die Dir in vielen Situationen weiterhelfen können.
Belichtung - Schätzmethoden
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Zwei
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Schätzmethoden
Wir hatten zu Begin dieses Kapitels jene Fotografen erwähnt, die Belichtungswerte schätzen können. Probiere es selbst einmal, dabei helfen Dir vielleicht folgende Methoden:
Die sonnige 16
Bei wolkenlosem Himmel und Sonne ist soviel Licht vorhanden, dass Du von folgender Regel ausgehen kannst:
Verwende Blende 16 mit einer Belichtungszeit die der Filmempfindlichkeit entspricht!
Das bedeutet: Blende 16 bei 1/125sec wenn Du 100ASA verwendest.
Diese gilt jedoch nur, wenn:
-
- die Sonne sich hinter Deinem Rücken befindet,
- es keine Wolken oder Wolkenschleier am Himmel sichtbar sind,
- und die Aufnahme im Zeitraum von 2 Stunden nach Sonnenaufgang bis 2 Stunden vor Sonnenuntergang stattfindet!
Die sonnige 22
gilt anstelle der Sonnigen 16 bei weißen Motiven aufgrund der Gefahr des Überstrahlens:
Blende 22 mit einer Belichtungszeit die der Filmempfindlichkeit entspricht!
Blende 22 bei 1/125sec mit 100ASA!
Dabei gilt:
die Sonnige 22 gilt ausschließlich für weiße Motive!
-
- die Sonne befindet sich hinter Deinem Rücken,
- keine Wolken oder Wolkenschleier am Himmel,
- Aufnahmezeitraum: 2 Stunden nach Sonnenaufgang bis 2 Stunden vor Sonnenuntergang!
Stimmungsmache!
Verwendest Du Überbelichtung, so
-
- wird die Stimmung im Bild heiter bis romantisch,
- werden Hell/Dunkel-Kontraste vermindert, Tendenz in Richtung High-Key,
- werden Farben pastellartig.
- Bei starker Überbelichtung verlieren die Lichter an Zeichnung, sie überstrahlen,
- Schattenpartien werden besser durchgezeichnet,
- entsteht für den Betrachter subjektiv ein geringerer Schärfeeindruck.
Verwendest Du Unterbelichtung, so
-
- wird die Bildstimmung dramatisch, düster bis bedrohlich
- werden die Farben satter und intensiver dargestellt.
- Bei starker Unterbelichtung entsteht ein Low-Key Effekt und Nachtstimmung. Dabei treten Spitz- und Glanzlichter stärker hervor,
- entsteht subjektiv eine größere Schärfe.
Grobe Anhaltswerte für Deine eigenen Experimente:
-
- sonnige Szenen: bis +2,0 LW
- großflächige Aufnahmen weißer oder gelber Motive: +1/3 bis +1 2/3 LW
- Schnee, glänzende Wasserflächen: +2/3 bis +2 LW
- Dämmerung. Der Himmel ist dabei noch recht hell, die Landschaft verschwindet jedoch bereits im Dunkeln: bis +1,5 LW
- Licht/Schatten-Landschaft: bis -1 LW
- schwarze Motive: -2/3 bis -1 2/3 LW.
Beachte: Diese Angaben gelten nur wenn Du großflächig misst, wie etwa bei der Objektmessung mit einem Handbeli oder einer Integralmessung mit der Kamera!
Vorhersagbarkeit der Ergebnisse, sei hier Dein Stichwort!
Im nächsten Abschnitt möchte ich ein paar Anhaltspunkte zu Belichtungskorrekturen geben.
Belichtungskorrekturen
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Zwei
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Belichtungskorrekturen
Auch wenn Du in vielen Situationen nicht sicher sein kannst, welche genaue Einstellung Du brauchst, so kannst Du meist wenigstens eine Richtung bestimmen, in die es gehen soll.
Du hast dieses Motiv. Das Bild ist unkorrigiert belichtet. Du willst die Helligkeit im Innern dieses Museums darstellen! Du weißt aber nicht wie viele Blenden Du brauchst und willst deshalb mehrere Versionen testen.
Beurteilung der Situation:
Eine Möglichkeit, welche die meisten Kameras anbieten ist die Belichtungsreihe, auch "Auto Exposure Bracketing" (AEB) oder einfach "Bracketing" genannt. Bei dieser Funktion kannst Du einen Korrekturwert einstellen. Die Kamera macht dann bei den nächsten (meist sind es drei) Belichtungen folgendes: eine Belichtung wird unkorrigiert, eine um den eingestellten Wert über-, eine weitere unterbelichtet.
Hört sich nicht schlecht an für Situationen, in denen wir gar nicht wissen was läuft! Aber hier? Wie wir sehen, ist die Belichtungssituation nicht so toll, wir haben hier deutlich Gegenlicht. Wie wir schon festgestellt haben wir die Kamera hier standartmäßig stark abblenden. Die weißen Wände werden grau, was mir aber hier ger nicht gewallen würde wäre, wenn das iInnere des Schreins im Dunkel versinkt. Dann ist nämlich de Zweck des Schreins nicht mehr erkennbar. Zusätzlich noch unterbelichten ist daher für das gewünschte Ergebnis sicherlich falsch! Bleibt nur: überbelichten!
Jedoch wird bei dem eben beschriebenen Bracketing nur eine Aufnahme überbelichtet, die beiden Anderen Aufnahmen helfen uns nicht! Dafür lohnt sich das Einstellen nicht! Das geht auch mit der "normalen" Belichtungskorrektur!
Oder gibt es da noch etwas anderes?
Angenommen Du willst um jeweils eine Blende überbelichten und dann direkt mit Schwung: EV+1, EV+2 und EV+3! Einfach um mal zu sehen, was dabei rauskommt, vielleicht sehen ausgefressene Lichter hier ganz gut aus! Der übliche Weg: Korrektur einstellen, das Bild machen. Und das dreimal! Sofern Deine Kamera sowohl eine Belichtungskorrektur und AEB zulässt, geht das möglicherweise ein wenig einfacher! Zuerst stellst Du das Bracketing ein, Schrittweite auf 1EV, zusätzlich gibt Du eine Belichtungskorrektur von +2EV ein!
Was passiert?
Die vorher unkorrigierte Belichtung des Bracketing wird durch die Belichtungskorrektur um +2EV korrigiert, die beiden weiteren Aufnahmen mit +1EV und –1EV (vom Bracketing), also +3EV und +1EV belichtet. Also genau wie geplant! Fertig!
Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht, wenn man sich damit vertraut gemacht hat. Die Belichtungskorrektur ist einfach nur der Mittelwert für das Bracketing. Geht, wenn es nicht zu doof einzustellen ist, deutlich schneller, als dreimal von Hand die Belichtungskorrektur einzustellen. Wenn Du in dieser Situation kein Stativ hast, musst Du jedes Mal den Ausschnitt neu suchen.
Ich jedenfalls kann die Einstellungen nicht ändern mit der Kamera am Auge, ohne den Ausschnitt dabei irgendwie zu verschieben.
Dann die Belichtung neu messen, auslösen, Korrektur einstellen... Bis Du mit diesen Prozeduren fertig bist, hat sich möglicherweise die Beleuchtung verändert und Deine drei Bilder sind gar nicht mehr so verschieden wie gewollt. Oder sie Situation ist total weg, jemand steht mitten im Bild,...., Du kennst das sicherlich! Durch Kombination der beiden Funktionen bist Du mit einmal nachdenken, einmal einstellen und klick, klick, klick, - fertig!
Ich gebe zu, derartige Einstellungen vorzunehmen, macht nicht bei jeder Kamera Spaß. Die einfache Belichtungskorrektur geht ja meist noch recht gut,.... Wo wir gerade bei "geht gut" sind, Einstellungen wie Belichtungskorrektur oder Bracketing gehen bei den meisten Kameras nur in bestimmten Programmen. Schau dazu bitte in Dein Handbuch.
Außer den, im letzten Abschnitt unter "Stimmungsmache" genannten Korrekturwerten, gibt es noch ein paar Anhaltswerte die allgemein für Belichtungskorrekturen angegeben werden.
Die üblichen Verdächtigen für Belichtungsreihen sind Nachtaufnahmen oder allgemein Situationen mit wenig Licht, welche auch nicht zusätzlich beleuchtet (Blitz) werden können oder sollen. Also das, was heute gerne als "Available Light" bezeichnet wird - Fotografie mit Umgebungslicht.
In derartigen Situationen führt schon allein die geringe, allgemeine Helligkeit viele Belichtungsmesser an ihre Grenzen und darüber hinaus! Außerdem befinden sich häufig extrem hohe (Helligkeits)Kontraste im Motiv, welche kaum ordentlich messbar sind. Jedoch haben viele solche Motive eine wenigstens einigermaßen übliche Helligkeit, so dass Du auf Erfahrungswerte als Anhalt für Belichtungsreihen zurückgreifen kannst:
Anhaltswerte für Belichtungskorrekturen
Alle Angaben für Blende 2 bei 100ASA:
-
- Theater, Fußballstadion (Flutlicht) 1/60s
- Straßenszenen, Zirkus 1/30s
- Ausstellungsräume, Museen 1/15s
- Innenaufnahmen bei normaler Wohnungsbeleuchtung 1/8s
- Nahaufnahmen bei Kerzenlicht 1/4s
- Schneelandschaft bei Vollmond 10s
- „Normale“ Landschaft bei Vollmond 20s
Bei Aufnahmen auf analogen Film ist bei langen Zeiten (meist länger als 1 Sekunde) mit dem Schwarzschildeffekt zu rechnen, die Belichtungsreihen brauchen daher bei den meisten Filmen mindestens einen LW mehr. Bei guten Filmen findest Du solche Angaben auf der Innenseite des Kartons. Falls nicht dort, ggf. im Internet. Für den, von mir gerne verwendeten, AGFA APX 100 werden zum Beispiel folgende Korrekturdaten angegeben: 1sec = +1LW, 10sec = +2LW, 100sec = +3LW
Hört sich im ersten Moment nicht viel an, macht jedoch aus 10sec schicke 40sec!
Jetzt werden Manche sicherlich fragen, „Wie kommt der den auf eine Belichtungszeit von 10sec?“.
Na, wie oben angegeben, Innenaufnahme mit normaler Wohnungsbeleuchtung: 1/8sec bei Blende 2 und 100ASA. Die 1/8 geht auch schnell mal runter auf ¼ oder ½, oder gar auf 1 Sekunde, wenn die Beleuchtung nicht ganz so gleichmäßig ist. Nimm einfach mal abends Deine Kamera und messe im Zimmer mal verschiedene Punkte an, wenn es draußen dunkel oder der Himmel bedeckt ist.
Aber vielleicht möchtest Du ja auch in einem Museum, einer Höhle oder einem Kellergewölbe mit dunklen Wänden zu fotografieren. Oder Du versuchst eine Kerzen-Atmosphäre (Weihnachtsbaum, Adventskranz, Candle-Light-Dinner...) aufzunehmen und willst mit dem Blitz nicht die ganze Stimmung zerstören.
Also angenommen Du hast eine Belichtungszeit von 1 Sekunde bei Blende 2. Du hast natürlich nicht Deine lichtstarke Festbrennweite (50mm/1,4) dabei, sondern Dein kleines und leichtes „Reise“zoom (18-200mm/3,5-6,3). Selbst wenn Du nicht voll zoomst bist zu recht schnell bei einer Lichtstärke (Anfangsblende) von irgendetwas zwischen 4 und 5,6.
Um mit diesem Objektiv überhaupt eine Aufnahme bei Blende 4 machen zu können, brauchst Du mindestens 4 Sekunden. Wenn Du nun aus gestalterischen Gründen z.B. zur Vergrößerung der Tiefenschärfe, (kommen wir später noch hin) oder aber, weil die Abbildungsleistung bei dem Objektiv mit völlig geöffneter Blende doch nicht so toll ist, noch weiter abblenden muss/willst, wird es schnell sehr lang.
Eine Ausnahme, in Bezug auf Herrn Schwarzschild, bildet der Fuji Acros, der erst ab etwa 100sec einen solchen Effekt zeigt. Ein ähnlicher Effekt, der sogenannte Kurzzeiteffekt, zeigt sich bei extrem kurzen Belichtungszeiten (meist kürzer als 1/1000Sekunde).
Selbstleuchtend Objekte
Lampions, Lampen, Feuer, oder Glasbilder (Kirchenfenster) solltest Du nicht „einfach“ anmessen und belichten. Selbst wenn Glasfenster nicht wirklich leuchten, haben alle genannten Motive, weil sie selbst Licht abstrahlen und nicht bloß reflektieren, für den Betrachter eine besondere optische Qualität. Um die (zumeist) erwünschte strahlende Bildwirkung zu erreichen, darfst Du sie keinesfalls zu knapp belichten.
Führe eine Nahmessung durch, damit das meist dunkle Umfeld die Messung nicht verfälschen kann. Dazu misst Du nur das leuchtende Motivdetail an. Für den ermittelten Wert ist dann zusätzlich noch eine Belichtungszugabe notwendig, um dem Leuchten gerecht zu werden.
Da verschiedenen Farben auf uns unterschiedlich wirken, ist es ratsam folgendes Beachten: Für einen natürlichen Farbeindruck solltest Du bei Grün und Blau keine großen Korrekturen vornehmen, da sie allgemein dunkler als andere Farben erscheinen. Im Folgenden findest Du Werte, als Hilfe für eigene Versuche:
Lichtfarbe Korrektur
-
- dunkles rot 0 LW
- helles rot +2/3 LW
- orange +1 LW
- gelb +1 2/3 LW
- grün +1/3 LW
- blau 0 LW
Feuerwerk
Erlaubt selten eine Belichtungsmessung! Aber eigentlich ist die Sache ganz einfach, ist der Hintergrund ist meist schwarz und deshalb ist es recht egal wie stark er unterbelichtet wird, nur dunkel muss er bleiben!
Weiterhin bewegt sich nur die leuchtende Spur der Raketen. Aus diesem Grund beleuchten diese nur jene Stelle, an der sie sich gerade befinden. Dieses tun sie verständlicher Weise jedoch auch bloß solange, bis sie sich weiterbewegt haben. Für eine richtige Belichtung, macht es deshalb kaum etwas aus, was Du einstellst!
Die Belichtungszeit regelt die Länge und ggf. die Anzahl der Spuren, die Helligkeit der Spur wird eigentlich nur von der Blende bestimmt. Ein guter Anfangswert für eigene Tests sind f/5,6 oder f/8 bei 100ASA, die Belichtungszeit kannst Du auf B einstellen. Auf diese Weise hälst Du den Verschluss Deiner Kamera für 3 bis 10 Sekunden offen, je nach Spurlänge des Feuerwerks oder Anzahl der Spuren!
Weiter machen wir mit der Belichtungsmessung, allerdings mit der für Fortgeschrittene.
Wir wollen mit dem beginnen.
Der Helligkeitskontrast
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Nachdem wir uns, zugegeben recht lange, mit den Grundlagen der Belichtungsmessung beschäftigt haben, machen wir uns mit den fortgeschritteneren Themen und Techniken vertraut.
Wenn ich in diesem Abschnitt von Kontrast schreibe, meine ich immer (außer ich erwähne es extra) den Helligkeitskontrast! Wie Du sicher weißt, gibt es noch weitere Kontraste wie etwa Farben-, Formen- Größenkontrast. Diese sind Gestaltungsmittel und diese werden bei der Bildgestaltung behandeln.
Der Kontrastumfang
taucht meist in einem technischem Zusammenhang, als Verhältniswert bei Monitoren, Fernsehern oder auch digitalen Bilderrahmen auf, in der Fotografie häufig in Blenden (LW,EV) angegeben. Dabei entspricht ein LW dem Kontrast 1:2. Das hört sich wenig spektakulär an, der Anstieg ist jedoch linear, so das zwei LW dem Wert 1:4, drei LW 1:8 und vier LW 1:16 entsprechen.
Auf den erste Blick belastet Dich sicherlich recht wenig, ob ein Teil Deines Motivs 16mal heller ist als ein anderer, zumal wir ohne Hilfsmittel so etwas nicht feststellen können, diese Unterschiede erkennt unser Auge nicht.
Interessant wird es erst, wenn es darum geht, ob Du Dein Motiv auf den Film oder Sensor bekommst, bzw. ob Dein "Ausgabemedium" (Fernseher, Projektor, digitaler Bildrahmen, Ausdruck...) dieses darstellen kann! In jedem Motiv gibt eine hellste und eine dunkelste Stelle. Den Helligkeitsunterschied zwischen diesen nennt man Kontrastumfang, oder Dynamik. Dein Aufnahmemedium kann jedoch nur einen gewissen Kontrastumfang abbilden.
Eine bestimmte, minimale Lichtmenge muss darauf fallen (Belichtungsschwelle) um eine Reaktion zu erzeugen. Ebenso ist irgendwann ein Maximum erreicht, welches auch eine höhere Lichtmenge nicht mehr zu steigern vermag. Alles was über diese Lichtmenge hinausgeht oder unterhalb der Belichtungsschwelle liegt, geht als Information für unser Bild verloren.
Die Helligkeit kannst Du Dir wie eine Skala vorstellen. Du hast den Kontrastumfang Deines Mediums voll ausgereizt, wenn Du die Belichtung an Deiner Kamera so eingestellt hast, dass die hellste Stelle im Motiv gerade im Weiß und die dunkelste Stelle gerade im Schwarz zu liegen kommen.
Bei einem Motiv mit geringem Kontrastumfang, wie etwa einer Landschaft an einem nebligen Herbsttag stellt dieses kein Problem dar. Meist ist der Kontrastumfang in einem solchen Motivs (wesentlich) geringer als der Deines Filmes und Du kannst die Belichtungseinstellungen noch (ein wenig) ändern. Du kannst in diesem Fall die Darstellung der Helligkeit im Bild nach heller oder dunkler verändern und auf diese Weise versuchen eine andere Bildwirkungen zu erreichen.
Wenn Du Dir den Kontrastumfang Deines Motivs und den Belichtungsumfang Deines Mediums als zwei solcher Skalen vorstellst, könntest Du diese in unserem Falle noch etwas gegeneinander verschieben (was einer Belichtungskorrektur entspricht), ohne dass an dem einen oder anderen Ende der Skala Bildinformationen verloren gehen. Dies nennt man Belichtungsspielraum.
Die Situation sieht ganz anders aus, wenn Du ein sehr kontrastreiches Motiv (sonnenbeschienene Schneelandschaft mit Felsen, welche im Schatten liegen) fotografierst.
Der Kontrastumfang des Motivs ist wahrscheinlich größer als der des Films. Je nachdem, wie die Helligkeitsverteilung im Bild ist und Deine Kamera das Bild dann belichtet, wird mindestens ein Ende, (wahrscheinlich beide) Deines Motivkontrasts über den Kontrastumfang Deines Films hinaushängen. Für Dein fertiges Bild bedeutet dieses, dass Lichter und Schatten, welche außerhalb des Kontrastumfangs liegen, nicht mehr richtig dargestellt werden können. (Wenn in der Fotografie von Lichtern gesprochen wird, sind nicht unbedingt Lampen und Leuchten gemeint, sondern helle Bildteile. Entsprechend sind Schatten die dunklen Bereiche im Motiv.)
Die Lichter sind im fertigen Bild nur Papierweiß ohne irgendwelche Schattierungen, man sagt dazu oft ausgefressen oder überstrahlt. Die Schatten sind schwarze Flächen "ohne Zeichnung", man spricht in diesem Fall oft von abgesoffenen Schatten.
Messmethoden um mit dem Helligkeitskontrast fertig zu werden.
Kontrastmessung
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- Geschrieben von Thomas
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Kontrastmessung
Nachdem wir im vorherigen Abschnitt festgestellt haben, das kontrastreiche Motive uns vor gewisse Herausforderungen stellen können, wollen wir uns einmal ansehen, wie wir diesen begegnen können.
Bei einem kontrastreichen Motiv hast Du drei Möglichkeiten der Belichtung:
-
Du nimmst die Werte, die Deine Kamera ermittelt. Du wirst im Bild Bereiche mit ausgefressen Lichtern und abgesoffenen Schatten haben.
Nur damit das jetzt nicht falsch verstanden wird, dass muss nicht unbedingt falsch sein! Es kommt auf das Motiv und die Bildaussage an!
3.
Entsprechend, kannst Du natürlich die Belichtung verringern (-?LW). Das gibt Dir, wenn Du es richtig anstellst Zeichnung in den Lichtern, lässt dafür aber mehr Schatten absaufen.
Auch hier wieder der Hinweis! Weder das eine, noch das andere sind grundsätzlich richtig oder falsch, es kommt ganz darauf an, was.... Was, wann und wie eingesetzt werden kann, darauf kommen wir bei der Bildgestaltung, hier ist jetzt erst einmal das Errichten des Fundaments angesagt!
Was jedoch in einer solchen Situation ganz sicher ist: Bildinformationen gehen auf jeden Fall verloren!
Der in den Skalen angedeutete Helligkeitskontrast im Motiv setzt sich, bei genauer Betrachtung aus zwei Teilen zusammen:
-
-
Dem Motivkontrast (helle und dunkle Motivteile),
-
und dem Beleuchtungskontrast (beleuchtete Stellen und Schatten).
-
Der Motivkontrast ist der Kontrast im Motiv selbst, z.B. sehr unterschiedlich gefärbte Flächen (hell/dunkel), sehr unterschiedliche Oberflächen (Reflexion), dieser ist wie er ist! Da kannst Du wenig dran machen, außer Du veränderst das Motiv, welches genau genommen natürlich auch eine Möglichkeit darstellen kann! Bei gestellten oder Studioaufnahmen findet sich möglicherweise eine Alternative durch verändern einzelner Motivteile, Kleidung....!
Häufiger wird die Situation jedoch so beschaffen sein, das Du lediglich versuchen kannst, den Beleuchtungskontrast zu beeinflussen. So einfach, wie ich das jetzt schreibe, geht das natürlich nicht unbedingt! Beleuchten ist eine echte Kunst, das muss man lernen und vor allem üben, daran hänge ich derzeit auch noch.
Jedoch ist der Anfang nicht so (Material)aufwändig und kompliziert. Schon mit sehr einfachen Mitteln und ein wenig Übung lassen sich Aufnahmen verbessern. Wir gehen darauf genauer bei der Bildgestaltung ein, wenn wir ein wenig mehr über Beleuchtung herausgefunden haben.
Vorerst deshalb erst einmal soviel:
Schatten lassen sich z.B. mit einem hellen Tuch, einer Styropor-Platte oder einem Blitz aufhellen, dieses verringert den Gesamtkontrast. Schon diese Maßnahme kann ausreichen, um sowohl in die Lichter, wie auch in die aufgehellten Schatten Zeichnung zu bringen.
Die Filmempfindlichkeit (und diesmal geht es tatsächlich nur um Film), ermöglicht Dir eine weitere Eingriffsmöglichkeit. Sie lässt sich nämlich durch Belichtung und Entwicklung beeinflussen und hat Einfluss auf die Kontrastwiedergabe:
Ein überbelichteter Film, der knapper entwickelt wurde, wird kontrastärmer.
Ein unterbelichteter Film welcher dafür länger entwickelt wurde, bringt die Negative (wesentlich) kontrastreicher heraus. Eine derartige Behandlung bewirkt einem Dehnen oder Stauchen des Kontrastumfangs Deines Films.
Es ist (in einem gewissen Umfang) möglich, durch genaues Austesten des Materials und exaktem Ausmessen der Kontraste eines jeden Motivs zu Negativen zu kommen, die im Kontrastumfang perfekt auf das Motiv abgestimmt sind. Dieses Verfahren wurde unter anderem von Ansel Adams entwickelt und wird als Zonensystem bezeichnet. Alternativ kannst Du natürlich immer, eine abweichende, die Bildaussage unterstützende Tonwertwiedergabe anstreben - eine Durchzeichnung von Lichtern oder Schatten ist nicht immer das höchste Ziel!
Für die digitale Fotografie ist das nicht möglich. Ein guter Sensor hat schon einen recht großen Belichtungsspielraum, so dass da schon einiges machbar ist, aber auch mit einem Bildbearbeitungsprogramm kannst Du keine Bildinformationen sichtbar machen, die der Sensor nicht verarbeiten konnte! Du kannst natürlich ausgebrannte Lichter bearbeiten und Informationen "hineinstempeln", genau wie in abgesoffenen Schatten, aber das ist dann schon eher Fotomontage.
Eine Möglichkeit mehr auf den Sensor zu bringen ist das Fotografieren mit dem "RAW"-Format. Doch dazu später mehr.
Weiter geht es mit den einer Betrachtung verschiedener Lichtverhältnisse.