Die X-Synchronzeit

Die ganze Erklärung über die Blitzbrenndauer ist zwar für sich gesehen ganz schön und gut, nützt allerdings wenig, wenn man nicht die Belichtungszeit der Kamera betrachtet. Die Blitzbrenndauer und die Belichtungszeit der Kamera müssen nämlich noch aufeinander abgestimmt, oder, wie man sagt synchronisiert werden!

Wie wir im letzten Abschnitt gelernt haben, leuchtet der Blitz nur sehr kurz, deshalb muss zu diesem Zeitpunkt der Kameraverschluss auch vollständig geöffnet sein.
Wie wir aus Kapitel Eins wissen, erreichen Schlitzverschlüsse zwar sehr kurze Belichtungszeiten, öffnen allerdings (ab einer gewissen Belichtungszeit) während dieser Zeit nie vollständig.
Der erste Verschlussvorhang wandert los und gibt den Film frei, der zweite Verschlussvorhang schließt jedoch bereits wieder, bevor das ganze Filmformat freigegeben worden ist. Es wandert daher ein Lichtspalt über den Film, dessen Breite mit kürzer werdender Belichtungszeit ebenfalls immer schmaler wird. Der ganze Film hat zwar die gleiche Lichtmenge erhalten, genau betrachtet allerdings zu unterschiedlichen Zeiten!

Aufgrund dieses unterschiedlichen Zeitpunktes der Belichtung ergibt sich für Schlitzverschlüsse eine untere Grenze der zum Blitzen nutzbaren Belichtungszeit! Dieses ist die kürzeste Zeit, innerhalb welcher der Verschluss gerade noch vollständig geöffnet wird. Diese Zeit wird X-Synchronisationszeit genannt und wird bei Kameras in den technischen Daten angegeben. Moderne Kameras stellen diese Zeit automatisch ein, sofern das eingebaute Blitzgerät aktiviert, oder ein externes Blitzgerät mit der Kamera verbunden wird. Nur bis zu dieser Zeit ist "konventionelles" Blitzen möglich! Es gibt auch andere Möglichkeiten, zu denen wir noch im Verlauf dieses Kapitels noch kommen werden,  jedoch lohnt sich hier eine etwas genauere Betrachtung der Vorgänge.

Zur Verdeutlichung! Wird ein Blitzgerät bei einer kürzeren Verschlusszeit als der X-Synchronzeit gezündet, so kann nur ein Streifen des Negativs mittels Blitzlicht belichtet werden, manche Teile erhalten kein Blitzlicht, weil dieses an dem vorbei wandernden Verschlussvorhang abgeprallt ist.
Mit Verschlusszeiten länger als der X-Synchronisationszeit kann problemlos fotografiert werden, der Verschluss ist auf jeden Fall komplett geöffnet. Ob Du dann Verwischungen oder andere Phänomene auf Deinen Fotos hast, ist etwas völlig anderes!
In dieser Betrachtung geht es jetzt erst einmal ausschließlich darum, das man mit längeren Zeiten als der X-Synchronzeit fotografieren kann, welches in manchen Publikationen bestritten wird.
Ob Deine Kamera dieses verhindern möchte und wie wirkungsvoll sie dieses dann tatsächlich auch tut, ist wieder etwas ganz anderes.

Die X-Synchronisationszeit ist eine wesentliche Funktionen einer Kamera, sofern es um Blitzfotografie geht - je kürzer desto besser! Eine kurze Synchronzeit macht die Kamera zwar teurer, der Versuch jedoch, eine lange Synchronzeit durch erhöhte Blitzleistung auszugleichen geht aber bedeutend mehr ins Geld. Die meisten Kameras haben eine X-Synchronzeit zwischen 1/60s (Einsteiger-Kamera beziehungsweise älteres Modell) und 1/300s (Topklasse für professionellen Gebrauch), bei derzeit aktuellen Kameras sind es meist 1/200 sec.

Exkurs!
Das "X" in X-Synchronisation hat historischen Ursprung. X-Synchronisation für Elektronenblitzgeräte und M-Synchronisation für Magnesiumblitzbirnen. Blitzbirnen, welche Magnesiumfäden verbrannten, mussten geringfügig vor dem Öffnen des Verschlusses gezündet werden, damit sie sich vollständig entzündet hatten und brannten dann während der gesamten Belichtungszeit. Als erste Elektronenblitzgeräte auftauchten, mussten diese zu einem anderen Zeitpunkt gezündet werden, deshalb entstand die X-Synchronisation. Manchmal findet man noch eine alte Kamera mit Möglichkeit für x- und M-Synchronisation.

Exkursende!

Weiter geht es mit der Kurzzeitsynchronisation, einer vermeintlichen Möglichkeit, die X-Synchronzeit doch zu unterschreiten. Schauen wir mal!

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