In freier Natur kann der Beleuchtungskontrast von dunkelster Stelle (tiefer Schatten) zu hellster Stelle (Sonne), 1:1.000.000 betragen. Eine solche Situation kannst Du mit bloßem Auge gerade noch erfassen; auf einem Foto lässt sich dieser Helligkeitsunterschied nicht darstellen.

Das liegt daran, dass Filme, Fotopapier, Bildschirme, Ausdrucke oder Projektoren nur einen begrenzten Kontrastumfang darstellen können! Wenn Du den Belichtungsumfang Deines Mediums kennst, kannst Du Dir ausrechnen, was sich von der herrschenden Lichtsituation auf dem Film unterbringen lässt.

Gerade für die verschiedenen Filmarten, also Schwarzweiß-, Farbnegativ- und Diafilm finden sich im Netz immer wieder sehr voreinander abweichende Angaben bezüglich ihres Belichtungsumfangs. Du solltest, da sich verschiedene Filmfabrikate ebenfalls von einander unterscheiden können, entweder versuchen Werte für den oder die von Dir verwendeten Filme zu finden, oder aber bei echtem Bedarf diese selbst ermitteln.

Bei Projektoren, Fernsehern, sowie digitalen Bilderrahmen wird der Kontrast als Verhältnis angegeben, z.B. 1:300. Das entspricht etwas mehr als 8 Blenden.

Das "richtige Licht" hat eine enorme, künstlerische Bedeutung! Erfolgreiche Fotografen erkennen gutes Licht oder warten den richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Licht ab. Hier liegt eines der großen Geheimnisse guter Bilder.
"Rechtzeitiges Erscheinen sichert gute Plätze", oder "Komme später (bei besserem Licht) wieder!" sind hier mögliche Arbeitsweisen.

Abgesehen von echt groben Fehlern in der Technik Deiner Aufnahmen, ist das Licht meist der wichtigste  Faktor für die Ausdruckskraft eines Bildes.

Dabei hat es drei wesentliche Funktionen:

    •  Es bestimmt die Belichtungszeit.
    • Zusammen mit dem Schatten erzeugt es die Illusion von Raum und Tiefe in Deinem zweidimensionalen Bild.
    • Es gibt der Aufnahme ihre Stimmung.

Wenn es jedoch richtiges Licht gibt, so gibt es auch falsches Licht. Das stimmt und ich beweise es Dir!

SchreinHier siehst Du ein solches Bild. Wir hatten  es schon einmal, es ist de Schrein im Bremer Überseemuseum.  Das Bild entstand während der Mittagszeit, das Licht auf den weißen Wänden war zu stark. Die Schatten unter dem „Schrein“ und am Dach saufen ab, die weißen Wände sind ausgebrannt. Da wir alle zusammen unterwegs waren, hatte ich keine Zeit zu warten bis Du Sonne weiter wandert und den Winkel verbessert, oder eine Wolke das Licht etwas dämpft. Das Ergebnis ist...

Sofern Du irgendwie eine Art Spotmessung hinbekommst, kannst Du den Kontrastumfang relativ einfach ermitteln. Manche moderne Kamera kann das, oder Du hast einen Spotbeli. Wenn DU nach genug an Dein Motiv rankommst, kannst Du natürlich auch einzelne Bildteile ausmessen, achte jedoch auf Deinen Schatten, er darf die Messung nicht verfälschen! Indem Du das Verhältnis der Belichtungszeiten zwischen der / den dunkelsten und der / den hellsten Stellen im Bild bei gleicher Blende bildest, ermittelst Du den Kontrast!
Misst Du an den weißen Wänden z.B. eine Belichtungszeit von 1/2000s und bei gleicher Blende im Schatten am Tempel eine 1/2s, so kannst Du Dir ausrechnen dass das Motiv einen Kontrast von 1:1000 (10LW) aufweist! Zu viel für den Sensor!

Wirklich gute Landschaftsbilder (und nicht nur diese) entstehen in Momenten mit den passenden Lichtverhältnissen! Willst auch Du solche Bilder machen, so darfst Du von Anfang an kein Kompromiss eingehen, da heißt es dann warten oder sein lassen!

Du musst nicht nur Deine Kamera dabei haben, sondern auch sehen, in welchen Fällen kein gutes Bild zustande kommen kann. Für ein optimales Ergebnis, musst Du das richtige Licht abwarten (oder Dir welches machen).

Auch Photoshop und Kollegen beheben nicht jedes Problem. Auch mit EBV werden nur guten Bilder zu wirklich tollen Bildern. Wieso Zeit am Rechner verschwenden, wenn Du Deine "Rohmasse" mit ein wenig Warten und Nachdenken erheblich verbessern kannst.

Weitere Methoden mit dem Helligkeitskontrast fertig zu werden.

In den folgenden Abschnitten folgen drei Beispiele, die Dir Möglichkeiten aufzeigen sollen,  wie Du mit dem Helligkeitskontrast umgehen kannst.

Messung auf die Schatten

Turm im Bremer Universum im GegenlichtEchte Probleme bei der Belichtungsmessung bereiten uns Gegenlichtsituationen. Und das ganz abgesehen von Reflexen und anderen Hässlichkeiten, welche uns eventuell unsere Objektive bei derartigen Gelegenheiten ins Bild bringen!
In solchen Situationen ist der Hintergrund meist sehr hell, das Motiv liegt im Schatten. In einer solchen Situation bringt unser Messautomatik fast nie etwas vernünftiges raus.

Ist der Bildanteil des Hintergrundes zu groß, wird dieser korrekt belichtet, die Schatten geflutet. Anders herum betrachtet, brennen möglicherweise die Lichter aus, wenn Du Dein Motiv richtig groß ins Bild nimmst, so dass diese korrekt belichtet werden. Hier sei der schon mehrfach gesehene schrein, noch einmal ins Gedächtnis gerufen!

Ruhe, kurz mal nachdenken!

Du solltest Dir vor der Aufnahme überlegen: "Worauf kommt es Dir in dem Bild an, was ist Dein Hauptmotiv?"

Willst Du dieses korrekt belichten, so musst Du es gezielt anmessen. Der Hintergrund wird dann zwar  falsch  belichtet (überbelichtet), aber was willst Du machen, das ist ohne weitere Hilfsmaßnahmen bei einem zu großen Helligkeitskontrast nun einmal so!
Die Alternative dazu ist eine Belichtung auf den Hintergrund, welchen Du dann eventuell ein wenig in der Belichtung korrigierst (überbelichtest). In diesem Falle erscheint Dein Motiv als Silhouette, der Hintergrund erweckt den Eindruck von Helligkeit.

Hier musst Du Dich für einen Teil des Bildes entscheiden! Welcher ist Dir wichtig(er) oder unterstützt die gewünschte Bildaussage, der helle oder der dunkle? Falls Du es gezielt machen willst und nicht bloß der Belichtungsmessung der Kamera überlassen willst, misst Du mittels Spotmessung eine der dunklen Stellen an, bei der auf dem Film gerade noch Zeichnung sein soll.

Diese Bildstelle dunkelst Du dann mittels manueller Einstellung um etwa -2,5 LW ab! Bei einem angenommenen Belichtungsspielraum von mindestens 6 Blenden (bei Dir wird er wahrscheinlich größer sein), wird diese Stelle gerade noch Zeichnung aufweisen! Warum das so ist?Ganz einfach. Der Belichtungsmesser misst auf mittleres Grau, das heißt mit dieser Einstellung landet Dein Motiv mitten im Belichtungsspielraum. Wenn Du bei den ermittelten Werten etwa 2,5 Blenden (also den halben angenommenen Belichtungsspielraum abzüglich einem Sicherheitsabschlag von 0,5Blenden) abblendest, so sollte der Teil zwar am Rand des Belichtungsspielraumes liegen, aber noch erkennbar sein.

Falls Du Dein Gerät und Material wirklich gut kennst und weißt, wie groß der tatsächlich darstellbare Kontrastumfang ist, kannst Du natürlich entsprechend andere Einstellungen wählen! Für Sensoren und Filme sind meist 8-9 oder gar 10 Blenden als Belichtungsspielraum anzusetzen. Gerade bei Digitalkameras lässt sich so etwas durch ein paar schnelle Probeschüsse und einer Auswertung am Bildschirm schnell klären. 

Jetzt solltest Du - ohne die eingestellte Belichtung zu variieren (weiterhin mit Spotmessung) den Rest des Bildes kontrollieren! Bei dem hier angenommenen Kontrastumfang von 6LW werden Bildanteile bis etwa +2 oder 2,5 LW noch Zeichnung aufweisen, hellere Stellen fressen aus! Bildanteile dunkler als -3 LW von dem ermittelten Wert werden absaufen.

Eine mögliche Alternative könnte eine selektive Messung darstellen!

Du komponierst das Bild ohne die hellsten Stellen, misst in diesem „Ersatzbild“ die Belichtung und speicherst (merkst Dir) die ermittelten Werte! Ein solches Ersatzbild erhälst Du zum  Beispiel, wenn Du die Kamera so weit nach unten neigst, dass der zu helle Himmel vorläufig aus dem Sucher verschwindet. Andere Teile wie etwa Scheinwerfer, Lampen, Spiegel, reflektierende Fensterscheiben oder Wasserflächen kannst Du für die Messung vielleicht mit der Hand abdecken oder einen Begleiter bitten dieses für Dich zu tun.

Diese letztere Methode hat den Vorteil, sofern es durchführbar ist, das Du die Kamera nicht neu ausrichten und das Bild nicht neu komponieren müsstest!

Hast Du die Belichtung bestimmt, komponierst Du Dein Bild (sofern nötig) im "vollen" Umfang und machst die Aufnahme mit den vorher ermittelten Einstellungen!
Falls die Stellen nur klein sind, welche abzusaufen drohen, könntest Du versuchen diese durch einen Reflektor etwas aufzuhellen und auf diese Weise in den darstellbaren Bereich zu bringen!

Reflektoren  gibt es auch faltbar zu kaufen, kannst Du aber auch aus Pappe und Alu-Folie/ Rettungsdecke selbst bauen, eine andere Möglichkeit ist eine Styropor-Platte. Vielleicht reicht aber auch schon ein Blatt weißes Papier oder ein Stück weißer Stoff, z.B. ein T-Shirt um den Motivwichtigen Teil etwas aufzuhellen und so den Beleuchtungskontrast auf ein darstellbares Maß zu reduzieren. 

Kleiner Tipp für Filmnutzer

Willst (oder musst) Du bei einer Belichtung auf die Schatten das Letzte aus dem Film herausholen, kannst Du es mit einen Trick versuchen! Der Trick heißt - VORBELICHTUNG.
Da wir den Aufbau und die Funktion von Filmen noch nicht betrachtet haben, eine kurze Erklärung vorab:

Bevor sich auf Deinem Film überhaupt irgend etwas tut, muss die sogenannte Belichtungsschwelle überwunden werden. Dieses ist eine minimale Lichtmenge die auf den film einwirken muss. Erst ab dem Überschreiten dieser Lichtmenge kann auf dem Film überhaupt ein "Bild" entstehen!

Im täglichen Gebrauch ist die Belichtungsschwelle eigentlich kein Problem, jedoch in Fällen wie den hier betrachteten, wo es auf jeden Lichtstrahl ankommt, wird sie das manchmal schon!
Durch Vorbelichten kannst Du Deinem Film "Starthilfe" geben, so dass alles Licht, was auf den Film fällt, sich dort auch tatsächlich auswirken kann.
Diese Methode kannst Du nutzen, wenn Deine Kamera die Möglichkeit zur Doppelbelichtungen hat. Du belichtest auf ein Negativ „einfach“ zwei Bilder.

Wie machst Du eine Vorbelichtung?
Das erste Bild machst Du auf eine neutrale Fläche ohne Struktur, z.B. den wolkenlosen Himmel oder Deine Graukarte! Dazu brauchst Du jedoch eine Belichtungskorrektur von etwa -5 LW. Diese Belichtung sollte ausreichen die Belichtungsschwelle zu überwinden. Aber das Negativ sollte hierdurch jedoch keinerlei Zeichnung erhalten und ist auch noch völlig dunkel. Jedoch ist nun schon die kleinste Lichtmenge imstande, Zeichnung auf dem Film hervorzurufen.

Auf, bzw. über dieses erste "Bild" nimmst Du mit der zweiten Belichtung Dein eigentliches Bild auf. Aufgrund der Vorbelichtung kann sich dieses zweite Bild, ohne Opfergaben an die Belichtungsschwelle, auf dem Negativ auswirken.

Auch hier findest sich jedoch noch Raum für Optimierungen. Natürlich kannst Du durch Versuche ermitteln, mit wie viel LW Korrektur Du den verwendeten Film für optimale Ergebnisse vorbelichten musst.

Falls Deine Kamera keine Doppelbelichtung zulässt, kannst Du den Film auch außerhalb der Kamera vorbelichten, etwa in der Dunkelkammer. Verständlicherweise ist dieses Verfahren etwas aufwendiger, deshalb werde ich hier nicht weiter darauf eingehen.

Ob Vorbelichtung mit digitalen Kameras auch funktioniert - keine Ahnung, probier es doch mal aus! Über eine kurze  Info würde ich mich freuen.

Da die Schatten sicherlich nicht immer das bildwichtigste Element sind, hier kommt die Messung auf die Lichter.

Glasdach im Bremer ÜberseemuseumDie Messung auf die Lichter (wer hätte das gedacht) ist das Gegenteil der Messung auf die Schatten. Mit Spotmessung misst Du die, bzw. eine der hellsten, bildwichtigen Stellen. Den auf diese Weise gefundenen Wert erhöhst Du um etwa +2,5 LW, alles weitere läuft wie bei der Messung auf die Schatten.

Mehr oder weniger unbeteiligte Opfer dieser Messmethode sind, sofern der Helligkeitskontrast zu groß ist, logischerweise die Schatten. 

Anmerkung

Beide Meßmethoden sind natürlich nicht nur Hilfsmittel für extreme Lichtsituationen oder zu hohem Helligkeitskontrast, das ist bewusste Bildgestaltung! Für beide Meßmethoden ist es außerdem (selbstverständlich), nicht verboten eine Belichtungsreihe mit verschiedenen Korrekturwerten zu machen!

Vor allem dann, wenn Du analog arbeitest!

Bevor Du Dich für eine Methode entscheidest, solltest DU ganz bewusst erst einmal das Bild auffassen und beurteilen. Bei extremen Beleuchtungssituationen solltest Du zuerst den Helligkeitskontrast ermitteln, indem Du die dunkelsten Schatten und die hellsten Lichter anmisst.

Ist dieser für Dein Medium beherrschbar, ist alles gut, wenn nicht, gibt es immer noch Hilfsmittel, auf die ich hier nicht erst einmal nicht eingehen mag, weil dieses zu weit führen würde.

Für denjenigen, der seine Filme (egal ob S/W, Farbe oder Dia) nicht selbst entwickelt, fallen Tricks mit Belichtungskorrekturen, auf jeden Fall beim „Discounter Labor“, ohnehin aus.

Eine Möglichkeit oder auch Kombination ist die Zweipunktmessung.

Zweipunktmessung ist ein weiteres Mittel zur Belichtungsmessung. Wie der Name schon vermuten läßt, erfordert sie die Möglichkeit der Spotmessung. Du misst in Deinem Motiv sowohl eine helle als auch eine dunkle Stelle an, in denen Du noch Zeichnung haben möchtest. Dieses Vorgehen setzt natürlich voraus, das diese nicht aus dem Belichtungsumfang Deines Mediums herausfallen!

Von den gefundenen Messwerten nimmst Du den Mittelwert für die Belichtung. In diesem Fall ist es eindfacher die Belichtungen als Lichtwerte zu messen und den Durchschnitt hieraus zu berechnen. Erst danach rechnest Du in Blenden und Zeiten um.

Errechnest Du stumpf aus Blenden oder Zeiten den Mittelwert, erhältst Du ein falsches Ergebnis. 1/8 und 1/500 sind? 

Der richtige Mittelwert ist 1/60sec.

Durch die (richtige) Berechnung des Mittelwertes verteilst Du wichtige Schatten und Lichter gleichmäßig um 18% Grau und nutzt dadurch den Belichtungsumfang Deines Mediums optimal aus. Alles was außerhalb dessen liegt fällt natürlich auch bei dieser Methode "hinten runter".

Diese Messemthode hat nichts mit Integralmessung zu tun! Hier wird  unabhängig von der Größe der einzelnen Motivteile die ermittelten Helligkeiten verrechnet!

Beispiel

Du ermittelst LW 6 und LW 13 für den Kontrastumfang, dies entspricht 8 Lichtwerten (1:256).
Gerechnet ergibt sich ein Mittel von LW10, dies entspricht z.B. f/4 bei 1/60s.

Misst Du bei jedoch bei einer eingestellten Zeit von1/60 sec die Blendenwerte an den gleichen beiden Punkten so erhältst Du f/1,4 und f/11 (7LW). Als Durchschnitt errrechnest Du, jedenfalls rein mathematisch,  Blende6,4. Falls Du nur mit ganzen Blendenschritten arbeiten kannst, könntest Du entweder f/5,6 oder F/8 bei 1/60s einstellen.
Deine Belichtung liegt einen bis zwei LW daneben, was sich auch nicht wesentlich verbessert,  wenn Du halbe oder drittel Blenden einstellen kannst.

Bilde zur Probe die Blendenreihe zwischen 1,4 und 11!  Du siehst es sofort, richtig ist f/4!

Die Verwendung zusätzlicher Messpunkte stellt eine Verfeinerung dieses Verfahrens dar.
Wichtig ist, dass Du in den Lichtern und in den Schatten jeweils die gleiche Anzahl anmisst. Auch Punkte mittlerer Helligkeit können mit dazu genommen werden! Auch hier wird die durchschnittliche Belichtung als LW bestimmt! Je mehr Messpunkte Du nutzt, desto toleranter gegenüber kleineren Fehlern bei einzelnen Messpunkten wird die Methode. Sie wird natürlich auch zeitaufwändiger. Bei schnell wechselnden Lichtverhältnissen also eher ungeeignet.

Damit haben wir das Kapitel Belichtungsmessung beendet. Die Belichtungsmessung wird uns natürlich weiterhin begleiten. Nachdem wir schon so viel Film und Sensor behandelt haben, beginnt das nächste Kapitel auch direkt mit den "Speicher"-Medien, welche wir ein im Folgenden ein wenig genauer betrachten wollen.

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