Den Mond fotografieren
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Fotosophie - Philografie
- Veröffentlicht: 10. Januar 2012
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Den Mond fotografieren
unter erschwerten Bedingungen, bei Mondfinsternis.
Fortsetzung meines Beitrags von gestern Nacht!
Die Nacht war aufgrund der Bildausbeute leider nicht so erfolgreich, wie ich mir das erhofft hatte. Sie sind zwar nicht wirklich schlecht, aber aufgrund meiner wohl etwas zu hoch gesteckten Erwartungen, sind die Ergebnisse recht enttäuschend.
Insgesamt betrachtet, bin ich aber trotzdem ganz zufrieden, weil ich für spätere Versuche wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen gewinnen konnte. An diesen möchte ich die Interessierten unter Euch teilhaben lassen. Das war schon eine nervige Angelegenheit. Ein Rückblick!
Gegen 20.15 Uhr war alles vorbereitet und funktionierte. Ab 20.30 Uhr saß ich dann am offenen Schlafzimmerfenster. Das Teleskop war grob auf den Horizont dorthin, wo ich den Mondaufgang erwartete. Mondaufgang laut Internet 20.40.
Mir war völlig klar, das der Mond erst später zu sehen sein würde, wir wohnen im Tal, dort wo er auftauchen sollte, ist ein bewaldeter Berg, das würde also ein wenig dauern. wenn ich gewußt hätte wie lange, wäre ich ins Bett gegangen!
Gegen 21.00 Uhr wurde Anja es leid, sie stieg ins Auto und fuhr hoch auf den Sportplatz, der oben auf dem Berg liegt. Sie hoffte von dort mehr zu sehen. War aber nichts, auch dort war nichts zu sehen.
Schauten wir in die falsche Richtung? Bestimmt nicht, jedenfalls in der heutigen Konstellation der Mondfinsternis war ja klar, der Mond musste der Sonne gegenüber stehen und deren Standort war deutlich, wenn auch hinter dem Horizont, zu erkennen!
Nochmals im Internet gesucht, Mondaufgang 20.40 Uhr! Es war mittlerweile 21.30Uhr geworden.
Ein Gedanke, gestern war der Mond doch auch dort hinten aufgegangen, allerdings so gegen 22.10 Uhr. Als wir ins Bett gingen, haben wir ihn noch gesehen. Anja verliert die Geduld, fährt nochmals zum Sportplatz.
Ich suche immer noch im Internet., vertreibe mir die Zeit. Im Radio immer wieder frustrierte Anrufer, die wegen Wolken das Schauspiel nicht sehen konnten. Wolken hatten wir auch genug, aber dahinter konnte der Mond nicht sein, man sah hin und wieder Sterne hindurchschimmern!
Mir geht ein Licht auf. Es war am Vortag etwa 22.10 Uhr als der Mond aufging. Mir fiel ein, dass sich der Mondaufgang jeden Tag nach hinten verschiebt. Wie viel, wusste ich zwar nicht, aber wenn er am Vortag um 22.10 Uhr aufgegangen war, so konnte er um 22.05 Uhr noch nicht sichtbar werden.
Da wir wussten, dass und wann der Mond am Dienstag aufgegangen war, so könnte ich mir ausrechnen, wann er heute in etwa sichtbar werden müßte. Dazu müßte ich herausfinden wann der Mond gestern hätte aufgehen sollen und wann er tatsächlich für uns sichtbar wurde. Letzteres wusste ich, das erstere wußte das Internet für mich! Die Rechnung war einfach! Doch das Ergebnis verblüfft mich! Das der Mond am Vortag so viel früher aufgehen sollte als heute hätte ich nicht erwartet – 19.40 Uhr, eine Stunde früher! Das würde bedeuten, dass der Mond sich nicht vor 23.10 Uhr zeigen würde!
Und genau das tat er dann tatsächlich auch genau so.
Als erste Erkenntnis hatte ich also gewonnen: Vorausgesetzt die Geschwindigkeit des Mondes ist (auch weiterhin) konstant, so kann ich für kommende Mondbeobachtungen getrost die im Internet errechnete Mondaufgangszeit PLUS 2,5 Stunden als die fur uns geltende tatsächliche Beobachtungszeit ansetzen.
Gegen 23.15 Uhr kam der Mond tatsächlich so langsam über die Baumwipfel des gegenüber liegenden Hügels. Dann jedoch war, abgesehen von ein paar durchziehenden Schleierwolken der Himmel recht klar. Allerdings war der Mond für die erhofften tollen Fotos viel zu dunkel und von Blutmond fast nichts zu erkennen. Er war bloß dunkler als sonst, deutlich dunkler!
Schnell drängte sich die zweite Erkenntnis auf, welche mir als Soldat eigentlich nicht sonderlich neu war. Rechtzeitiges Erscheinen sichert nicht nur gute Plätze, sondern reduziert Stress. Es war alles vorbereitet und – Erkenntnis Nr. 3 es wundert keinen wirklich – Murphy schlägt trotzdem erbarmungslos zu, nichts funktionierte!
Der Liveview brachte nur schwarze Bilder, was ich so nicht erwartet hatte. Aus den Diskussionen um digitale Mondfotografie im Forum war mir ein Wert von etwa 1/200sec, bei Blende 5, irgendwas bei 200ISO im Kopf. Egal, ISO hochgedreht (manchmal hat digital echte Vorteile) bis auf 6400, der Monitor ist schwarz. Liveview an, aus, an, aus. Nichts ändert sich. Kamera an, aus, an, aus. Kein Erfolg!
Mir war klar, dass das Teleskop (ein Bresser 700mm Reflektorteleskop, welches sich Leon zu Weihnachten gewünscht hatte, wie praktisch!) bei einem Öffnungsdurchmesser von 76mm etwa eine Blende von 11 hatte, aber ISO 6400?
Irgendwann kam die Idee, das man bei einer SLR, mal den Sucher nutzen könnte. Das Hilfsrohr des Teleskop war keine Hilfe, es war dejustiert!
Memo an mich: Bei der nächsten Mondbeobachtung am Vortag auf den Mond das Hilfsrohr einjustieren! Memo Ende!
Kamera ausschalten, Akkus sparen, Liveview frißt richtig Strom!
Hupps, da im Sucher ist es ja hell, irgendwo vom Rand! Also suchen! Waagerechte Klemmung des Teleskops lösen und langsam in Richtung der Helligkeit schwenken. Wenn es wieder dunkler wird zurück schwenken bis die maximale Helligkeit erreicht ist. Waagerechte Klemmung festdrehen, senkrechte Klemmung lösen.
Senkrecht gleiches Verfahren! Oh, da ist er ja. Feststellen! Dabei stellte ich fest, dass das Leons Teleskop recht ungeeignet ist für derartige Aufnahmen, weil es zum einen zu wackelig (Stativ und Montage des Rohres), zu unhandlich (Nachführung und Verstellung) und zu lichtschwach, wenigstens bei diesen Lichtverhältnissen war.
Die Grobverstellung machte ihrem Namen alle Ehre! Ich musste das Teleskop so ausrichten, dass es genau oberhalb des Mondes stand, also dieser nicht im Bild war. Wenn ich dann die Feststellschraube anknallte, sackte das Teleskop so weit runter, das der Mond, bei geschätzt jedem dritten Versuch so halbwegs im Bild war. Der Rest musste dann mit der Feinverstellung geschehen. Im Vergleich zur Grobeinstellung war diese recht fein, für ein optisches Gerät jedoch......
Demjenigen, der ein Teleskop anschaffen möchte um damit zu fotografieren, kann ich nur raten, kauft Euch eines mit einem vernünftigen, stabilen Stativ und einer ordentlichen Montage. Dieses Wackelding, kann einem echt den Spaß verderben.
Auslösen ging ausschließlich mit Fernauslöser, an ein Antippen des Auslösers an der Kamera war nicht zu denken! Das nächste Mal werde ich auch den Kameragurt entfernen, bevor ich die Kamera montiere, schon er brachte das ganze Gerät zum schwingen.
Kamera wieder einschalten und - wo kam denn jetzt der Liveview her? Auf einmal war der auch auf dem Bildschirm zu sehen. Egal, keine Zeit verlieren!
Nun war experimentieren angesagt! Die ersten Bilder mit ISO 6400, 1/8sec viel zu hell. Die Belichtungszeit musste viel kürzer werden, 1/60 sollte gerade reichen, die Bewegungsunschärfe durch die doch recht schnelle Bewegung des Mondes (dazu später mehr) auszugleichen! Allerdings sind die Bilder mit ISO 6400 sehr stark verrauscht!
ISO runter auf 400, die Belichtungszeit wird natürlich länger, die Blende als Gegenmittel fällt ja leider aus! Es zeigt sich, dass die Bilder zwar deutlich dunkler, aber auch deutlich klarer werden, als wenn sie so hell sind. Erträgliche Kompromisse zwischen Bewegungsunschärfe und Helligkeit schienen bei Werten um 1/20sec zu liegen.
Doch nun nochmals zu meinem Versuchsaufbau.
Bresser Reflektorteleskop F= 700mm; D=76mm also Blende etwa 11, 2fach Barlow-Linse mit T2-Anschluss.
EOS 7D mit T2-Adapter, Fernauslöser. Die Kamera mit USB-Kabel direkt an Anjas Laptop angeschlossen. EOS-Utility zur Fernsteuerung der Kamera, daher. Liveview auf Latop.
Ich kann nur sagen, als es dann endlich funktioniert, wo der Fehler auch immer gelegen hat, ich weiß es nicht, eine richtig nette Sache! Das Monitorbild sah allerdings immer deutlich besser aus, als das vom Laptop. Anja hat zwar kein ausgesprochenes "Grafik"Laptop mit super GraKa, aber auch kein Schrott. Problem war und blieb jedoch die Fokussierung von Hand! Das Teleskop war recht schwergängig, so dass keine exakte Fokussierung möglich war, alles war sehr wackelig. Allerdings befürchte ich, wenn ich das zu sehr gangbar mache, dass es sich aufgrund der schweren Kamera zu leicht verstellen wird. Auslösung war ausschließlich über Laptop oder Fernauslöser machbar, alles andere verwackelte.
1/40 sek bei ISO 800 war gegen die Bewegungsunschärfe eigentlich zu langsam, ich wollte aber in den ISO nicht noch höher, das Rauschen war da, aber gerade so erträglich.
Das der Mond schnell wandert war mir bewusst, aber das auf dem 17"-Monitor zu sehen, wie der innerhalb einer Minute quer über den Bildschirm auswanderte war wirklich beeindruckend. Die Bewegung fällt im Sucher nicht so sehr auf, aber auf dem 17“ Monitor sieht man die Bewegung aufgrund der Vergrößerung wirklich deutlich. Das hätte ich im ersten Moment für Zeitraffer gehalten! In dem Moment wo man auslöst wird natürlich der Liveview kurz unterbrochen. Da sieht man kurz das Bild ruckeln! Das hätte ich filmen sollen, Ein Projekt für das nächstes Mal wenn wieder Mond fotografieren auf dem Plan steht!
Hier vier Bilder, welche ich innerhalb von 40 Sekunden aufgenommen habe. Das Teleskop wurde nicht nachgeschwenkt!
Viel rumprobiert habe ich mit Weißabgleich, Belichtungskorrektur, Bildstilen.....Danach, als nicht mehr viel Neues zu erwarten war, mussten noch ein paar Tests mit der 7D und dem EF 70-300 sein.
Hier war der Mond natürlich nicht so schön formatfüllend, außerdem fehlte da noch viel Übung mit den Einstellungen und alles war natürlich ebenfalls entsprechend dunkel. Denn selbst wenn die totale Mondfinsternis bereits um 23.00 Uhr endete, so war der Mond deutlich dunkler als sonst gewohnt. Da ich hier aber mit einer Blende von 5,6 arbeiten konnte, stellte ich ISO 100 und 1/160 ein.
Die ganze Aktion hat insgesamt bis etwa 01.00Uhr gedauert und auch, wenn ich mir bessere Bilder erhofft habe, so muss ich sagen, dass ich viel gelernt habe und bei gutem Wetter den nächsten Vollmond sicherlich wieder als Motiv aussuchen werde!
Vielleicht konnte ich mit diesem Text, ja dem ein oder anderen weiterhelfen oder sogar die Lust wecken es selbst einmal zu probieren. Viel Spaß dabei!
NACHTRAG: Die Bilder findet Ihr in unserer Galerie!