Die Existenz von Drachen wird in Japan im Jahre 713 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Vermutlich wurden sie durch buddhistische Mönche aus China „mitgebracht". Neben der Verwendung in religiösen und Erntedank-Zeremonien, wurden sie auch dort oft zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. Jedoch waren anfangs nur wohlhabende Samurais in der Lage, sich Drachen aus teurem Papier zu bauen.

Ein japanisches Wörterbuch aus dem Jahre 981 verzeichnet erstmalig ein japanisches Wort für Drachen „Komi Tobi". Übersetzt bedeutet das Papierfalke und lässt vermuten, dass die Drachen vogelartig geformt waren.

Später, mit Hilfe neuartiger Techniken wie dem Holzdruck, wurde der Drachen populärer und mit aufwendigen Farbmotiven dekoriert. In den unruhigen Kriegsjahren des 15. und 16. Jahrhunderts verlor der Drachen an Bedeutung, die aber in den folgenden Jahren dann langsam wieder wuchs.

Die kunstvollsten Drachen stammen aus der EDO-Periode (1603-1867). Während dieser Zeit war Japan für Ausländer weitgehend verschlossen. Verschiedene regionale Designs entstanden, darunter der Sode Dako und der Rokkaku. Beide Typen sind auch heute noch im Westen sehr beliebt und oft gebaut. Heute zählt man 87 historische Drachenzentren über das ganze Land verteilt und etwa 130 verschiedene Drachen-Stile und -Typen. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Drachenfliegen in Shirone, Sanjo und Imamachi populär, seit dieser Zeit werden dort Drachenwettkämpfe durchgeführt. Ihren Ursprung haben diese Wettkämpfe vermutlich in Machtkämpfen von Großgrundbesitzern, die zu beiden Seiten von Flüssen ihre Reisfelder besaßen.

Traditionell werden diese Kämpfe mit etwa 3 m großen Rokkaku-Dako oder dem 0-Dako durchgeführt. Sie werden von beiden Seiten der Flussufer geflogen. Die Drachen fliegen dabei über dem Fluss, und jedes Drachenteam versucht, die Leine des Gegners zu durchtrennen. Diese 200 Jahre alten Spektakel hatten einen willkommenen Nebeneffekt: Die meist schlecht befestigten Deiche an den Ufern  wurden häufig bei starken Regenfällen weggeschwemmt. Das Stampfen und Trampeln der Mannschaften beim Fliegen ihrer Kampfdrachen befestigte die Uferdeiche. (In Norddeutschland verwendet man dazu Schafe.)

Ein frühes Beispiel eines manntragenden Drachens wird aus dem 12. Jahrhundert berichtet - Ein Krieger namens Minamoto-noTametomo, welcher gemeinsam mit seinem Sohn auf einer Insel vor der Küste im Exil leben musste, baute einen großen Drachen mit dem beiden die Flucht auf das Festland gelang.

Im Jahre 1712 soll der japanische Dieb, Kakinoki Kinsuke mittels eines manntragenden Drachen in die Festung Nagoja eingedrungen sein und Teile von goldenen Delfin-Statuen gestohlen haben. Dieses Unternehmen soll ihm zwar gelungen sein, er wurde jedoch später gefangen und exekutiert.

Große Drachen sollen auch als Kräne verwendet worden sein, um Baumaterialien beim Bau von Türmen in die Höhe zu transportieren.

Mit der Zeit entstanden viele Volksfeste, bei denen Drachen eine zentrale Bedeutung hatten. Beispiele sind das japanische Neujahrsfest und der Tag der Jungen am 05. Mai.
Zum Erntefest werden traditionell Reisähren an Drachen befestigt als symbolischer Dank für eine gute Ernte.
Andere Drachen sind mit dem Gesicht eines Dämonen verzieht und sollen als Talisman gegen das Böse wirken.
Eines der bekanntesten und beliebtesten Drachenfestivals ist das von Hamamatsu. Dort treten verschiedene Drachenteams gegeneinander an, mit bis zu 2.000.000 Zuschauern.

Glückwunsch-Drachen werden auch heute noch den erstgeborenen Söhnen geschenkt, mit aufgemalten traditionellen Helden oder Göttern sollen die Kinder auf ihren Weg in das Erwachsensein leiten und beschützen.

Die meisten japanischen Drachen fliegen ohne Schwanz. Es ist dort allgemeine Auffassung, dass ein Drachen, welcher zum Fliegen einen Schwanz benötigt schlecht gebaut ist. Bei starkem Wind werden jedoch an verschiedenen Drachenmodellen Schwänze verwendet.

Riesige Drachen waren in Japan immer beliebt und bei einigen der bekannten Drachenfestivals werden diese auch heute noch geflogen. Während der zweiten Juniwoche kämpfen je zwei Teams aus Shirone von den gegenüberliegenden Ufern des Flusses mit 5*7m großen Drachen gegeneinander. Gewonnen hat das Team, welches den Drachen des Gegners zum Absturz bringt oder in den Fluss ziehen kann.

Der größte Drachen Japans war ein Wan Wan mit einer Gesamtbreite von 24m. Ein solcher Drachen, welcher 1914 hergestellt worden war, wog 2,8to und benötigte 150 bis 200 Männer um ihn zu fliegen. Die Schwänze waren über 150m lang und wie die Flugleine aus Ankerseilen von Schiffen gemacht. Gelegentlich war der Wind zu stark um ihn herunterzubringen und der Drachen mussten verankert bleiben, bis der Wind abflaute und man ihn wieder einholen konnte.

Die größten Drachen werden heute noch in Hoshubana am Jungentag (5. Mai) geflogen. Vor etwa 200 Jahren sagte ein örtlicher buddhistischer Priester den Bauern, dass das Fliegen von Drachen am Himmel (dort wo Regen, Wind und Gewitter herkommen) die Götter erfreuen würde und einen beruhigenden Einfluss auf das Wetter habe. Dieses würde dann gemäßigter und vorteilhafter für die Produktion an Seidenraupen.
Die Bauern begannen kleine Drachen zu bauen und zu fliegen und mit dem Wohlstand wuchsen auch die Drachen. Heute baut man dort große Drachen von über 15m Länge und 11m Breite mit einem Gewicht von über 800kg. Dafür werden bis zu 1500 Bogen Papier (1 Bogen 32*48cm) verwendet und es braucht 100 Männer um diese Drachen zu transportieren und zu fliegen. Diese Drachen werden auch „100 Matten Drachen" genannt, nach der Tami Matte, welche eine Standartgröße hat und in jedem japanischen Haushalt zu finden ist.

Neben der Herstellung von einigen der größten Drachen der Welt, gibt es in Japan eine jahrhundertealte Tradition winzige Drachen herzustellen, von denen manche nur wenige Millimeter groß sind.

Leider verliert das Drachenfliegen in Japan immer mehr an Bedeutung aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte, der hohen Bauten und der vielen Stromhochleitungen. Man müsste von Tokio aus etwa 2 Stunden fahren um einen geeigneten Platz zum Drachenfliegen zu finden.
Die alten Drachenbaumeister sterben und ihre Söhne und Töchter haben keine Lust das aufwendige und wenig Geld einbringende Handwerk zu erlernen. Lehrlinge benötigen etwa 4-5 Jahre (ohne Bezahlung) zum Erlernen des Handwerks. Es braucht zwei bis drei Jahre um gerade Linien und Kreise mit dem Pinsel auf die korrekte Weise zu malen. Daher sind es heute meistens Hobbyisten, welche heute noch traditionelle Drachen anfertigen und fliegen.

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