Arbeiten mit Blitzlicht
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Sieben
- Veröffentlicht: 24. Februar 2012
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Arbeiten mit Blitzlicht
Zunächst wollen wir anhand eines Beispiels sehen, welche Möglichkeiten der Belichtung sich bieten.
Für ein kurzes Beispiel soll ein Raum mit Kunstlicht (Glühlampen) erhellt sein. Unser Motiv befinde sich 2 Meter vor der Kamera. Wir ermittelt 1/15 Sekunde bei Blende 4, dies entspricht LW 8 bei 100 ASA.
Wir haben drei Möglichkeiten zur Belichtung, jede wird ein Foto unterschiedlicher Stimmung ergeben.
- Wir nutzen das vorhandene Licht indem wir die ermittelte Zeit- / Blendenkombination verwenden. Auf dem Bild wird der ganze Raum von vorne bis hinten gleichmäßig erleuchtet erscheinen. Der Grundfarbton in der Aufnahme ist wegen der Glühlampenbeleuchtung rötlich, die lange Verschlusszeit (Stativ) lässt Bewegungen unscharf erscheinen. Wegen der stark geöffneten (kleinen) Blende wird auch der Hintergrund unscharf dargestellt.
- Wir nutzen in der dargestellten Situation das Blitzlicht mit dem wir hier voll hinein blitzen. Wir stellen die kürzeste Synchronzeit ein mit Blende 5,6. Die Blitzleistung wird auf das Motiv in zwei Metern Entfernung abgestimmt, dies entspricht etwa LZ 11 (Blende 5,6 mal 2 Meter = 11,2).
Bei diesen Einstellungen hat das Umgebungslicht hat keine Chance mehr, er erfährt eine Unterbelichtung von 5 LW.
Das Bild wird folgendes zeigen: Unser Motiv in zwei Metern Entfernung ist richtig belichtet, Objekte in halbe Entfernung (1m) sind um zwei LW überbelichtet, in doppelter Entfernung (4m) um zwei LW unterbelichtet. Schon in 6 Metern ist nichts mehr zu erkennen, denn der Raum verliert sich völlig im Dunkeln, da sich das umgebungslich bei der kurzen Belichtungszeit nicht mehr auf Film/Sensor auswirken kann. Durch die kleine Abbrenndauer des Blitzes wird jede noch so schnelle Bewegung (wenigstens im Vordergrund) knackig scharf abgebildet. - Wir nutzen eine Kombination aus den beiden vorher vorgestellten Möglichkeiten. Anstelle der ermittelten Blende 4 wählen wir 5,6, die Verschlusszeit lassen wir bei 1/15 Sekunde. Dadurch erhalten wir eine Unterbelichtung von 1 LW, der Film/Sensor erhält aus Verschlusszeit und Blende nur die halbe!!! benötigte Lichtmenge. Die andere, noch fehlende Hälfte fügen wir mittels Blitz hinzu. Dazu wählen wir auch am Blitz eine Minuskorrektur von 1 LW, dies entspricht LZ 8. Damit erhält das Motiv in der Distanz von 2 Metern vom Blitz genau die halbe für eine korrekte Belichtung notwendige Lichtmenge.
Was zeigt jetzt das Bild?
Das Motiv in 2 Metern Entfernung ist richtig belichtet, das "Tageslicht" des Blitzes sorgt für eine einigermaßen natürliche Wiedergabe der Farben, aufgrund der kurzen Abbrenndauer wird das Motiv, sofern es sich nicht schnell bewegt, scharf erscheinen. Falls es sich bewegt hat, wird dem scharfen Kernbild ein leicht unscharfes Bild überlagert sein, welches Bewegung andeutet. Im Hintergrund wird der Raum erkennbar sein, stimmungsvoll leicht dunkler als das Hauptmotiv, wahrscheinlich mit der rötlichen Grundfarbe der Glühlampenbeleuchtung.
Diese Art zu belichten nennt man Langzeitsynchronisation. Wir erkennen an diesem Beispiel, dass wir durch Mischung von vorhandenem Licht und Blitzlicht die Wirkung des Bildes stark beeinflussen können. Die verschiedenen Parameter möchte ich nochmals kurz zusammenfassen.
• Die Verschlusszeit steuert nur den Einfluss des Umgebungslichts, da der Blitz selbst kürzer ist.
o Längere Verschlusszeit: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird heller abgebildet.
o Kürzere Verschlusszeit: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird dunkler abgebildet.
• Die Blitzleistung steuert die Reichweite bzw Helligkeit des Vordergrundes.
o Größere Blitzleistung: Die Reichweite nimmt zu. Objekte im Vordergrund werden heller abgebildet.
o Kleinere Blitzleistung: Die Reichweite nimmt ab. Objekte im Vordergrund werden dunkler abgebildet.
• Die Blende steuert sowohl die Reichweite als auch den Einfluss des Umgebungslichts.
o Größere Blende: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird heller abgebildet. Die Blitzreichweite nimmt zu.
o Kleinere Blende: Vom Blitz nicht erreichter Hintergrund wird dunkler abgebildet. Die Blitzreichweite nimmt ab.
Durch Blitzen mit langer Verschlusszeit entsteht bei bewegten Motiven zusätzlich zu dem, durch den Blitz eingefrorenen scharfen Kernbild, ein überlagertes Bild mit Bewegungswischern. Um dieses Gleichgewicht zwischen vorhandenem Licht und Blitzlicht zu schaffen, besitzen die meisten modernen Kameras eine Langzeit-Blitzautomatik. Symbolisiert wird diese Funktion durch das Kürzel "Slow" neben dem Blitzzeichen oder ein Piktogramm, z.B eine Person unter Sternenhimmel.
Arbeiten mit Blitzlicht