Die analoge Bildentstehung
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Eins
- Veröffentlicht: 14. Dezember 2011
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Der Film und das Licht
Keine Panik, wir machen das hier ohne tief in Chemie und Physik einzusteigen und auch ohne auf den Aufbau eines Films einzugehen! Für Interessierte kommt das später einmal!
Vereinfacht besteht ein Schwarzweiß-Film aus einem Trägermaterial auf den die lichtempfindliche Schicht aufgebracht ist. Zu Beginn der Fotografie waren das Glasplatten, heutzutage verwendet man meist einen Träger aus Kunststoff. Bei der Herstellung wird auf diesen Träger die lichtempfindliche Schicht, oft auch als Fotoemulsion) bezeichnet aufgegossen. Sie besteht (neben anderen Zusatzstoffen) aus Gelatine (BSE-frei) und Silberhalogenid- Molekülen.
Es wurde intensiv nach einem anderen Bindematerial als Gelatine gesucht, da diese empfindlich gegen höhere Temperaturen ist und dann schon mal etwas weich wird, aber es wurde kein Material gefunden, welches ähnlich günstige Eigenschaften hat.
Auf der Emulsionsschicht ist meist noch eine Schutzschicht aufgebracht. Roll- und Planfilme verfügen meist noch über eine sogenannte Lichthofschutzschicht, welche auf die Rückseite des Trägers aufgebracht ist.
Dieses ist meist eine Farbschicht, welche verhindern soll, dass Licht, welches durch die Emulsion und den meist recht transparenten Träger hindurch geht, von hinten auf die Emulsionsschicht reflektiert wird. Diese Reflektion kann etwa durch die Kamerarückwand, von der Andruckplatte des Magazins oder andern Teilen welche hinter dem Film liegen, hervorgerufen werden du kann auf dem Film Überstrahlungen hervorrufen, die sich dann als sogenannte Lichthöfe im Bild zeigen.
Bei der Filmentwicklung wird diese Schutzschicht entfernt. Dies kann zum Beispiel durch eine Vorwässerung des Film geschehen, oder der Entwickler löst die Farbschicht ab. Da kommt eine ganz schöne Brühe runter.
Bei Kleinbildfilmen gibt es diese Schicht meist nicht, hier soll ein einfärben des Filmträgers die Reflektion reduzieren. Hier und jetzt kommt auch schon wieder das unter Filmempfindlichkeit erwähnte Filmkorn ins Spiel. Das sogenannte (Film)Korn sind die, beim Vergrößern des Negativs, sichtbar (oder auch nicht) werdenden Silbermoleküle des schwarzweiß- Film.
Um ein Bild zu erzeugen muss ein Lichtstrahl (Energie) auf ein Silbermolekül (Silberhalogenide, Silbersalze) in der fotografischen Schicht treffen. Diese Silbersalze sind in eine Gelatineschicht eingebettet und wurden auf den Filmträger gegossen.
Ein solcher Treffer muss (am besten mehrfach) erfolgen, denn nur belichtete Silbermoleküle können später entwickelt und sichtbar gemacht werden! Ohne jetzt wirklich in die Entwicklung von Negativfilmen einsteigen zu wollen....einfach gesagt: Beim ersten Schritt der Filmverarbeitung, dem Entwickeln des Films, wird das belichtete Filmkorn in metallisches Silber umgewandelt, es wird stabilisiert.
Das folgende Stopbad beendet diesen Prozess.
Bei anschließenden Fixieren werden die unbelichteten Silbermoleküle in lösliche Verbindungen umgewandelt und aus der immer noch lichtempfindlichen Schicht auf dem Filmträger (oder dem Papier) entfernt!
Werden unentwickelte (nicht belichtete) Silbersalze nicht oder nur ungenügend aus der Schicht entfernt, können sie durch Licht oder atmosphärischen Einfluss in Silber und Silbersulfit umgewandelt werden, welches man (zum Teil recht bald, zum Teil erst viel später) als bräunliche Verfärbung auf Fotos erkennen kann. Das kennen wir besonders von alten Fotografien.
Verwendest Du einen Film mit kleinem Korn, also kleinen Silbermolekülen, ist die Wahrscheinlichkeit dass dieses von Licht getroffen wird gering, Du musst, um die Trefferchance zu erhöhen, entweder länger belichten, oder aber aufblenden, also die pro Zeiteinheit einfallende Lichtmenge erhöhen. Schließlich ist ein großes Tor ist leichter zu treffen als ein kleines! Einen solchen Film nennt man auch gering empfindlich, oder langsam.
Im Gegensatz dazu, hat ein hochempfindlicher Film größere Körner um die Wahrscheinlichkeit einer Belichtung zu vergrößern, man bezeichnet ihn auch als schneller. Er benötigt weniger Licht, das heißt, Du kannst eine kürzere Belichtungszeit oder kleinere Blende wählen. Da großes Filmkorn beim späteren Vergrößern auf Papier aber schlecht ist, versuchen die Hersteller die Körner im hochempfindlichen Film kleiner zu bekommen. Dazu wird mit verschiedenen „Tricks“ gearbeitet.
Es werden die Silberkristalle so "gezüchtet", dass sie eine größere Oberfläche habe als die „alten“ kubischen (würfelförmigen) Kristalle. So bilden sie z.B. eine Art Schale. Diese hat eine größere Oberfläche, die von Licht treffen kann. Vertreter dieser Filme sind z.B. der Kodak T-Max (T-Grain), die Ilford Deltas und der Fuji Acros. Sie haben bei gleicher Geschwindigkeit ein wesentlich feineres Korn als Filme mit kubischen Kristallen, wie z.B. die ADOX, EFKE oder AGFA APX 100.
Willst Du schnelle Versionen der letztgenannten (etwa ab 400ASA) stark vergrößern, musst Du schon bei der Aufnahme sehr sorgfältig arbeiten, ansonsten wird es schnell recht eng.
Je nach Verwendungszweck geben Profis häufig Vergrößerungen von 10*15cm aus KB als Maximum an, bei 13*18cm (Positivformat nicht Negativ), ist oft schon deutliches Kornrauschen zu erkennen. Bei 20*30cm ist meist Kornwüste angesagt (das gilt erst recht für das noch kleinere APS-Format).
Bei der Entstehung des Filmkorns ist neben der Entwicklung allerdings auch das Motiv entscheidend. Korn fällt besonders in gleichförmigen und gleichfarbigen, bevorzugt hellen Flächen auf, so wie hier in unserem Beispiel in Himmel und Wolken. An der dunkleren Fläche des Sandes sieht man es nicht ganz so stark.
Aber auch schnelle Filmen wie Acros, T-Max lassen nur begrenzte Vergrößerungsmaßstäbe zu! Du erhältst nur einen etwas größeren Spielraum! Willst Du kornfreie, wirklich große Bildformate erreichen, sind feinkörnige Filme zwingend angesagt, also 100 ASA und weniger. Die Belichtungszeiten sind zwar länger, aber die erreichbaren Endformate größer! Doch auch mit höherempfindlichen Filmen gilt: Um Verwackelungen zu verhindern musst Du mit Stativ arbeiten. Jede, noch so kleine, Unschärfe wir mit dem vergrößern sichtbar. Was an 9*13 noch genügend scharf ist, kann bei 20*30 schon viel zu viel Bewegungsunschärfe sein.
Bei Innenaufnahmen oder Portraits musst Du ggf beleuchten, draußen sofern dieses möglich ist ebenfalls, oder entsprechendes Licht abwarten. Geht das alles nicht, musst Du einen Kompromiss aus Körnigkeit und Filmgeschwindigkeit finden, oder auf ein größeres Negativformat wechseln, so dass Du später nicht mehr so stark vergrößern musst um auf das gewünschte Papierformat zu gelangen.
Das Problem kennt jeder vom Computer: Wir wollen ein Bild am Bildschirm größer ziehen und stellen fest, das es relativ schnell deutlich pixelig wird. Das „Gleiche“ passiert bei unserem Film, wir sehen hier bloß keine Pixel, sonder das belichtete Filmkorn (auch als Kornrauschen bezeichnet).
In der analogen Fotografie tritt der „kornbildende“ Effekt zu allem Überfluss auch gleich zweimal auf. Der Prozess beim vergrößern auf Papier ist, jedenfalls in diesem Bezug der Gleiche! Auch das Papier hat eine aufgegossene Gelatineschicht, in der sich Silberhalogenide befinden. Je nach Entwickler, Temperatur, Lagerbedingungen... kann auch hier sichtbares Korn entstehen. Allerdings wird hier natürlich nicht noch einmal vergrößert.
Aus diesem Grund bestanden Verlage, manche auch heute noch! (besonders im Bereich Werbung/Mode) auf Diavorlagen im Mittelformat.
Bei allen Diskussionen um feinkörnige Filme und Papiere, um Feinstkornentwickler, Rotation oder lieber doch Kippentwicklung, sollte man eines nicht aus den Augen verlieren: Unterschiedliche Endformate haben auch unterschiedliche Betrachtungsentfernungen. Ein 9*13cm Bild betrachte ich aus einer anderen Entfernung als ein 50*60cm Poster oder ein 3*4m Plakat. Gleiches gilt auch für ausdrucke und deren dpi-Zahlen.
Zu den dpi und was sie uns sagen, kommen wir auch noch, wenn wir uns mit Sensoren beschäftigen, don´t Panik!
Sehen wir uns als nächstes die digitale Bildentstehung an.