Gedankenexperiment
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Zwei
- Veröffentlicht: 14. Dezember 2011
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Um das Prinzip der Belichtungsmessung zu vertiefen...
Ohne uns um die Meßmethoden zu kümmern, legen wir einfach los.
In diesem Experiment möchte ich versuchen, Dir die Gründe zu zeigen, warum manche Lichtsituationen einfach nicht, oder nicht einfach, zu bändigen sind. Dieses sind jene Aufnahmen, die nicht der Standartlichtsituation entsprechen. Du weißt schon 18% Reflexion.... Ich versuche es hier einfach mal etwas anders als üblich zu erklären, weil Du damit auch schon ein paar Grundlagen für das Zonensystem hast.
Das Zonensystem ist wieder etwas, was man machen kann, aber nicht muss, aber wovon man mal gehört haben sollte. Es ist heftig umstritten, gibt aber meiner Meinung nach Hilfen, über die es wert ist nachzudenken. Kommen wir auch noch hin!
Grundlegende Vorbemerkungen:
Wir selbst sind in diesem Gedankenexperiment der Belichtungsmesser und messen formatfüllend unser Motiv! Wir arbeiten dazu komplett mit Zahlen. Dabei gelten folgende Werte: Der Wert für hellstes Weiß sei 10, der für tiefstes Schwarz sei 0. Nicht drüber nachdenken, einfach mal hinnehmen und so machen!
Den später im Bild dargestellten Wert, werde ich als römische Zahl in Anführungszeichen angeben, damit wird es übersichtlicher. Hier eine Grafik zur Verdeutlichung der Graustufen.
Die Einteilung und Bezeichnung ist die des Zonensystems. Warum sollte ich hier Neues einführen? Mit diesen 11 Werten haben wir den Belichtungsspielraum unseres fiktiven Schwarz-Weiß-Films (stimmt in Realität auch zumeist). Der Schritt von einer ganzen Zahl zur Nächsten entspricht der Belichtungsänderung um eine Blende/ EV/ LW.
Leider kommen gerade beim Schritt von "X" auf "IX" und bei "0" auf "I" diese nicht so gut am Standart-Monitor heraus. Falls Du magst, so kannst Du versuchen (auch wenn die Grafiken keine Monitor-Kalibrierungsvorlagen sind) Deinen Monitor so einstellen, dass Du alle Felder einzeln erkennen kannst.
Die Schritte im Bild sind gerade so, dass man den Unterschied erkennen können sollte.
"X" ist maximales Schwarz, "0" ist so Weiß, wie es der Papierträger ist.
Die Stufen daneben sind gerade so, das man einen Unterschied erkennen kann. Interessant ist sicherlich Zone "V", diese muss, so besagt es ja die Definition, der Graukarte entsprechen. Zur Vereinfachung betrachten wir nur fertige Bild, nicht das Negativ. Es geht hier nicht um tatsächliche Einstellungen an der Kamera, sondern um Helligkeitsstufen.
Natürlich ist die Lichtmenge, die auf das Motiv fällt konstant!
ENDE der Vorbemerkung!
Das alles hört sich im Moment möglicherweise kompliziert an, ist es aber nicht! Für Manchen ist dieses vielleicht ungewöhnlich, fangen wir erst einmal an, dann wird es klarer!
Ein exakt durchschnittliches Motiv aus Sicht der Helligkeitsmessung ist ein Schachbrett. Jetzt sind wir der Handbelichtungsmesser und schauen mal, was bei uns an reflektiertem Licht vom Schachbrett ankommt!
Wir erwarten, als guter Beli einen Helligkeitswert von 5, denn darauf wurden wir eingestellt. Rechnen wir einmal mit den Helligkeitswerten des Schachbretts!
Helligkeit 5 gibt es im Motiv nicht, es gibt nur 10 (weiß) und 0 (schwarz). Das Brett hat 64 Felder. 32 schwarze und 32 weiße.
Berechnen wir den Durchschnitt (32 * 0 + 32 * 10) / 64 = 5
Das sollte uns nicht überraschen! Die Helligkeit ist genau ausgeglichen, es muss ein mittlerer Lichtwert also 5 herauskommen. Falls Du noch nicht verstehst, warum das so ist, lies erst mal weiter, das kommt.
Aus unserer Sicht als Fotograf geht es um irgendwelche Blendenwerte, für den Film/Sensor/Beli nur um Licht! Wenn ich schreibe 1 LW mehr oder weniger, so heißt dieses für den Film er erhält doppelt/ halb soviel Licht, nichts weiter!
Setzen wir unser Ergebnis fiktiv in ein Bild um!
Was passiert, wenn wir mit den aus unserer Helligkeitsmessung ermittelten Belichtungswerten fotografieren würden?
Das Licht, das in diesem Beispiel unseren Film erreicht, würde eine Graukarte als „V“ darstellen, das haben wir eben errechnet. Wir haben diesen Grauwert in unserem Motiv jedoch nicht, wir haben jedoch zwei andere. Wäre dieser Grauwert vorhanden, würde dieses genau als "V" im Bild dargestellt.
Wir haben Bereiche in unserem Motiv die -5LW (1/32 Licht) und solche die +5LW (32mal mehr Licht) reflektieren, als das durchschnittliche Grau für das wir eben unsere Belichtung ermittelt haben. Das heißt, unsere ermittelte Belichtung ergibt:
Durchschnittliche Helligkeit plus 5LW Licht ergibt „X“ (weiß) und „5“ minus 5 LW Licht = schwarz, also „0“.
Unser Bild zeigt ein ganz normales Schachbrett! Bis hier Logo, oder?
Neue Situation, kein Standard-Schachbrett!
Gleiche Vorgehensweise wie eben, wir ermitteln die Belichtungsdaten aufgrund der durchschnittlichen Helligkeit!
Das Motiv enthält wesentlich mehr weiße als schwarze Felder! Eigentlich immer noch 64 Felder in Bezug auf die gesamte Fläche, jedoch 59 Weiße und nur noch 5 Schwarze.
Gerechnet ergibt dieses:
(59 * 10 + 5*0) /64 = 9,21875 also 9!
Wir stellen fest, auf uns, den Beli, fällt eine größere Lichtmenge! Wir messen 4LW mehr Licht; die 16fache Lichtmenge erreicht UNS aus Richtung des Motivs! Wir gehen stumpf davon aus, dass das Motiv durchschnittliche Reflexion aufweist und mehr Licht reflektiert, weil es heller beleuchtet wird!
Dabei ist dort die einfallende Lichtmenge, wie in den Vorbemerkungen bereits definiert haben, konstant! Wir (der Beli) wissen das nicht. Wir sehen nicht was am Motiv ankommt, ob es heller oder dunkler ist als der definierte Durchschnitt. Wir werten bloß aus, was vom Motiv an Licht bei uns ankommt!
Aus diesem Grund korrigieren wir die Belichtung um –4 LW (1/16), damit unsere voreingestellte Lichtmenge für neutrales Grau, wieder erreicht wird. Wenn wir nun belichten, wie es unser Belichtungsmesser uns auch real anzeigen würde, kommt was raus?
Erläuterung:
Die einfallende Lichtmenge ist durch die Belichtungskorrektur von –4LW nur noch 1/16 des Wertes von vorher. Eine Graukarte würde bei dieser Einstellung nicht mehr in Zone „V“, sondern eine Stufe vor Schwarz nämlich bei „I“ landen!
Schwarze Felder erhalten von diesem gemessenen Mittelwert 1/32 (-5 LW) Licht. Daran hat sich nichts geändert, sie sind immer noch 5LW vom Mittelwert "entfernt". Mit dieser Lichtmenge würden sie 4 LW unter „0“ liegen, sind jedoch nicht schwärzer darstellbar.
Die weißen Felder, die 32 mal mehr Licht bekommen als der Mittelwert (in diesem Beispiel „I“) kommen durch die um –4LW korrigierte Belichtung nicht mehr auf „X“ sondern nur noch auf „IV“.
Darf ich vorstellen, unser Bild: (zugegeben ähnlich, aber nicht wirklich unser Motiv). Und genau dieses Ergebnis, hätten wir auch, wenn wir real ein Foto gemacht hätten, digital, so wie analog!
Die typischen Situationen die mit Automatik nicht befriedigend zu fotografieren sind, sind genau so etwas! Schneehasen im Schnee, die Braut im weißen Kleid vor der weißen Kirchenwand....
Anders herum sieht es natürlich auch nicht besser aus, nur eben anders herum!
Jetzt zum selber machen!
Neue Situation, gleiche Vorgehensweise.
Das "Gegenteil" des vorherigen Motiv:
Mehr schwarze als weiße Felder!
64 Felder, _schwarze und _weiße. Gerechnet: (59 * _+ 5*_) /64 ___
Es würde sich folgende Belichtungskorrektur ergeben:_______
Die weißen Felder sind im fertigen Bild: Zone___
die schwarzen Felder sind: Zone___
Lösung:
Es sind immer noch 64 Felder, 59 schwarze und 5 weiße.
(59 * 0 + 5*10) /64 = 50/64= 0,78125 also gerundet: 1
Die Korrektur: +4 LW
Die weißen Felder ergeben: “X“ +4LW
Die schwarzen Felder ergeben: „IV“
Alles klar, oder? Mein Bild sieht so aus:
Bei der Messung stellen wir fest, dass es offenbar sehr dunkel ist, verändern deshalb die Belichtung nach „heller“. Dadurch soll mehr Licht auf den Film fallen um die „genormte“ Lichtmenge zu erreichen; unser Motiv ist „anscheinend“ weniger stark beleuchtet.
Die Beleuchtung ist immer noch konstant, denn die bei uns ankommende Lichtmenge ist Ergebnis der verringerten Reflexion des Motivs. Bei den ohnehin weißen Feldern ändert sich nichts. Weißer als weiß geht nur in der Werbung!
Jedoch bei den schwarzen Feldern! Diese werden 4LW heller, sie erreichen fast unsere Graukarte. Hier erhält der Film Licht für Zone „IV“.
Und auch diese Situationen kommen immer wieder vor. Es sind die unter Fotografen berühmten schwarzen Katzen auf dem Kohlenhaufen, der Bräutigam im schwarzen Anzug vor der dunklen Kirchentür. Die untergehende Sonne am schon halbdunklen Strand.....
Du findest sicherlich noch viele Beispiele aus Deinem bisherigen Schaffen!
Das dieses alles auch in Realität so passiert, wie wir es uns hier ausgerechnet haben, zeigen Dir die Bildbeispiele.