Die hyperfokale Entfernung
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Vier
- Veröffentlicht: 23. Februar 2012
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Die hyperfokale Entfernung oder auch der Nah-Unendlich-Punkt
Ein Beispiel (ohne Bild):
Du fotografierst eine Person in etwa 5m Entfernung. Die Schärfentiefe reicht bei der verwendeten Blende z.B. 11 von 3,5m bis 10m. Im Schärfebereich ist aber nur die fotografierte Person! Der herrliche Strand, das Meer – alles ist unscharf!
Wenn Du doch die Blende noch weiter schließen könntest... ( f/16 - 3m bis Unendlich, oder f/22 mit 2m bis Unendlich!)
Die Lichtverhältnisse erlauben Dir dieses jedoch nicht, Verwacklung droht. (Verdopplung der Blendenzahl bedeutet: Vervierfachung der Belichtungszeit!) Dein Stativ steht zu Hause, war für den Urlaub zu schwer und zu groß.
Was passiert, wenn Du auf 7m fokussierst? Du kannst auf Deiner Skala ablesen, dass der Schärfenbereich zwar erst bei 3,5m anfängt, aber dafür bis Unendlich geht.
Das würde bedeuten, dass sowohl die Person als auch der wunderbare Ferien-Hintergrund scharf abgebildet würden! Der Blick durch den Sucher wird Dich allerdings sehr irritieren: Alles erscheint etwas unscharf! Hier lautet die Devise: Abblendtaste nutzen! Ansonsten musst Du auf Dein Wissen vertrauen und das unscharfe Sucherbild hinnehmen.
Die Vorgehensweise ist, wie Du lesen konntest, ganz einfach:
Du stellst eine geeignete Blende ein, zum Beispiel: f/11. Dann stellst Du die Entfernung so ein, dass Unendlich auf der Schärfentiefenskala der 11 gegenüberliegt. Auf der anderen Seite der symmetrischen Skala kannst Du jetzt an der zweiten 11 ablesen, wo der Schärfenbereich anfängt. Vielleicht reicht es ja!
Wie schon geschrieben: Die Verteilung der Schärfentiefe vor und hinter dem fokussierten Objekt variiert mit eingestellter Entfernung: mit zunehmender Entfernung wächst der Anteil hinter dem fokussierten Objekt; er wird extrem, wenn die Unendlich-Einstellung noch gerade eben in den Schärfebereich gelegt werden kann.
Du solltest Dir deshalb Gedanken über die Schärfentiefe machen, nutze sie richtig. Stelle sie für Landschaftsfotografie nicht willenlos auf Unendlich, denn 2/3 Schärfentiefe hinter dem Horizont nützen wenig, zumal selbst der Horizont nicht optimal scharf sein wird. Du willst den Horizont scharf abgebildet haben? Stelle die Distanz so ein, dass der Schärfebereich bei der gewählten Blende gerade bis Unendlich reicht.
Durch gezielte Veränderung der Schärfentiefe hast Du ein wirksames Gestaltungsmittel für Deine Bilder!
Du kannst ungeeigneten Hintergrund (etwa eine hässliche Mauer) in Unschärfe verschwinden lassen, Du kannst Hauptpersonen allein durch die Lage der Schärfentiefe hervorheben, Nebenpersonen „verschwinden“ oder optisch unwichtig erscheinen lassen. Du kannst versuchen auch Personen, die nicht in einer „bildlichen“ Ebene vor Deiner Kamera stehen, alle gleich scharf abgebildet erscheinen zu lassen.
Ich nutze immer als Eselsbrücke für die Schärfentiefe:
Die kleinen Einwegkameras haben meist 400ASA (um die kleine Blendenöffnung und damit lange Belichtungszeit auszugleichen), sind auf Unendlich scharf gestellt (großer Abstand, kleiner Maßstab) und haben Weitwinkelobjektive (kurze Brennweite, kleiner Maßstab). In dieser Kombination ist der Bereich der Schärfentiefe so groß, das er fast von der Naheinstellgrenze bis nach Unendlich geht, deshalb braucht man mit diesen Geräten auch nicht zu fokussieren! (ähnliches gilt für Telefonkameras)